„Ach willst du die Party schon verlassen? Sie hat doch gerade erst angefangen!", die gehässige Stimme schwang in ein Lachen um. Ich wollte nichts sagen, wollte einfach weiter gehen, doch die Stimme verschwand nicht. „Hast dich ja heute richtig schick gemacht.", und auch das Gehässige in seiner Stimme verschwand nicht. Nichts verschwand. Es war alles real. „Wenn du so aufreizend rumläuft musst du dich gar nicht wundern, dass die Jungs denken du bist leicht zu haben." Warum verfolgst du mich? Die Party ist doch in der anderen Richtung. Wir sind doch schon weit davon entfernt. Sind schon fast im Moor.", fast völlig abgeschieden. Fast alleine, nur wir zwei. „Warum läufst du denn weg? Hat es dir nicht gefallen? Waren die Jungs nicht nett zu dir? Sie haben sich doch so gut mit dir unterhalten. Und ihr habt so viel miteinander gelacht.", nun schallte wieder sein Lachen zu mir herüber. „Und weißt du worüber sie gelacht haben?! Über mich!", selbst die durch die Tränen entstandene zitternde Stimme konnte die Wut in meiner Stimme nicht verschleiern. Ich schaute zwar leicht über meine Schulter doch wagte es nicht mich komplett umzudrehen. Das Lachen begann von neuem und war nun noch lauter als zuvor. „Halts Maul! Du bist an allem schuld!", meine Stimme drang durch das Moor. „Ich? Was hab ich mit deinem erbärmlichen Leben zu tun?" „Du hast es ihnen erzählt du hast ihnen alles erzählt! Alles!", ich drehte mich um und da stand er. In einem Swat-Kostüm und grinste mich an. „Muss ich ganz vergessen haben.", und wieder fing er an zu lachen. Er hatte Spaß, Spaß daran mich leiden zu sehen. Ich atmete immer schwere und merkte wie alles in mir hochstieg.
„Gott bist du eine Heulsuse, lächerlich.", aber diesmal lachte er zu laut, so laut, dass ich durchdrehte. Ich rannte, mit Tränen und blanker Wut in den Augen, auf ihn zu und schlug ihm ins Gesicht. Ruckartig drehte er sich weg aber trotzdem erwischte ich ihm im Gesicht. Wenn er Glück hatte, hatte ich nur seine Wange getroffen, wenn ich Glück hatte, hatte ich genau sein Auge getroffen. „Spinnst du!", jetzt drehte auch Justin auf. Im nächsten Moment spürte ich einen kräftigen Stoß und knallte mit voller Wucht auf den schlammigen Boden. Reflexartig verschränkte ich die Arme vor dem Gesicht, als Justin zum nächsten Schlag ausholen wollte, trat ich ihm mit voller Kraft in die Seite. Er taumelte zurück und hielt sich schwer atmend die Hand an die seitlichen Rippen. „Du kleine Schlampe ich mach dich fertig!", und erneut holte er zum Schlag aus doch auch diesmal war ich schneller und wich ihm aus. Justin drehte sich zwar nun wieder nach mir um aber konnte mich nicht fassen und ich setzte zum Gegenschlag an. Jetzt war es Justin der auf dem schlammigen Boden lag. Doch der Kampf war immer noch nicht um. Justin faste mich und warf mich ebenfalls auf den Boden. Wie verrückt und ohne Plan schlugen wie aufeinander ein. Endlich hatte ich die Oberhand gewonnen. „Ich mach dich fertig!", schrie er mich zwischen den Schlägen an und er hatte Recht. Wenn das hier vorbei ist, würde er zur Polizei gehen und mein Leben wäre vorbei. Er würde alle meine Rachepläne zerstören. Alles wäre vorbei und ich wäre die Böse. Aber ich bin nicht die Böse, ich bin die, die für Gerechtigkeit sorgt und deshalb sage ich, wann es vorbei ist! „Ich sage wann es vorbei ist!", schrie ich ihn an und griff nach einem Stein, der zwar etwas weiter weg von Justin lag. Völlig außer Sinn schlug ich immer wieder auf ihn ein. Er hätte einfach leise sein sollen. Er hätte niemandem etwas erzählen sollen. Er ist doch selbst daran schuld.
Und dann war es still, völlig Stille. Das Einzige was ich noch hörte war mein eigener Atem und das schnelle, laute schlagen meines Herzens. Justin lag unter mir, er lag ganz still da. Seine Augen waren geschlossen. Am Kopf floss ihm Blut herunter und vermischte sich am Kinn mit dem Blut aus dem Mund und dem Schlamm. Er lag einfach nur da und bewegte sich nicht mehr. Er sagte kein Wort, noch nicht mal ein Stöhnen kam über seine Lippen. Vorsichtig tippte ich ihn an, aber er rührte sich nicht. Nichts passierte. Ich hielt ihm meine zittrige Hand unter die Nase um seinen warmen Atem zu spüren. Doch da war kein armer Atem, da war gar kein Atme. Er war tot und ich hatte ihn umgebracht.
Ich habe gerade einen Menschen umgebracht, wegen eines dummen Streiches. Ich stand langsam auf und entfernte mich von Justin. Mir schmerzte alles, die Rippen, die Arme und mir floss ebenfalls Blut an der Wange herunter. War es das wert gewesen? Ich weiß es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Wie betäubt lief ich durch das Moor, zurück nach Hause. Was mit Justin war, war mir egal. Was mit mir nun geschehen würde war mir auch egal. Ich hatte sowieso nichts zu verlieren. Ich lief und lief einfach weiter und mit jedem Schritt ließ ich das eben geschehene immer weiter hinter mir.
Am nächsten Tag schrieb mich Jonas an ob wir uns treffen könnten und über das reden könnten was gestern passiert ist. Aber ich wollte nicht reden. Es half doch sowieso nichts. Also schrieb ich ihm, dass es mir nicht gut ging. Was noch nicht mal gelogen war. Ich hatte mehrere blaue Flecken und Abschürfungen an den Beinen. Mir tat einfach alles weh. Durch Jonas Nachricht musste ich wieder an das Kostüm denken. Am liebsten hätte ich es nach den gestrigen Ereignissen verbrannt, da es aber geliehen war konnte ich das schlecht. Also steckte ich es in die Waschmaschine, wo es jetzt schon die dritte Runde dreht. Nicht weil es immer noch schmutzig war, sondern weil ich einfach nur auf Nummer sicher gehen wollte, dass es am Ende unmöglich war Blut daran nachzuweisen. Den Rest meines Wochenendes verbrachte ich mit fernsehen. Die Tatsache, dass jeden Moment die Polizei bei mir stehen würde machte mir nichts aus. Ich hatte mit dem gestrigen Geschehen abgeschlossen. Was geschehen ist, ist geschehen und vermissen werde ich Justin auch nicht. Wenn die Polizei kommen sollte würde ich ihr sagen, dass es ein Unfall war, dass ich ihn nie töten wollten. Ich würde einfach behaupten Justin wollte mich vergewaltigen und dann habe ich mich nur gewährt. Dann noch ein paar Tränen vergießen und schon erscheine ich noch glaubwürdiger. Außerdem war niemand da der meine Aussage hätte wiederlegen können. Es gab also nichts worüber ich mir Sorgen machen musste.

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Revenge
Gizem / GerilimDurch eine Wette gedemütigt, verletzt und ausgenutzt. Rächt sich Mara an ihren vier Klassenkameraden. Sie sollen den selben Schmerz erfahren den sie selbst verspürt hatte. Doch was als harmloser Streich begann gerät mehr und mehr außer Kontrolle und...