Die ganze Fahrt lang schaute ich aus dem Fenster. Der Regen und der von Wolken behangene Himmel hüllten die Umgebung mit einem dunklen Schleier ein. Die Farben waren verschwunden und auch die Menschen verschwanden, entweder unter großen Regenschirmen oder unter großen Kapuzen. Es war ein freudloses Spiel. Als ich an meiner Station ausstieg, zog nun auch ich meine schwarze Kapuze auf und lief so schnell wie ich konnte Nachhause.
Ich schloss die Tür auf, zog meine Jacke aus und schmiss diese direkt auf den Kleiderständer neben der Tür, schnappt mir wieder meinen Rucksack, den ich für das Ausziehen der Jacke auf den Boden geschmissen hatte, und ging die Treppen zu meinem Zimmer rauf. Ich setzte mich an meinen Laptop und schaute nach neuen Videos, Shoppte oder surfte einfach nur im Internet, da ich nicht genau wusste was ich bei diesem schlechten Wetter genau anfangen sollte. Da klingelte mein Handy und ließ in mir die Hoffnung aufkeimen, dass heute doch noch was Spannendes passieren würde, und wie ein Wunder erfüllte sich diese Hoffnung. Auf dem Display meines Handys tauchte eine Nachricht von Sven auf:
Hey Babe, da wir uns ja heute nicht nach der Schule sehen konnten, haben wir noch was nachzuholen. Ich warte um 18:00 Uhr an der alten Brücke am See auf dich.
Ich schaute auf die Uhr, 16:00 Uhr, also noch zwei Stunden. Also hatte ich noch genug Zeit um mir zu überlegen was ich anziehen würde. Vor meinem offenen Kleiderschrank stehend, musterte ich alles einmal von oben bis unten, entschied mich dann aber für eine graue Röhrenjeans, ein dunkel blaues Top und eine schwarze Jacke. Frischte mein Make-up auf und stylte mir auch nochmal meine Haare. Irgendwie war ich nervös vor dem Treffen auch wenn ich nicht genau wusste warum. Meine Freude hielt sich in Grenzen, die Worte von Lea hatten mich doch mehr verunsichert als ich dachte. Egal ich wollte das Beste aus dem heutigen Abend machen. Die nächste Stunde schlug ich mit Musik hören und lesen tot, bis ich endlich das Haus verlassen konnte. Ich glaube ich war noch nie so nervös in meinem Leben gewesen wie jetzt. Mir schossen tausend Fragen und Gedanken durch den Kopf. Ich hatte mir fest vorgenommen ihn heute nochmal nach dem Grund zu fragen warum wir zusammen waren, obwohl er mich vorher schikaniert hatte. Wenn ich nämlich länger darüber nachdachte wurde mir erst bewusst, dass er sich vorher nie für mich interessiert hatte. Zwar schaute er des Öfteren in der Pause mal zu mir, aber dann drehte er sich wieder zu den anderen Drein um und redete mit ihnen. Wahrscheinlich über mich, aber ob das positiv oder negativ war ist schwer zu sagen. Heute würde ich aber Klarheit schaffen, doch als ich die Brücke von weitem sah, fuhr mir der Schreck durch die Glieder.
Was wollten den Kim, Samira und Justin bei Sven. Justin war Svens bester Freund. Mit seinem blond/braunem Haar, denn hell leuchtenden braunen Augen und dem Sixpack, denn man durch jedes seiner Oberteile sah, sah er aus wie ein Model. Er war mindestens genauso begehrt bei den Mädchen wie Sven. Aber genau wie Kim und Samira war er total arrogant. Ich näherte mich der Brücke mit einem unguten Gefühl. „Hallo Mara, mit einem breiten Grinsen sah Sven mich an, ich habe schon auf dich gewartet." Jetzt übernahm Samira das Wort „Also Mara, was glaubst du warum Sven dich hierher bestellt hat?" „Ich weiß es nicht.", am liebsten würde ich gerade wieder Nachhause gehen, aber ich wollte nicht vor der Situation davonlaufen, auch wenn mir bewusst war, dass diese Situation kein gutes Ende für mich nehmen würde. „Sie denkt bestimmt das Sven einen romantischen Abend mit ihr verbringen wollte, sie küssen und ihr seine Liebe gestehen würde.", sagte Justin und bekam sich vor Lachen gar nicht mehr ein. "Was wollt ihr eigentlich von mir?", ich war genervt und verletzt von dieser Heimlichtuerei zugleich. „Haha, na gut, wir wollen dich nicht weiter auf die Folter spannen. Samira willst du ihr vielleicht alles erklären?", Kim sah Samira fragen an und der gehässige Unterton ihrer Stimme übertrug sich nun auch auf Samiras Stimme: „Aber gerne doch!" Sie lachte, trat einen Schritt weiter auf mich zu und setzte mit ihrer Erklärung fort: „Mara, glaubst du wirklich, dass Sven dich liebt? Das du ihm wichtig bist?" Ihre Worte waren messerscharf und trafen direkt ins Herz. Dennoch schmerzten sie nicht so stark wie befürchtet, hatte ich mich doch schon mehrere Mal mit genau diesem Gedanken auseinandergesetzt. Ich schaute Sven an, aber dieser grinste nur. Mit einem schnellen Blick musterte ich nun die Gesichter der Anderen, aber auch in ihren Gesichtern war dieses hässliche und fiese Grinsen. „Wer würde sich schon freiwillig in dich verlieben?" Justin gab sich die Antwort selbst. „Keiner!" Teils verwirrt und teils zu gedemütigt begriff ich zwar was sie mir sagten, verstand aber nicht das komplette Ausmaß und fragte naiv nach: „Warum war er dann mit mir zusammen?" „Mach dir keine Hoffnung, dass ich doch was für dich empfinde Mara.", seine Worte waren eiskalt. Jetzt löste Justin ihn wieder ab: „Wir haben vor einer Woche gewettet, der Verlierer musste eine Woche mit dir zusammen sein. Mit allem was dazu gehört. Tzia und weil Sven verloren hat war er dein Freund."
Ich konnte es nicht fassen, dass ich so naiv gewesen war und mir echt Hoffnung gemacht hatte. Lea hatte also doch Recht und ich habe sie noch beschuldigt neidisch zu sein. Aber warum ausgerechnet ich? Warum nicht jemand anders? Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber nicht nur vor Enttäuschung, sondern auch vor Wut. „Nicht traurig sein Mara, das war nur ein Spiel nicht mehr und nicht weniger." Wie konnte Kim, das alles als ein Spiel ansehen? Aber genau so war sie, eiskalt, egoistisch und schadenfroh. Aber noch mehr verletzte es mich das Sven nichts mehr zu alle dem sagte. Er schwieg aber in seinem Gesicht konnte man die Schadenfreude sehen. „Das... Das werdet ihr mir büßen! Dieses Mal lass ich mich nicht von euch fertig machen. Das war euer letztes Spiel!", brachte ich mit zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Oh. Jetzt hab ich aber Angst.", lachte Samira. Meine Hand griff reflexartig nach Sven, der sich gerade am Geländer abstieß und dadurch einen Schritt näher auf mich zukam, ich bekam ihm an seinem Jackenkracken zu fassen und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu mir runter: „Ich hab dir gesagt, wenn du mich verlässt werde ich dein schlimmster Alptraum sein. Ihr alle werdet euch wünschen dieses Spiel nicht mit mir gespielt zu haben.", meine Stimme war zwar leise, dennoch war sie bestimmt und stark. Svens geweitete Augen zeigten mir, dass ich auch genau das erreicht hatte was ich erreichen wollte. Er hatte Angst und die anderen Drei werden diese Angst auch noch zu spüren bekommen. Mit genauso starker Kraft stieß ich Sven nun wieder weg von mir, sodass er gegen das Geländer prallte. Bevor auch noch einer von ihnen ein Wort sagen konnte, drehte ich mich um und lief los, weg vom See aber ich hörte sie noch immer lachen. Das Lachen würde ihnen aber bald vergehen würde. Ihre Stimmen, ihr Gelächter und die gesagten Dinge wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden. Den Tränen nahe lief ich weiter und rempelte eine Person an, aber ich wollte gar nicht wissen wer das war. Er hätte mir ja einfach aus dem Weg gehen können. Wortlos lief ich durch die Straßen ohne ein Ziel vor den Augen zu haben. Bis ich plötzlich eine mir gut bekannte Stimme hörte.

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Revenge
Mystère / ThrillerDurch eine Wette gedemütigt, verletzt und ausgenutzt. Rächt sich Mara an ihren vier Klassenkameraden. Sie sollen den selben Schmerz erfahren den sie selbst verspürt hatte. Doch was als harmloser Streich begann gerät mehr und mehr außer Kontrolle und...