Kapitel 28

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Dort angekommen konnte ich schon Jonas stehen sehen. Er schaute mich an und grinste im nächsten Moment wie ein Idiot: „Schick siehst du aus.", empfing er mich lächelnd und drücke mir einen Kuss auf die Stirn. „Schick ist was anderes.", entgegnete ich trocken „Lass es uns einfach schnell hinter uns bringen." „Wie du willst. Hast du das Kunstblut und die Perücke dabei?" ich nickte und zeigte ihm beides. „Gut ich würde sagen wir schmieren das Kunstblut dahin wo Samira verletzt war und den Rest in die Perücke und in dein Gesicht." Ich nickte und machte die Kunstbluttube auf. Ich schmierte den ersten großen Fleck auf meinen Bauch und versuchte zusätzlich noch kleine Tropfen auf der Hose zu verteilen. Den Rest, der noch an meinen Händen klebte, schmierte ich in die Perücke. Während dessen setzte Jonas die Tube Kunstblut an meiner Stirn an, sodass das Kunstblut in Bahnen an meinem Gesicht herunterfloss. Es fühlte sich einfach nur eklig an und mir kraute es davor jetzt auch noch die verklebte Perücke aufzusetzen. Jonas sah mir mein Unwohlsein an und versuchte mich zu beruhigen: „Wenn das hier alles vorbei ist werden wir das ganze Zeug wieder abwaschen und dann siehst du wieder perfekt aus." Nett, aber so richtig half das nicht.

Wir versteckten uns hinter ein paar Büschen in der Nähe der Brücke und warteten bis Sven vorbeilief. Dadurch, dass es schon recht späte und kühl war bildete sich um den See herum eine kleine, aber dichte Nebelfront. Die wird unser Auftreten noch unheimlicher aussehen lassen. Es dauerte etwa zehn Minuten bis Sven an uns vorbei lief. Gleichzeitig verließen wir das Versteck ich schlich zur Brücke und stellte mich so auf sie, dass Sven mich sofort erkannte, wenn er sich umdreht. Und er würde sich umdrehen, denn Jonas würde hinter ihm herlaufen und ihn rufen. Jonas hatte ihn nun fast erreicht und rief ihm zu: „Hey Sven warte mal!" Und wie geplant drehte er sich um. Es dauerte keine Sekunde da hatte er mich schon entdeckt. Er wurde kreidebleich, die Sporttasche fiel ihm aus der Hand und er starrte mich mir weit aufgerissenen Augen an. „Was schaust du mich denn so geschockt an?", fragte ihn Jonas gespielt. Aber Sven antwortete nicht. „Naja egal, ich dachte wir könnten doch zusammen heimlaufen oder? Immer noch starr vor Schreck zeigte er mit dem Finger in meine Richtung, aber ich blieb stillstehen. Jonas drehte seinen Kopf in die Richtung die Svens Finger andeutete. „Was ist denn da?", fragte er verwirrt. „Sie... sie steht da.", stotterte nun Sven vor sich hin. „Willst du mich verarschen da steht niemand.", lachte Jonas ihn an, aber Sven blieb ernst. „Doch. Samira steht da.", wieder drehte sich Jonas um nur um ihm erneut zu bestätigen, dass dort niemand stand. Jetzt setzte ich mich in Bewegung und machte einige Schritte auf Sven zu, was diesen dazu veranlasste einige Schritte zurück zu gehen. „Was machst du denn?", fragte Jonas nun besorgt. „Du... du musst sie doch auch sehen! Sie kommt doch immer näher!", schrie er jetzt Jonas an. „Von was redest du denn? Außer uns ist niemand hier im Park." Sven schüttelte wie wild den Kopf: „Doch! Doch! Sie kommt immer näher." Ungefähr einen Meter entfernt von den zwei blieb ich stehen und streckte mein Blutverschmierte Hand nach ihm auf. „Nein! Lass mich in Ruhe! Du bist tot!", schrie er los. Jonas stellte sich nun direkt neben ihn und versuchte ihn zu beruhigen: „Sven geht es dir gut?" Doch er antwortete nicht. Mit meiner Hand deute ich ihm an mir zu folgen, aber er schüttelte vehement den Kopf: „Ich komm nicht mit!" Ich kam noch einen Schritt näher und versuchte seine Hand zu greifen, aber er riss sie schnell genug weg. Jonas tat nun geschockt und machte ein paar Schritte weg von ihm. „Sie will mich mit sich nehmen.", flüsterte Sven ihm zu. „Wer und wohin?" „Samira! Sie kommt uns holen. Wir sollen mit zu ihnen kommen!", schrie er voller Panik. Jonas versicherte ihm erneut, dass er sich das alles nur einbilden würde und, dass niemand hier wäre. Aber Sven hielt sich nur die Ohren zu. „Nein! Nein du lügst! Sie ist da ich kann sie sehen." Ihm stiegen langsam die Tränen in die Augen und er begann zu zucken. Gerade als er denn blick wieder auf mich gerichtet hatte stieß ich einen lauten und schrillen Schrei aus. Wie auf Kommando flohen alle Vögel aus den Bäumen um uns herum und die Raben begannen ebenfalls zu krächzen. Völlig schockiert zuckte Sven erneut zusammen, kam dabei ins stolpern und viel auf den Boden. Er drehte sich auf den Bauch und versuchte, auf den Knien, von uns weg zu kommen. Da er uns den Rücken zugedreht hatte nickten Jonas und ich uns kurz zu bevor er schnell den letzten Zettel in Svens Tasche verschwinden ließ, die er ihm dann hinhielt. Sven schaute sich nochmal panisch um, schnappte sich seine Tasche und rannte los. Als er außer Sichtweite war schauten wir uns lachend an.

„Das hat ja besser geklappt als ich es mir vorgestellt hatte." „Es war wirklich furchteinflößend, vor allem dein Schrei am Ende hat ihm den Rest gegeben.", er klang wirklich stolz auf mich. „Ich bin froh, dass es vorbei ist jetzt kann ich mir endlich die verklebte Perücke abnehmen und duschen gehen.", mit dem ganzen Kunstblut, das an mir klebte fühlte ich mich noch unwohler als zuvor. „Kein Problem wir gehen zu mir. Da können wir duschen und danach noch was Schönes essen.", grinste er mich an. „Wir? Ich kann auch alleine duschen gehen, dafür brauch ich dich nicht." „Stimmt, aber alleine ist es viel langweiliger." Jetzt musste ich grinsen, weil ich genau wusste was er meinte. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und wir liefen zu ihm nach Hause. Auf dem Weg dorthin ließ ich das gerade geschehene nochmal Revue passieren. Sven war wirklich zu Tode erschrocken und er war sich auch sicher, dass es Samira war die vor ihm stand, also hatte alles super funktioniert. Spätestens der Zettel Zuhause würde ihm den Rest geben. Nur eins war komisch. Ich hatte den Zettel viel kleiner in Erinnerung, irgendwie wirkte er viel größer und breiter als ihn Jonas in die Tasche steckte. Aber vielleicht war das auch nur Einbildung und er wirkte einfach aufgrund der Dunkelheit und des schwachen Mondlichtes größer. Als wir bei Jonas ankamen setzten wir seine Vorschläge um und gingen dann in sein Bett. Mit jeder Nacht die wir zusammen verbrachten wurde mir bewusster wir gerne ich hier bei ihm lag. Dieses Gefühl von Wärme und Vertrauen kannte ich schon lange nicht mehr.

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