Zwei. » Partyabende und betrunkene Youtuber.

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»»Aiden«« 

 Da der Club sowieso nicht weit weg von unserer Wohnung war, beschlossen wir, einfach zu Fuß zu gehen. Die Parkplätze in der Umgebung des Clubs würden sowieso schon alle besetzt sein. 

 Natürlich erkannten uns Fans auf unserem Weg durch die Innenstadt, weswegen wir ziemlich viele Fotos machten und Autogramme schreiben mussten. Während Nina von dem Fans umarmt wurde, verzog sie wie immer ihr Gesicht, was ich natürlich alles fotografierte, um es später entweder in einem Video zusammenzuschneiden oder auf Twitter und Instagram hochzuladen. Mal sehen. 

 Heute beim Köln erkunden hatte ich fünf ziemlich coole Youtubemenschen kennen gelernt, mit denen wir uns am Club treffen wollten. Meiner Schwester hatte ich nichts gesagt, das war sozusagen die Rache für den Schuh von gestern. Besagten Vorfall hatten mittlerweile fast 'ne halbe Millionen Leute gesehen. Super. 

 „Ach ja, wir treffen uns mit fünf Youtubern am Club. Hab' ich wohl vergessen zu erwähnen. Ups." Der Gesichtsausdruck von Nina war gerade einfach nur göttlich. Irgendwie erinnerte mich ihre Mimik daran, als ich ihr erstes IPad zerstört hatte. Eine Mischung aus Unglauben und Wut. 

 „Ach, der Werte von und zu Martin sagt mir das 30 Sekunden bevor wir die sehen? Bist aber echt sehr frü dran", giftete sie mich an und schlug mir wieder auf die Schulter, an die sie mir schon die Zeitung geworfen hatte.

 Ja, mein Zwilling war in etwas so gewalttätig wie ein Hundewelpe, der noch nicht mal stehen kann. 

Als wir der Club in Sicht kam, sahen wir auch gleich die fünf Jungs, bei denen tatsächlich zwei eine Kamera in der Hand hielten. Wow. 

„Hey", begrüßte ich alle, „das ist meine Zwillingsschwester Nina."

Währenddessen stieg sie mir mit ihren scheiß hohen Schuhen auf den Fuß, dass ich schon Angst hatte, sie würde meinen Schuh kaputt machen. 

 „Also das sind Taddl, Ardy, Simon, Alex und Felix." Bei jedem Namen, den ich sagte, lächelten die Jungs und musterten meine Schwester, außer Simon und Felix, die uns einfach filmten. Auch gut. 

 Der erste, der sich an sie ranmachte, hatte die längste Zeit Eier gehabt. 

 „Hallo", sagte Nina schlicht und winkte kurz in die Kameras, was irgendwie schon sehr knuffig aussah.

„Könnten wir vielleicht unsere Kameras in deine Tasche tun, Nina? Wär' super lieb." Schief grinste Dner meine Schwester an. Der wohl erste Kandidat, der demnächst auf ein Körperteil verzichten durfte. 

 Nickend packte Nina die Kameras weg und insgeheim hoffte ich, dass diese in der viel zu großen Tasche nicht verloren gingen, denn so manch kleine Dinge waren schon in den Taschen verschollen.

 Bevor ich mich im Club überhaupt orientiert hatte, hatte mein Zwilling die fünf Youtuber zur Bar gezogen, um mit ihnen ein Trinkspiel zu spielen. War im Grunde ja ganz lustig, wenn man den Alkohol mit Wasser ersetzte, was sie mal wieder machte. Aber besser, als wenn sie gleich vollkommen abgefüllt durch den Club torkelte, da ich keine Ahnung hatte, wie gut die Jungs in solchen Spielen waren. 

 „Aiden? Spiel' doch mit!", schrie mir das Monster von Schwester zu und deutete auf einen der freien Plätze. Konnte sie sich nicht einfach ein neues Opfer suchen oder sich mit ihren jetzigen zufrieden geben? Aber wahrscheinlich wollte sie einfach nur verhindern, dass ich noch irgendeine Trulla abschleppte. 

 Nach ich weis nicht wie vielen Runden waren alle so abgefüllt. Okay, wir hatten einfach gefühlt die halbe Bar intus, aber das würde dem Club wohl ziemlich gut gefallen. 

 „Noch eine?", fragte mein Zwilling scheinheilig und schaute einen nach dem anderen an. 

 „Ich geh' dann mal", murmelte ich, als ich die junge Frau sah, die mir gegenüber an der Bar saß und mir langsam zuprostete. So schnell mich meine wackligen Beine trugen,näherte ich mich ihr und ließ mich neben ihr auf einen der Hocker plumpsen. 

 „Ich bin Aiden", stellte ich mir vor und ließ mir ein Bier geben. So viel machte es sowieso nicht mehr aus. 

 „Emelie", erwiderte sie und nippte an ihrem Cocktail. 

 »»Nina«« 

 Als mein Bruder mit einer Frau die Bar verließ, wusste ich sofort, dass ich heute mal lieber nicht nach Hause gehen sollte, sondern irgendwen fragen, ob ich auf dessen Couch schlafen konnte. Denn die Lärmbelästigung wollte ich echt ungern hören, sonst könnte ich Aiden wahrscheinlich nie wieder ins Gesicht schauen. 

 „Du, Felix? Ich kann doch bestimmt auf deiner Couch schlafen, oder?" Aus unerklärlichen Gründen saß ich schon seit Stunden an ihn gelehnt an der Bar und trank mein Wasser, ohne, dass ich überhaupt einmal getanzt hatte. Toll. 

 „Sicher, kannst auch in meinem Bett schlafen. Ist groß genug", lallte dieser, dass ich ihn schon fast nicht mehr verstand. Mein Gott hatte der Gute was im Tee. 

 „Also du hörst mal auf zu trinken und bleibst hier sitzen, während ich unsere Jacken hole, okay?" Felix nickte und nachdem ich unsere Getränke gezahlt hatte, musste ich ihm tatsächlich helfen, seine Jacke anzuziehen. Das ich mich dabei wie eine genervte Mutter fühlte, musste ich echt nicht unter den Tisch fallen lassen. 

 Als wir draußen in der kalten Nacht standen, musste ich irgendwie die Adresse aus dem Youtuber neben mir bekommen, weil der echt etwas ratlos neben mir stand und die Umgebung musterte. 

„Weist du, du bist ziemlich cool. Ich mag dich." Fröhlich lief Felix schwankend hinter mir her, nachdem ich seine Adresse in Google Maps eingegeben hatte. Wieso genau musste Aiden ausgerechnet heute eine abschleppen? 

 „Du bist auch cool", erwiderte ich und stützte meinen Begleiter, bevor er noch eine ziemlich unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden machte. 

 „Welcher Stock?", fragte ich ihn, als wir vor seinem Wohnhaus standen und er seinen Schlüssel aus der Hosentasche zog. 

 „Ganz oben, wo von der Laden steht", murmelte der Youtuber und torkelte irgendwie die Treppen nach oben, was mehr danach aussah, als hätte er gerade vor, den Mount Everest zu besteigen. 

 Seine Wohnung war Gott sei Dank mit die erste, weswegen wir nicht noch Stunden brauchten, seine Tür zu finden, sondern sofort hinein konnten. 

 „Ich hol' dir 'n Glas Wasser, leg' dich schon mal hin", wies ich ihn an und suchte die Küche. 

 Notiz an mich selbst; füll' Felix nie wieder ab, außer du willst unbedingt Mami spielen. 

 Mit dem Glas Wasser suchte ich dann das Schlafzimmer, in dem sich mein Gastgeber schon auszog.

 „Trink' das mal", forderte ich ihn auf und drückte ihm das Glas in die Hand, „ach, wo ist denn eigentlich dein Bad?" 

 „Musst du mal?" Nein Felix, ich wollte mich eigentlich ertränken, weil du betrunken nämlich ziemlich nervig bist. 

 Trotzdem versuchte er mir irgendwie zu erklären, wo ich hinmusste. Hatte er überhaupt heute eine wo irgendwas war. Fand er sein Bett alleine, oder musste ich ihm das erst zeigen? 

 „Du kannst dir 'n Shirt aus 'm Schrank nehmen und dich dann neben mich legen, weil ich jetzt echt zu betrunken bin, um ein Kissen und eine Decke zu suchen." Gähnend krabbelte der Youtuber in sein Bett und schließ sofort ein. Immerhin fing er jetzt nicht an, über irgendwas zu philosophieren. 

 Das war heute wirklich ein cooler Abend, den ich bestimmt nicht so schnell vergessen werden würde. Zumindest nicht den betrunken Felix von der Laden.   

Liebe. Totaler Mist und dann triffts dich doch || DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt