Teil 35

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Ich fuhr kilometerweit am Rhein entlang. So wie die Sonne stand konnte man es immernoch als Sonnenaufgang bezeichnen. Tief stand sie und man spürte diese frische Morgenluft, gemischt mit dem Geruch des Wassers.

Irgendwann hielt ich an, da mein Handy zum wiederholsten Male vibrierte. Drei Nachrichten hatte Taddl mir geschrieben.

"Wo bist du?"

"Ardy? Komm bitte zurück."

"Du solltest dich doch noch schonen!"

Mama Taddl kam wieder in ihm durch. Klar, gesund war ich ja noch nicht ganz, aber so eine Fahrt am Morgen tat einfach unglaublich gut.

"Bin auf dem Weg. Bis gleich." schrieb ich schnell, bevor ich mein Handy auf stumm schaltete.

Im Grunde war es gelogen, was ich da schrieb. Ich wollte einfach noch ein wenig unterwegs sein. Würde er sich Sorgen machen? Bestimmt. Schließlich war es Taddl. Und der war öfters besorgt. Öfter, als es überhaupt notwendig wäre. Aber so war er nunmal.

Noch ein Brötchen holte ich mir beim Bäcker, schließlich lag mein eigentliches Frühstück schon wieder Stunden zurück.

Am Rheinufer setzte ich mich ins Gras. Auch nachdem ich bereits aufgegessen hatte blieb ich dort weiter sitzen und starrte auf das Wasser. Immerwieder kamen leichte Windbriesen, die das Wasser sanft in eine Richtung trieben. Ein paar Vögel liefen direkt an der Grenze zwischen Festland und Wasser hin und her, während eine Entenfamilie im Wasser schwamm. Die Mutter vorraus, und ihre drei Kleinen ihr hinterher. Wie schön die Natur mit ihren Tieren doch auch in Köln sein konnte, wenn man sich nicht gerade im Zentrum aufhielt.

Schon öfters saß ich an der selben Stelle, an der ich mich jetzt auch niedergelassen hatte. Wenn ich so zurückdachte saß ich das letzte Mal hier, eine ganze Nacht lang. Der Tag, an dem Taddl mir gesagt hatte, dass er etwas für mich empfindet. Der Tag, an dem er mich geküsst hatte. Als er sich kaum noch zurückhalten konnte, nachdem seine Lippen auf meinen lagen. Es war der Tag, der buchstäblich alles veränderte.

Meine Gefühle für ihn hatten sich ja mittlerweile geändert. Sie waren anders. Verstärkt. Doch ob man da schon von Liebe reden kann?

Ich liebte Taddl, ja, aber mehr als  Brudi, als das, was es jetzt besser sein sollte, um unsere Freundschaft nicht zu gefährden.

Ich wollte ihn lieben, auf die Art und Weise, wie er mich liebte. Doch irgendwas in mir hielt mich auf und gab mir immernoch das Gefühl, dass es falsch ist. Falsch ist, wenn wir uns küssen.

Doch es gab noch mehr Gefühle. Gefühle, die ein starkes Kribbeln in mir auslösten, sobald er mir nah war. Ja, auch Glücksgefühle! Einfach ihn, Taddl, an meiner Seite haben zu dürfen.

Was sind wir? - Tardy-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt