Teil 55

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"Du darfst mich hassen. Ich hasse mich selber, für das, was ich hier gerade tue. ... Es tut mir Leid."

Langsam erhob ich mich und packte mein Longboard. Mit meiner Hand strich ich mir die Tränen aus dem Gesicht, um überhaupt noch was sehen zu können.

Die Schritte Richtung Straße waren die wohl schwersten, die ich jemals laufen musste. Ich ließ ihn völlig zerstört dort sitzen. Ich ließ ihn alleine. Ich habe ihn verletzt. Ich habe gerade unsere Freundschaft kaputt gemacht.

Ich war zwar ehrlich. Ehrlich zu mir selbst, doch was hatte ich davon? Ich fühlte mich miserabel, kaputt. Innerlich zog sich alles zusammen. Und doch fühlte ich mich leblos, als hätte mir jemand das, was mein Leben überhaupt lebenswert machte, eiskalt weggerissen. Doch dieser jemand war ich selber.

Völlig benebelt fuhr ich nach Hause. Die Tränen versperrten mir immer wieder die Sicht, sodass ich fast stolperte, bevor ich sie mir wegwischen konnte.

Der Weg nach Hause, alles, was der Sturm angerichtet hatte, war wieder zu sehen. So viel Zerstörung in Köln. Und ich fühlte mich wie dieser Sturm, denn auch ich habe alles niedergerissen, was nicht fest verankert war.

Doch irgendwie schaffte ich es heil nach Hause zu kommen. Körperlich heil, seelisch zerstört.

Normal war Weinen absolut nicht meins, doch jetzt wollten die Tränen gar nicht mehr aufhören.

In meinem Zimmer griff ich nach meiner großen Tasche. Es war schon quasi mechanisch. Aus meinem Kleiderschrank holte ich so viele Klamotten wie in die Tasche passten und stopfte sie darein, sowie die wichtigsten Sachen, die ich noch so brauchte.

Vor meinem Nachttisch blieb ich kurz stehen. Das Bild, was dort stand, nahm ich in die Hand.

Dieses Bild hatte ich vor einiger Zeit mal gemacht, als wir unsere AntiMüZen-Caps bekommen haben. Ein Bild, gemacht für Instagram. Und das einzige, was ich irgendwie mal ausgedruckt und eingerahmt habe.

Ohne groß zu überlegen landete auch es in meiner Tasche. Das wars. Ich musste weg. Das war klar. Zusammenleben könnten wir nicht mehr. Alles war meine Schuld!

Ein letztes Mal schweifte mein Blick durch diese vertraute Wohnung. Mein zuhause. Es war vorbei.

Ich trat hinaus, zog die Tür hinter mir zu, lief die endlos scheinende Treppe nach unten. Die Straße entlang auf meinem Longboard.

Ein letztes Mal drehte ich mich um und sah in der Ferne das YouTuberHaus. Und eine Person, die hektisch darauf hinzurannte, die Haustür aufschlug und hineinrannte.

Doch es war zu spät.

Was sind wir, war die Frage. Brudis? Oder doch mehr?

Doch jetzt waren wir keins von beiden mehr. Es war vorbei ...

Was sind wir? - Tardy-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt