Diaries {AU}

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Ich klingele an der Haustür meines Mitschülers Louis, der von meinem Lehrer dazu genötigt wurde, mir Geschichtsnachhilfe zu geben. Er öffnet mir und ich betrete die kleine Wohnung. „Ich hoffe dich stört unser Chaos nicht zu sehr. Ich habe nicht mehr aufgeräumt." Ich schüttele mit dem Kopf. „Nein, ist nicht schlimm. Wer ist wir?" „Mein bester Freund Liam und ich. Liam geht nicht zur Schule. Hatte keine Lust mehr." Er lacht. „Wollen wir in mein Zimmer gehen? Willst du was trinken? Ich habe nur Cola."

„Ja, Cola klingt gut. Ich geh dann schon Mal in dein Zimmer. Das da vorne?" Er nickt und nimmt die Tür rechts von uns. Ich gehe in sein Zimmer, was ziemlich seltsam, aber auch cool eingerichtet ist. Sein Bett besteht nur aus einer auf dem Boden liegenden Matratze und in den Bücherregalen, die ziemlich abgewetzt aussehen stehen alte Bücher zwischen unseren Schulbüchern und seltsamen Deko-Elementen. Seine Kleiderschranktür steht offen und alle Klamotten liegen verteilt auf dem Boden, was aber vermutlich einfach eine Teenagersache ist, denn ich habe dieses Problem auch.

Ich gehe zu seinem Bücherregal und sehe mir an, was er so alles zu Lesen hat. Ich bin überrascht, als ich anstatt von Actionromanen, die ich ehrlichgesagt erwartet habe, Shakespeare, Jane Austen und andere alte Autoren finde. Die Bücher sehen so alt aus, dass ich Angst habe sie könnten zerfallen, wenn ich sie in die Hand nehme. Ich streiche vorsichtig über die Buchrücken und bewundere Louis einen Moment dafür, dass diese Bücher so alt zu sein scheinen. Das was am Ältesten aussieht, nehme ich sehr vorsichtig aus dem Regal. Die Schrift ist alt, aber ich kann entziffern, um was es sich dabei handeln muss. Romeo und Julia.

„Das ist die Erstausgabe. Naja, jedenfalls die erste die Gedruckt wurde. Shakespeare hat ja noch per Hand geschrieben, damals im 17. Jahrhundert", sagt Louis, der hinter mir erschienen ist, mit einem Glas Cola in der Hand. „Ich mag dein Zimmer", sage ich, „Woher hast du die ganzen alten Bücher?" „Sind Sammlerstücke."

Nebeneinander sitzen wir auf Louis Matratze und ich lasse mir von ihm die Industrialisierung Englands erkläre. Eigentlich finde ich Geschichte langweilig und viel zu trocken, aber so wie Louis es erzählt und erklärt finde ich es irgendwie interessant. Fast so als ob er selber dabei gewesen wäre. Er erklärt mir wie all das mit Queen Victoria und den Indischen Kolonien zu tun hat und nach zwei Stunden habe ich es tatsächlich verstanden.

„Du bist in Geschichte bestimmt immer auf einem A, oder?" Er nickt. „Du kannst das wirklich sehr gut erklären. Vielleicht solltest du Lehrer werden." Er überlegt einen Moment. „Ja, das wäre eine Idee." Ich höre wie die Haustür zufliegt und dann eine tiefe Stimme nach Louis ruft.

„In meinem Zimmer", ruft er zurück und schon stampft ein großer Mann hinein. „Harry, dass ist mein Mitbewohner und bester Freund Liam. Liam, dass ist Harry, ich gebe ihm Nachhilfe in Geschichte." „Aha", meint Liam nur, „Welche Epoche?" „Industrialisierung", meine ich. Liam nickt. „Das ist zwar eigentlich keine ganze Epoche, aber egal. Immerhin dein Spezialgebiet, was Louis? Wann seid ihr fertig? Ich wollte heute Abend noch raus gehen und essen holen. Kommst du mit, Louis?"

„Nein, ich denke Harry bleibt noch ein bisschen und ich habe letztes Mal allein geholt." Liam nickt und verschwindet dann aus dem Zimmer. „Ich glaube er mag mich nicht. Willst du nach ihm sehen?" Louis nickt. „Ja, ich sehe nach ihm. Aber er mag dich! Ich kenne ihn lange genug um das zu wissen. Er kann es nur nicht gut zeigen, konnte er noch nie!" Louis steht auf und geht aus dem Zimmer.

Ich stehe ebenfalls auf, gehe allerdings zu seinem Bücherregal um mir nochmal Romeo und Julia anzusehen. Ich schlage es auf und kann gar nicht lesen, was dort steht, weil es noch Alte Schrift ist. Also lege ich es weg und nehme ein zerfleddertes Lederbüchlein heraus. Ich schlage es auf und sehe, dass es von Hand geschrieben ist. Zwar auch Alte Schrift, aber besser lesbar, als die gedruckte.

Tagebuch von Louis William Tomlinson

Jahr 1682

1682? Louis könnte ja auch einen Vorfahren gehabt haben, der ebenso geheißen hat, aber ist das wahrscheinlich? Ja, eigentlich schon, denn er selber kann ja zu dieser Zeit noch nicht gelebt haben. Ich schlage eine weitere Seite auf und finde den ersten Eintrag.

Dienstag den 02. Januar 1682

Den Silvesterabend nächtigten Liam und meine Wenigkeit im Hause des Gastgebers der Feier der wir beizuwohnen vermochten. Am heutigen Tage fanden wir uns dann, nach einer sehr langen und mühseligen Fahrt in der Droschke, in dem belebten und durchaus vollen London wieder. Wir vermochten es eine kleine Bleibe am Rande von Soho anzumieten, in der wir die nächsten Wochen verbleiben können, ehe uns die abergläubischen Vampirjäger wieder auffinden werden.

Vampirjäger? Natürlich. Was kommt als nächstes? Werwölfe? Der nächste Eintrag war eine Woche später gemacht worden.

Mittwoch den 10. Januar 1682

100 Jahre ist es her, seit dieser blutrünstige Vampir sich meiner ergötzte und mich in ein dieser Kreaturen verwandelte. Passend zu diesem Tage mussten wir uns dazu gezwungen sehen, unsere Bleibe zu verlassen und nach Norden aufzubrechen, da man uns wieder einmal aufgespüret hatte. Nun werden wir versuchen zu wagen, uns in den Highlands niederzulassen, aufgrund dessen, dass dort die Bevölkerungsspanne niedriger ist, als im Süden.

„Was machst du da", fragt Louis plötzlich, als er wieder ins Zimmer kommt. „Ich habe die hier gefunden. Ich wollte nur sehen, was es ist." „Da steht Tagebuch drin. Liest man die Tagebücher anderer Leute?" Ich schüttele mit dem Kopf. „Nein, aber ich dachte, weil die ja so als sind und der der sie geschrieben hat, sowieso nicht mehr lebt, wäre es Ok." „Aha, und was, wenn der Besitzer doch noch lebt?"

Ich lache. „Keiner kann so lange leben. Die sind ja aus dem 17. Jahrhundert." Jetzt ist es Louis der lacht, jedoch bitter, nicht fröhlich. „Du hast es nicht verstanden? Na gut, ich werde es dir erklären, doch du musst eins wissen. Ich erzähle es dir nur, weil ich dich mag und mir vorstellen kann, dich öfter zu treffen. Doch du musst bei deinem Leben schwören, es niemals jemandem zu erzählen, solange du auf dieser Erde herumläufst." Ich nicke.

„Ja, ich schwöre!" „Nun, ich bin der Verfasser dieser langen Reihe an Tagebüchern. Sie sind aus den Jahren 1682, 83 und 84, den Jahren 1701 bis 1719, dem Jahr 1888 und den Jahren 1912 bis 1923." „Heißt das, du bist ein Vampir?" Er nickt. „Liam- ich meine er wohnt mit dir zusammen. Weiß er-", stammele ich. „Er ist auch ein Vampir."

Ich wich zurück, doch Louis kam auf mich zu. „Wirst du mir jetzt etwas antun", stottere ich leise. „Nein, natürlich nicht! Ich trinke kein Menschenblut. Naja, jedenfalls keins, dass ich aus den Menschen heraussaugen müsste. Deswegen müssen wir uns mit dem Tierblut, dass wir bekommen zufriedenstellen."

Meine Körperhaltung entspannte sich wieder ein bisschen und ich lasse es zu, dass Louis auf mich zukommt. „Wie alt bist du?" „Ich bin 21. Naja, ich werde es auch immer bleiben, aber seit mich dieser widerwärtige Mann gebissen hat, sind 438 Jahre vergangen. Also bin ich mit den Jahren in denen ich noch lebte, 449 Jahre alt. Liam ist jünger als ich. Wir haben uns 1654 kennengelernt. Zu dieser Zeit habe ich in Glasgow gelebt und habe versucht mich irgendwie über die Runden zu bekommen, da habe ich ihn nachts gefunden. Er hatte keine Ahnung was mit ihm los war, also habe ich ihn mit in meinen Unterschlupf genommen und ihm alles erklärt. Seitdem reisen wir gemeinsam durch die Gegend. Naja, seit ein paar hundert Jahren, seit der Aberglaube nachgelassen hat und die Menschen nicht mehr an Geister oder Vampire glauben, können wir auch länger an einem Ort bleiben. Aber nie wirklich lange. Irgendwann kommt es den Menschen komisch vor, dass wir niemals altern zu scheinen." Ich sah ihn verblüfft an.

„Deswegen kannst du alles so gut erklären." Er nickt. ,,Deswegen schwänze ich Geschichte meistens. Es ist einfach zu uninteressant für mich." Ich grinse. „Kannst du Liebessonette von Shakespeare zitieren", frage ich hoffnungsvoll. Insgeheim schwärme ich schon seit einer ganzen Weile für Louis. Er nickt nur und ich quicke vor Freude auf. „Sag mal, Harry, kann es sein, dass du ein bisschen in mich verliebt bist?" Von so viel Direktheit überrumpelt, nicke ich nur. Er grinst. „Gut, dann kann ich ja jetzt das hier machen." Er legt seine weichen Lippen auf meine und ich erwidere den sanften Kuss voller Hingabe. Als wir uns lösen, lächeln wir uns glücklich an. „Kannst du mir Romeo und Julia vorlesen? Ich kann die alte Schrift nicht lesen", bitte ich und Louis nickt. „Natürlich, mein Schatz." Ich grinse ihn verliebt an. „Danke. Ach und du musst mir ab jetzt immer Nachhilfe geben", stelle ich klar. „Damit kann ich leben", grinst er, küsst mich kurz und schlägt dann das Buch auf. „Zwei Häuser, gleich an hohem Stand. Verona, Szene ihrer alten Wut..."

Larry Stylinson One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt