Absence {AU}

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2010

Mein Name ist Louis Tomlinson und ich bin 28 Jahre alt. Seit mein Vater vor einem halben Jahr plötzlich verstorben ist, leite ich seine Firma. Er hat sie gegründet, als er so alt war, wie ich jetzt und er hat jahrelang gesagt, dass ich sie niemals erben würde, weil ich eine Schande für die Familie wäre. Ja, mein Vater kam nie gut damit klar, dass ich schwul bin, aber irgendwann hat er sich damit arrangiert und als ich dann vor sechs Jahren die Liebe meines Lebens geheiratet habe, hat er verstanden, dass das bei mir wirklich keine „Phase" ist und er hat es akzeptiert.

Also leite ich jetzt seine Firma. Tomlinson Industries stellt Autoteile für viele große Autohersteller her und wir verschiffen sie in die ganze Welt. Nach Deutschland, nach China, nach Amerika, aber viele der Teile werden auch hier innerhalb Englands verkauft. Manchmal ist es nicht einfach die Firma und meine Familie unter einen Hut zu bekommen, aber irgendwie bekommen mein Mann Harry und ich das schon hin.

Der, der am meisten darunter leidet, dass ich jetzt nicht mehr so oft zuhause bin, ist mein kleiner Sohn Ethan. Er ist mittlerweile fünf Jahre alt und als Harry und ich ihn adoptiert haben, hatten wir definitiv nicht geplant, dass ich eine Firma übernehmen muss. Aber jetzt ist es eben so.

Jetzt gerade ist es 16:30 Uhr und ich sitze noch immer im Büro fest. Heute haben die Maschinen gestreikt und ich musste mich stundenlang mit der Reparaturfirma herumschlagen, weswegen sich meine andere Arbeit aufgestaut hat. Ich tippe gerade die letzten Zahlen in mein geöffnetes Dokument ein, als es an meiner Bürotür klopft.

„Herein", sage ich und die Tür geht auf. „Daddy", höre ich die fröhliche Kinderstimme meines Lieblings und ich stehe sofort auf. „Hallo, mein Schatz", sage ich und nehme ihn hoch. Dann sehe ich Harry an, der ebenfalls in den Raum gekommen ist. Mit Ethan auf dem Arm gehe ich auf ihn zu und gebe ihm einen Kuss. „Was macht ihr beiden denn hier?", frage ich den kleinen Mann auf meinem Arm und der sagt in seiner kindlichen Stimme: „Wir holen dich ab! Papa hat gesagt, wenn wir dich nicht holen kommen, dann kommst du gar nicht mehr."

Er lacht und kuschelt sich an mich. Ich lege eine Hand an seinen Kopf, auf dem seine wirre braune Haarpracht liegt und er schließt die Augen. „Wieso sagt Papa denn sowas? Ich komme doch immer nach Hause", meine ich, doch Ethan reagiert nicht mehr. Er ist innerhalb von drei Sekunden auf meinem Arm eingeschlafen.

Harry lächelt uns beide an und legt einen Arm um meine Hüfte. „Ich weiß, dass du immer nach Hause kommst", flüstert er und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich lächele ihn an. „Ich mache meinen Computer aus und dann können wir los", sage ich und tue genau das. Dann fahren wir zusammen mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und gemeinsam fahren wir nach Hause.

Heute

Wieder einmal bin ich der letzte im Büro. Meine Sekretärin ist bereits vor Stunden nach Hause gegangen und gerade hat auch der letzte Mitarbeiter ausgestempelt. Ich sitze vor meinem Computer und regele noch ein paar Sachen. Ich kann schon nicht mehr auf den Bildschirm gucken, weil meine Augen tränen und meine Finger tun vom Tippen weh. Aber ich muss das jetzt noch fertig machen und abschicken. Das ist wichtig, für die neue Kooperation, die ich für dieses Jahr geplant habe und da die Firma am anderen Ende der Welt sitzt, haben wir nun einmal unterschiedliche Zeiten.

Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es schon kurz nach halb zwei nachts ist. Harry wird wütend sein, wenn ich nach Hause komme. Als ich mit dem Angebot fertig bin, ist es drei Uhr und ich entscheide mich, einfach auf dem Sofa hier zu übernachten. Ich bin zu müde um Auto zu fahren und ich habe keine Lust, mich mal wieder mit Harry zu streiten. Das kommt in letzter Zeit einfach zu oft vor. Ich muss länger im Büro bleiben und er ist zuhause mit den Kindern allein.

Larry Stylinson One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt