Family Time

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„Dad? Ich bekomme das nicht hin", ruft mein sechsjähriger Sohn Gideon, der gerade am Küchentisch seine Hausaufgaben macht. „Buddy, ich kann gerade nicht. Warte mal kurz ab, bitte", sage ich und rühre die Suppe um, die auf dem Herd steht und überzukochen droht.

„Harry? Ich muss wirklich los. Kannst du mich fahren?", ruft jetzt Freddie aus dem Flur. Und um das alles noch zu toppen, fängt Alice im Wohnzimmer auch noch an zu weinen. Ich seufze und schiebe die Suppe auf die andere Herdplatte. Schnell gehe ich ins Wohnzimmer und nehme meine zweijährige Tochter aus ihrem kleinen Spielstall. „Was ist denn los, baby girl?" Sie antwortet nicht, sondern weint weiter und als Freddie aus dem Flur nach mir ruft schreit sie auch noch.

Ich bekomme Kopfschmerzen.

Ich wippe Alice auf meinem Arm hin und her und gehe in den Flur, wo Freddie, der schon mittlerweile schon 12 ist, steht und den Autoschlüssel hochhält. „Ich kann jetzt nicht, Kumpel. Ich muss kochen, dein Bruder braucht Hilfe bei den Hausaufgaben und Alice hört nicht auf zu weinen. Du musst bitte mal warten."

Er verzieht das Gesicht. „Aber ich muss in zehn Minuten bei Tim sein. Wir müssen ein Projekt für die Schule machen und unsere Präsentation ist übermorgen." „Ja, das fällt dir auch immer sehr früh ein. Du weißt, dass es stressig ist, weil dein Vater noch nicht wieder aus Amerika zurück ist."

Freddie nickt und geht in die Küche. Ich gehe hinterher und stelle lächelnd fest, dass Freddie sich neben Gideon gesetzt hat und ihm bei den Hausaufgaben hilft. „Danke, Freddie", sage ich und setzte Alice, die aufgehört hat zu weinen, in ihren Hochstuhl.

Freddie hat sich entschieden, von der Schule aus ein Auslandsjahr in England zu machen, obwohl er ja eigentlich oft hier ist und es, da er bei uns zuhause wohnt, den Sinn eines Auslandsjahres in Frage stellt. Eigentlich hatte Louis auch nicht vorgehabt, nach Amerika zu fliegen, aber er musste auf die letzte Minute einen Flug nehmen, weil irgendetwas mit seiner neuen Single noch ungeklärt war und die Aufnahme der Bridge verschwunden war.

Also ist Louis nach LA geflogen, während Freddie aus LA kam und die beiden haben sich noch gar nicht gesehen.

Es ist schon immer stressig, auf die beiden kleinen aufzupassen, wenn ich Louis' Unterstützung habe, aber allein ist es soppelt so hart. Ich komme nicht Mal mehr dazu, die Wäsche zu machen, weil ich abends, wenn die Kinder im Bett sind tot aufs Sofa falle. Und Louis ist erst eine Woche weg.

Mittlerweile haben sich die Dinge zwar beruhigt, wir alle haben Familien, um die wir uns kümmern müssen und mussten dafür die Musik ein bisschen zurückstellen, aber bei Louis und mir ist es doppelt schwer, da wir beide Musik machen. Liams Frau arbeitet bei der Bank, Nialls Frau hat auch geregelte Arbeitszeiten und Zayn ist... naja, eben Zayn. Noch immer eher allein und der Mann für eine Nacht.

Nachdem endlich alle Kinder gegessen haben – es ist wirklich schwer, Alice etwas anderes als Buchstaben-Suppe zu Essen zu geben, sodass es die fast immer gibt – sitzen wir alle vier im Auto und fahren Freddie zu seinem Klassenkameraden. Als ich ihn dort rausgelassen habe, fahre ich noch schnell zu Tesco. Die Kinder sträuben sich mit mir einkaufen zu gehen, aber ich kann sie schließlich überreden und jetzt spielen sie zwischen den Regalen fangen.

Gideon macht extra langsam, damit Alice mit ihren kurzen Beinen eine Chance hat, aber viele der Besucher sind genervt von dem Kindergeschrei. „Alice, komm mal her", sage ich und meine Tochter kommt auf mich zu gerannt. Ich sehe, dass sie es nicht schaffen wird, vor mir abzubremsen, also fange ich sie auf und setzte sie in diesen integrierten Sitz im Einkaufswagen, damit sie Ruhe hält. Freddie fange ich bei den Nudeln ein und nehme ihn an die Hand, damit er nicht wieder wegläuft.

„Dad? Können wir bitte Kinderschokolade haben?", fragt Gideon und sieht mich aus großen Hundeaugen an. Ich seufze und lade welche in den Einkaufswagen. „Aber nur das, mein Freund. Ihr habt heute schon genug Zucker gekriegt. Ihr seit sowieso schon total aufgekratzt." Gideon lacht und Alice kichert, auch wenn sie keine Ahnung hat, was ich gesagt habe. Als wir dann nach beinahe einer Stunde an der Kasse stehen, bekomme ich einen Videoanruf von Briana.

Oh Gott, was will die denn jetzt?

Ist nicht so, dass ich sie nicht leiden kann, aber ich bin auch nach fast 13 Jahren noch sauer, dass Louis sie geschwängert hat. Ich nehme den Anruf an und frage direkt: „Kann ich dich bitte zurückrufen? Ich bin einkaufen." Sie nickt und legt auf. Ich seufze erleichtert und als dann endlich alles bezahl und ins Auto geladen ist, fahre ich nach Hause.

Im Auto schreien die Kinder wild herum und Gideon bringt Alice zum Lachen, sodass sich meine Kopfschmerzen verschlimmern. Oh, Louis, wo bist du, wenn ich dich brauche?

Als wir endlich zuhause sind, lade ich zuerst die Kinder aus und setzte sie vor den Fernseher. Ich weiß, dass die ziemlich faule Erziehung ist, aber ich kann dieses herum Gerenne und Gekreische heute nicht mehr ertragen. Dann lade ich alle Einkäufe aus dem Auto und verstaue sie an ihren Plätzen. Als ich mit allem fertig bin, stelle ich endlich mal eine Waschmaschine an und als ich mich gerade hingesetzt habe, ruft Briana wieder an.

„Hi, was ist los?", frage ich, als ich den Videoanruf annehme. „Ich wollte mal mit Freddie reden, Er hat sich die ganze Woche noch nicht gemeldet." Ich nicke. „Naja, er ist ja nicht bei fremden Leuten. Es geht ihm gut, aber er ist gerade nicht hier. Er ist bei einem Klassenkameraden und macht irgendetwas für die Schule. Geht er denn nicht an sein Handy?" Sie schüttelt den Kopf. „Naja, vielleicht hat er es hier vergessen. Er hat gesagt er sagt mir Bescheid, wenn er abgeholt werden will, dann kann ich ihm gerne sagen, dass du ihn sprechen willst." Sie nickt. „Meinst du, er kann dich erreichen, ohne Handy." Ich nicke. „Ja, dort gibt es bestimmt ein Telefon. Und ansonsten weiß ich ja auch, wo er ist." Sie ist echt viel zu überfürsorglich. Das ist ja beinahe schon krankhaft. Als sie aufgelegt hat, lege ich mich neben die Kinder aufs Sofa und schlafe ziemlich schnell ein.

Als ich die Augen wieder aufmache, liege ich in unserem Schlafzimmer und die Vorhänge sind zugezogen. Ich trage eine Jogginghose und ein altes Shirt. Ich sehe auf die Uhr und stelle geschockt fest, dass es schon kurz vor fünf am Abend ist. Fuck! Wie bin ich ins Bett gekommen und wer guckt nach den Kindern.

Ich stehe schnell auf und muss mich erstmal an der Kommode festhalten, weil mir schwindelig geworden ist. Als die schwarzen Punkte vor meinen Augen verschwunden sind, gehe ich die Treppe nach unten, nur um niemanden vorzufinden.

Verdammte Scheiße, wo sind meine Kinder?

Dann höre ich von draußen Kinderlachen und ich sehe, dass die Terassentür offen ist. Ich gehe nach draußen und sehe, wie Alice und Gideon den Fußball hin und her schießen. Was aber meine Aufmerksamkeit erregt, ist der Mann der im Tor steht und gerade einen Ball aufhält. Ich quietsche unmännlich und errege damit die Aufmerksamkeit des Mannes, dessen Mund sich zu einem breiten Lächeln verzieht, als er mich sieht. Seine ozenanblauen Augen treffen die meinen und ich renne auf ihn zu.

Lachend schließt er seine Arme um mich als ich ihn fest an mich drücke und seinen betörenden Eigengeruch einatme. Gott, habe ich ihn vermisst. Ich löse mich aus der Umarmung um sein Gesicht mit meinen Händen zu umfassen und meine Lippen auf seine zu pressen. Er erwidert den Kuss ebenso drängend wie ich ihn begonnen habe. Dann trennen sich unsere Lippen und ich sehe ihn an.

Ich kann niemals genug von ihm bekommen. Sein Anblick lässt mich auch nach 18 Jahren noch schwach werden und meine Knie werden noch immer weich, wenn er mir in die Augen sieht.

„Was tust du denn hier? Ich dachte, du kommst erst in einer Woche." Er lacht. „Ja, aber Freddie hat mich gestern angerufen und gesagt, dass es für dich allein wohl ein bisschen viel ist und dann haben wir uns im Studio beeilt und ich bin so schnell hergeflogen wie ich konnte. Wenn mich meine Familie braucht, ist alles andere unwichtig."

Ich kann nicht anders als zu lächeln. „Du weißt aber, dass ich auch allein mit den drei klarkomme, oder? Ich hätte es auch noch eine Woche geschafft." Er nickt. „Ja, das weiß ich, aber zu zweit klappt es besser. Allein das du mitten am Tag auf dem Sofa eingeschlafen bist beweist doch, dass du müde warst." Ich nicke. „Ich muss noch die Wäsche aufhängen und Freddie abholen." Louis schüttelt den Kopf. „Die Wäsche ist aufgehängt, die Spülmaschine angestellt, Abendessen bestellt und Freddie ist in seinem Zimmer. Alles gut."

Ich grinse. „Ich liebe dich, weißt du das?" Louis nickt. „Ja, aber ich höre es trotzdem immer wieder gerne." Ich boxe ihn leicht. „Du bist doch doof." Er lacht. „Ich liebe dich auch, Hazza." Ich muss grinsen. Ich habe perfekte Kinder, ein perfektes Leben und vor allem, den perfekten Mann. Was könnte ich jemals mehr wollen?

Larry Stylinson One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt