Catching The Infinity (Avengers Story 2)

12. Kapitel

Tony sagt nichts.
Er steht nur da und sieht Lucinda entgeistert an.
Selbst ohne Worte weiß sie, dass er von dieser Idee alles andere als begeistert ist.
Tony seufzt und fährt sich durch den Bart.
„Du bist verletzt, schon vergessen?"
Lucinda will den Mund aufmachen, aber Tony unterbricht sie.
„Du wärst fast gestorben, ich kann dich da unmöglich rauslassen!"

„Wenn sie es nicht tut, dann werden wir alle sterben, Stark", brummt Quill. „Sie kann uns retten!"
„Sie ist ein Kind!", faucht Tony ihn an.
„Und ich lasse nicht zu, dass sie ihr Leben noch einmal für uns aufs Spiel setzt."

Quill sieht Tony finster an und stampft auf ihn zu.
„Kapierst du das nicht? Wir sterben so oder so, warum also nicht die kleinste Chance auf eine Rettung aus diesem verdammten Raumschiff nutzen?!"
Tony befindet sich im Zwiespalt, das merkt man ihm deutlich an, aber er muss sich eingestehen, dass dies ihre einzige Möglichkeit ist, um auf die Erde zurückzukommen.

„Du hast mir gesagt, dass Fury mich im Team wollte, weil ich stark bin. Jetzt lass mich auch beweisen, dass ich es bin!", fleht Lucinda.
Nach langem Zureden und dem Versprechen, dass Lucinda sofort ins Raumschiff zurückkehrt, wenn es zu gefährlich für sie wird, willigt Tony schließlich ein.

Sie begibt sich zur Eingangsklappe und wartet auf das Zeichen von Quill, der mit Tony im Cockpit sitzt und die Hand auf den Hebel gelegt hat.
„Bereit Lucinda?", ruft er ihr zu.
„Bereit!"
Sie hält sich an der Wand fest, damit sie nicht hinausgesogen wird, während Quill den Hebel umlegt und die Klappe um ein kleines Stück öffnet.

Lucinda quetscht sich durch den Schlitz und drückt sich gegen die Außenwand des Rauschiffes.
Sobald die Klappe wieder fest verschlossen ist, stellt sie sich auf eine kleine herausragende Plattform am Hinterteil des Raumfahrzeuges und atmet einmal tief durch.
Tony und Quill werden das Lenken übernehmen, während Lucinda dem Fluggerät von hinten Schub verleiht.

Der einzige Nachteil hierbei ist, dass sie nicht mit den beiden kommunizieren kann. Das Funkgerät ist in ihrem Helm und der ist zerstört.
Aber das ist in diesem Augenblick nicht wichtig. Was zählt ist, dass sie auf die Erde zurückkehren.

Lucinda strengt sich an und erhitzt ihre Blitze, bis eine gewaltige Explosion aus ihren Händen schießt und das Raumschiff nach vorne stößt.
Sie beißt die Zähne zusammen. Die Anstrengung kostet sie viel Kraft. Und Kraft ist etwas, das sie gerade nicht besitzt.
Aber jetzt ist nicht die Zeit um schlapp zu machen.
Lucinda verstärkt ihre Energie und nun strömen blaue Flammen aus ihren Händen, mit Hilfe derer sie sich schnell vorwärts bewegen.

Hinter ihr klopft dreimal jemand gegen die Tür.
Vermutlich Tony, der sich vergewissern will, ob es ihr gut geht.
Lucinda stößt zur Bestätigung dreimal mit dem Fuß dagegen.
Eine Weile lang klappt alles gut, aber Lucinda spürt den pochenden Schmerz in ihrem Bauch.
Sie schwitzt und ihr ist übel, kein gutes Zeichen.
Aber sie darf nicht aufgeben, noch nicht.

Nach etwa zwanzig Minuten ist klar, dass sie es nicht mehr lange aushält.
Der Schmerz der Wunde in ihrem Bauch ist ins unerträgliche gewachsen und sie hat das Gefühl, allmählich Wahrnehmungsschwächen zu erleiden.
Gerade, als sie aufgeben will, erscheint vor ihr ein blendendes Licht.
Lucinda muss sich die Hand vor die Augen halten, weil es so hell ist.
Dann erlischt es allmählich und eine blonde, schwebende Frau kommt zum Vorschein.

Sie lächelt.
„Ein wenig Hilfe gefällig?"
„Wer bist du?", fragt Lucinda verdattert.
Die Frau trägt keine Schutzmaske, sie kann atmen, obwohl sie im Weltall sind.
„Mein Name ist Carol und ich bin hier um euer Raumschiff zurück auf die Erde zu bringen."
Dann fällt ihr Blick auf Lucindas Bauch.
„Was ist das? Bist du verletzt?"

„Ich wurde angeschossen", gibt sie zu.
„Warte einen Moment", sagt Carol und fliegt geschmeidig zum Vorderteil des Raumschiffs.
Kurz darauf öffnet sich die Klappe um einen kleinen Spalt.
„Rein mit dir, den Rest erledige ich", spricht sie und verschwindet unter dem Fluggerät.
Lucinda kriecht durch die Öffnung und lässt sich auf den Boden fallen, als sie endlich wieder drinnen ist.
„Alles klar?", ruft Tony und hechtet zu ihr hinüber.
„Alles gut", behauptet sie. „Da war eine Frau..."

„Ich weiß", antwortet Tony.
„Ich habe keine Ahnung wer sie ist, aber sie wird uns helfen, hat sie gesagt", entgegnet Lucinda angestrengt.
Tony stützt Lucinda, damit sie aufstehen kann und führt sie zurück zum Cockpit.
„Sobald wir da sind, lassen wir dich erstmal von Bruce abchecken", sagt Tony.
„Falls er noch da ist", denkt sie.

„Schaut!", ruft Quill ihnen nach einigen Minuten zu.
Tony und Lucinda sehen aus dem Fenster und stellen mit großer Erleichterung fest, dass ihr Heimatplanet in Sicht ist.
„Wir sind Zuhause", flüstert Tony.
„Oh man, ich war ewig nicht mehr hier", murmelt Quill.
.
.
.
Als das Raumschiff auf dem Boden zum Stillstand kommt, öffnet Quill die Klappe.
Lucinda stemmt sich keuchend auf und folgt Tony nach draußen in die Dunkelheit.
Sie stehen am Landeplatz des Hauptquartiers.
Es fühlt sich so an, als wäre Lucinda eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier gewesen. Dabei war es nur etwas mehr als ein Tag.

Ein Tag, in dem sich die gesamte Menschheitsgeschichte verändert hat.
Humpelnd tritt sie auf den festen Boden und sieht sich um.
Das Herz rutscht ihr in die Hose, als sie ihre Teammitglieder erblickt, die sie bereits sehnsüchtig erwarten.
Natasha, Clint, Rhodey, Thor und Bucky.
Nur sie sind noch da. Der Rest wurde ausgelöscht.

Peter, Strange, Sam, Steve, Bruce, T'Challa, Wanda, Vision...
Niemand ist mehr hier.
Aus der Menge tritt eine große, rothaarige Frau heraus und fällt Tony um den Hals.
„Pepper."
Ein Glück, dass sie noch am Leben ist. Lucinda hätte es nicht ertragen, Tony derart Leiden zu sehen.
Quill springt aus dem Raumschiff und dreht sich einmal um die eigene Achse.
„Quill!", ruft eine seltsame Stimme.
Ein kleiner Waschbär auf zwei Beinen bahnt sich seinen Weg zu ihm hindurch.
„Rocket!", schreit Quill.

„Was um Himmels willen ist das?", fragt Lucinda sich im Stillen. Immerhin scheint Quill noch einen seiner Teamkollegen bei sich zu haben.
Clints ausdrucksloser Blick auf den Boden verrät Lucinda, dass er einen oder sogar mehrere seiner Liebsten verloren haben muss.

Sie humpelt weiter, zu den anderen hinzu, als sie zusammenbricht. Eine kräftige Hand packt sie und hält sie fest. Es ist Bucky.
„Ach du scheiße", murmelt er, als er Lucindas Verletzung bemerkt.

„Sind das alle von euch, die verschont geblieben sind?" spricht sie mit erquickender Stimme.
„Ja", flüstert Bucky.
„Er hat Vision umgebracht und ihm den Stein aus der Stirn gerissen. Dann hat er geschnipst und plötzlich sind alle zu Staub zerfallen."
„Wo ist Pe...",
„Er ist fort", antwortet sie, ohne ihn ausreden zu lassen. „Thanos hat die Hälfte aller Lebewesen unseres Universum ausgelöscht."

Bucky sieht sie geschockt an.
„Thanos hat gewonnen", schluchzt sie.