30. Kapitel

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Lucinda spürt einen unerträglichen Schmerz in ihrem Rücken, denn sie ist genau auf einem Betonblock gelandet. Sie dreht den Kopf und sieht, dass ihre Teammitglieder von der Explosion ebenfalls nicht verschont geblieben sind. Sie liegen fast alle bewusstlos quer über dem Boden verteilt.
Lucinda versucht, aufzustehen, aber ihr linkes Bein gibt nach, vermutlich ist es gebrochen.
Mit einem schmerzverzerrtem Laut fällt sie auf den Boden zurück.
„Ihr könnt mich nicht besiegen!", brüllt Thanos und stampft auf sie zu.

Jetzt ist es aus", denkt sie.
Sie haben schon wieder verloren. Aber diesmal wird Thanos jedes einzelne Lebewesen auf diesem Planeten vernichten. Lucinda sieht, wie Thanos sich ihr langsam nähert und dabei grinst. Was kann sie jetzt noch tun?
Spontan und unüberlegt reißt sie den Stein aus dem Handschuh und nimmt ihn in die Hand.

„Stehen bleiben!", faucht sie. „Oder ich werde den Stein zerstören!"
Thanos lacht.
„Du kannst ihn nicht zerstören, sonst wird die Sonne vernichtet."
„Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich durch deine Hand umkomme oder durch das Verschwinden der Sonne...", schnauft sie.
„Dann wähle ich letzteres."

Lucinda weiß nicht, was sie da tut. Natürlich kann sie unmöglich den Stein zerstören, das ist ihr bewusst, aber was soll sie jetzt noch tun, um Thanos aufzuhalten?
Sie drückt den Stein fester in ihrer Hand und spürt plötzlich einen Energiestrom durch ihren Arm fahren. Es tut höllisch weh, aber da kommt ihr eine Idee.

Der Infinity Stein verleiht seinem Träger große Macht. Was, wenn Lucinda den Handschuh dafür gar nicht benötigt? Sie drückt den Stein fester und die Energiewelle wandert durch ihren gesamten Körper, es fühlt sich an, als würde sie von innen verbrennen.

Thanos sieht sie entsetzt an und bleibt stehen.
„Was tust du da, Mädchen?"
Das ist möglicherweise ihre einzige und letzte Chance. Sie erzeugt Blitze in der Hand, in der sich auch den Stein befindet und staunt darüber, wie groß sie sind. Genauso groß jedoch ist auch der Schmerz, der sie jeden Moment umbringen könnte.

Tränen steigen ihr in die Augen und sie atmet hektisch ein und aus. Hinter Thanos bemerkt sie, wie Dr. Strange sie scharf ansieht.
Er liegt bäuchlings auf dem Boden und hat mehrere Brandwunden und Schnittverletzungen im Gesicht. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, hält er zitternd zwei Finger empor. Dann lässt er einen der beiden sinken , sodass nur noch sein Zeigefinger nach oben zeigt, und nickt.

Lucinda weiß, was er ihr mitteilen will. Das ist eine der beiden Zukünfte, die er gesehen hat. Eine der beiden Zukünfte, die sie zum Sieg führen wird.
Es liegt nun an Lucinda. Sie muss dafür sorgen, dass genau diese Zukunft eintrifft. Dr. Strange wusste es von Anfang an.

Sie stöhnt auf und ruft ihren Teammitgliedern noch zu, in Deckung zu gehen, bevor sie Thanos mit
aller Kraft ihre Faust in den Magen donnert. Kurzzeitig gibt es einen ohrenbetäubenden Knall, gefolgt von einer blendenden Lichtexplosion. Vor ihren Augen wird Thanos gesamter Körper zerfetzt. Lucinda wird zurückgeschleudert und kann nunmehr verschwommene Gestalten ausmachen, die von der Lichtexplosion in Stücke gerissen werden.
Bitte lass es nicht ihre Teammitglieder sein.

Es dauert eine ganze Weile, bis die Klageschreie der Opfer verstummen und wieder alles Still ist.
Lucinda ist müde und ihre Glieder sind taub. Sind sie denn überhaupt noch da? Sie fühlt gar nichts mehr. Ein Blick auf ihren Körper verrät, dass sie allesamt noch dran sind, aber sie sind vollkommen zerschunden, als hätte sie sie Säure gehalten.
Tony und Rhodey kommen angerannt und beugen sich hastig zu ihr hinunter.
Sie heben Lucinda langsam auf und lehnen sie gegen einen demolierten Trümmer in der Nähe.
„Lucinda?", flüstert Tony.
Lucinda kann ihn zwar verstehen und ansehen, aber nichts sagen.

Peter bahnt sich einen Weg zu ihr hindurch und fällt vor ihr auf die Knie.
„Lucinda?", sagt er. „Geht es dir...?"
Bevor er den Satz beenden kann, erstickt seine Stimme. Seinem entsetzten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, geht es ihr überhaupt nicht gut.
Lucinda möchte ihm antworten, aber sie schafft es einfach nicht. Es ist, als hätte man ihr den Mund zugeklebt.
„Ganz ruhig", flüstert er. „Es wird alles gut, ich verspreche es dir."
Wird es das?
„Wir haben gewonnen. Du hast gewonnen", fährt er langsam fort. „Du hast es geschafft."

Tränen laufen ihm über das blutige, verstaubte Gesicht. Im Hintergrund sieht sie Bucky, der sie geschockt betrachtet. Viel mehr kann sie nicht erkennen, es ist alles so unscharf. Von allen Seiten ertönt leises Schluchzen. Wieso weinen sie alle? Steht es tatsächlich so schlimm um sie?

„Du musst bei mir bleiben", fleht Peter. „Bitte..."
Rhodey erhebt sich und zieht Peter sanft zu sich hinauf, aber er wehrt sich.
„Nein!", schreit er. „Lass mich los!"
Er schlägt um sich, aber Rhodey und Sam schaffen es mit vereinten Kräften, ihn von Lucinda

Lucinda dreht den Kopf so weit es ihr gelingt und blickt Tony an. Dann öffnet sie mit letzter Kraft ihre Hand und der Infinity Stein kommt zum Vorschein.
Sie werden ihn zurückbringen müssen, denn sie selbst wird es nicht mehr schaffen.

„Du hast uns gerettet", flüstert Tony. „Du hast es geschafft, du ganz alleine."
Er streichelt ihr sanft über die Wange.
„Dank dir ist die Welt wieder in Sicherheit."
Dann ist Thanos Armee also fort? Hat Lucinda sie tatsächlich alle ausgelöscht? Das ist gut, das war ihr Ziel. Das war die Zukunft, die Strange ihr vorhergesagt hat und sie hat sie erfüllt.

Langsam fallen ihr die Augen zu, ohne, dass sie etwas dagegen tun kann. Ihre Züge entspannen sich und sie spürt keine Schmerzen mehr, es ist alles weg.
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Jeder wünscht sich ein Happy End, oder?
Aber so läuft das nun mal nicht immer.




















Aber dieses Mal vielleicht...

Catching The Infinity (Avengers Story 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt