der brief

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Ryans Sicht

Kaum hielt ich das Auto an, sprang ich aus meinem Wagen und rannte zum Eingang der Villa. Bitte, bitte komme ich nicht zu spät. Die ganze Villa durchkämmten wir, von unten bis oben, Zimmer für Zimmer, Stockwerk für Stockwerk, doch in keinem Zimmer war sie auffindbar.
Ich setzte mich auf mein Bett und stützte meine Hände an meine Schläfen.
Denk nach, Ryan, wo könnte sie noch sein?
Plötzlich viel mir auf, das das Laken meines Bettes verschwunden war, ich strich mit der Hand über die unbezogene Matratze.
"Nein!" Hauchte ich

"Oh mein Gott!" Hörte ich Mike zwar leise, aber deutlich hören. Es hallte in meinen Ohren wieder und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Langsam stand ich wie betäubt auf und trat auf den Balkon, ich sah das festgebunden Laken und als ich ans Geländer fasste, langte ich in Blut, überall war Blut! Ich sah ihren baumelden Körper und schreckte zurück. Tränen stiegen mir in die Augen.
"Nein, nein, ich bin zu spät!" Flüsterte ich. Die Tränen vernebelten meine  Sicht und mein Herz fühlte sich an, als würde es in 10 000 Teile zerspringen. Ich ließ mich auf den Boden fallen und vergrub meinen Kopf in meinen Armen. Das blut war wohl von ihrem ersten versuch an ihren handgelenken, aber es ist schwer, so tief zu schneiden, dass man daran gleich stirbt, also hat sie wohl die Abkürzung genommen
Es ist alles meine Schuld!
Ich habe das Mädchen meiner Träume in den Tod getrieben, dabei wollte ich ihr doch noch so viel zeigen, noch so viele schöne Momente mir ihr teilen und ja ich wollte, dass sie meine Frau wird.

Ich glaube, ich habe in meinen Leben noch nie so viel verloren, wie gerade.
Und das schlimmste daran war, dass es  alles meine Schuld ist.

"Ryan?" Ich hörte Tylers vorsichtige Stimme und spürte seine Hand, die sich auf meine Schulter legte.
"Nein! Ich kann nicht!" Rief ich
Es war wie ein Zusammenbruch, all meine Gefühle stürzten auf mich ein und begruben mich tief unter ihnen. Soetwas hatte ich noch nie zuvor verspürt, aber es ist schlimmer, als alles was ich je erlebt habe.

Tyler stand einfach nur hilflos daneben und musste mit ansehen, wie ich es einfach nicht ertragen konnte.

Als ich mich ein wenig beruhigen konnte, setzte ich mich aufs Bett
Für ein paar Minuten blieb ich dort reglos und stumm sitzen.
"Hängt sie ab!" Sagte ich monoton während ich vor mich hinstarrte.

Ich wandte erst meinen Blick ab, als ich durch ein lautes Schreien aus meiner Starre geholt wurde.
Langsam lief ich nach unten, nach draußen konnte ich nicht, den ich schaffte es nicht ihren toten Körper anzusehen, ich wollte ihr gebrochenes Genick und ihre aufgeschlitzten Arme nicht sehen! Also blieb ich vor der Schiebetür, die nach draußen führte stehen, sodass ich das Geschehen beobachten konnte.
"Lasst mich los!" Tyler hielt seine strampelnde und umsich schlagende Ex Freundin umklammert und versuchte sie von der toten Sky fern zu halten.

"Ihr habt sie umgebracht!" Schrie sie weiter und schaffte es, sich zu befreien.
Doch Mike trat zwischen sie und die Leiche und hinderte sie rechzeitig.
Als ihr Blick auf mich fiel,wandte sie sich von ihrer Mission, an Tyler und Mike vorbeizukommen ab und kam auf mich zu.
" das ist alles nur deine Schuld! Sieh es dir doch nur an! Sie ist tot! TOOOOT!"
Sie schlug auf mich ein, doch wurde immer schwächer, als sich ihre Wut allmählich in pure Trauer umwandelte. Sie legte sich an meine Brust und Tränen liefen über ihre Wange und nässten mein Shirt
"sie ist tot" flüsterte sie.
Ich hielt sie fest, aber zum trösten war ich eindeutig die falsche Person!

"Ich schaffe das nicht ohne sie!" Sagte ich leise. Sie blickte mich mit ihren tränenverschleierten Gesicht an.
Ich wandte mich ab und ließ mich auf die Couch fallen.
Sam setzte sich neben mich.

Mike kam auf mich zu, er warf seiner Schwester nur einen kurzen Blick zu und wandte sich dann an mich.
"Den haben wir bei ihr gefunden!"

Er hielt mir einen Brief hin. Ich zögerte ihn entgegenzunehmen. Ich weiß wirklich nicht, ob ich es ertrage, ihre letzten Worte zu lesen.

Langsam faltete ich ihn auf

'Ryan, wenn du diese Worte liest, bin ich warscheinlich schon tot! Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich mich so von dir verabschiede und nicht persönlich, aber ich weiß, dass wenn du jetzt hier wärst, du mich aufhalten würdest und dass will ich nicht.
Ja ich weiß ich bin noch jung und es heißt irgendwann wird es besser! Als ich im Bordell war, war mein Leben bereits nicht lebenswert und ich habe mich so oft verletzt und mir gewünscht ich würde nicht mehr leben. Als du mir ein besseres Leben angeboten hast hatte ich Hoffnung, ich wollte nichts lieber, als frei zu sein und gut behandelt zu werden! 2 Sachen, die für fast jeden Menschen eine Selbstverständlichkeit sind. Doch ich habe meine 'Mutter' sterben sehen und war anschließend nicht frei, wie erhofft.
Du hast mich nur geholt, weil ich ein Mittel zum Zweck war. Ich bin nur von einem Irrenhaus zum nächsten gekommen, um mich in jemanden zu verlieben, der eigentlich eine Freundin hatte. Nie durfte ich meine eigenen Entscheidungen treffen, bis ich Sam hatte. Sie wird immer meine beste Freundin bleiben, sie war da für mich, als es mir am schlechtesten ging.
Dieses Jahr mit dir war das beste in meinem Leben, ich habe dich mehr, als alles andere auf dieser Welt geliebt und ich wollte die Ehe mit dir.
Aber wolltest du das auch wirklich? Ich hätte niemals gedacht, dass sich mein Dad ändern könnte, aber das hat er, anscheinend! Er hat bei mir alles falsch gemacht aber er wollte es besser machen!
Und du? Warum musstest du sie töten?
Ich mache dir keine Vorwürfe, ganz besonders nicht in einem abschiedsbrief. Auch wenn ich dich liebe, kann ich nicht länger leben, keinen Tag mehr und keine Minute! Ich ertrage das Leid nicht mehr, dass die Vergangenheit in meiner Seele angerichtet hat. Ich hoffe du kannst meine Entscheidung eines Tages verstehen und mir verzeihen.

Ryan ich danke dir, für das beste Jahr in meinem Leben, aber ich kann das alles einfach nicht mehr. Ich habe immer nur für dich gelebt. Aber ich kann es einfach nicht mehr ertragen! Das riesige, schwarze Loch in meiner Seele, verschlingt mich jeden Tag ein bisschen mehr. Ich möchte das alles nicht mehr, ich will einfach nur Frieden. Ich will meine Mutter wieder sehen! Gib dir bitte nicht die Schuld, es ist meine Entscheidung, nach all den Jahren ist es meine Entscheidung und ich bin sicher, es ist die richtige! Dort bin ich an einem besseren Ort und ich werde von oben auf dich aufpassen, als dein kleiner Schutzengel.
Ich liebe dich über alles ❤

Tränen flossen über meine Wange. Sie hat mich geliebt, hätte ich vielleicht doch nur mehr getan, vielleicht wäre sie dann jetzt noch am Leben!
Vielleicht, wenn ich Vanessa und ihr Kind verschont hätte, vielleicht würde ich nun mit ihr hier zusammen sitzen.

"Gib dir nicht die Schuld! Sie ist gegangen, weil es ihrer Ansicht nach, das beste für sie war! Ein Mensch kann einfach nicht unendlich viel Schmerz ertragen, ohne Pause und ohne jemanden der einem zuhört und einen unterstützt!" Sam umarmte mich fest und lehnte ihren Kopf an meinen.

"Wir begraben sie wenn du soweit bist!" Sagte sie leise.
Ich bewunderte wie gefasst sam aufeinmal war, ich wusste sie ist nicht sauer auf mich, dass war sie auch vorhin nicht, sie wollte es nur genauso wenig wahr haben, wie ich.

Ich schüttelte den Kopf "morgen!" Ich atmete lautstark aus "wir begraben sie morgen!"

In ein paar Tagen wird die Leiche anfangen zu riechen. Sie hat eine Bestattung verdient und nicht herumzuliegen, nur weil wir so sehr trauern!

Addicted (2.teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt