Ich war schon lange nicht mehr Auto gefahren und schon gar nicht so einen Van, ich kam mir echt dämlich vor, als ich an fast jeder Ampel den Wagen abwürgte, gut dass es Nachts war und es deshalb keiner mitbekam. Ich brauchte etwas länger als die fünf Minuten, aber das war schon ok, ich war einfach froh als ich die Einfahrt hoch fuhr und wusste, dass es nun nicht mehr lange dauerte bis ich endlich schlafen konnte. Mittlerweile war ich fast 24 Stunden wach. Die Nacht davor verbrachte ich mit meiner Mitbewohnerin und Freundin Brenda auf einer Party und gestern morgen hatte ich kaum geschlafen, vielleicht ein zwei Stunden wüstes umher winden. Mein Herz raste immer wie verrückt wenn ich zu viel Wodka trank und das machte es fast unmöglich zu schlafen.
Ich parkte den Wagen in der Garage, keine Ahnung warum ich mir noch die Mühe machte, aber ich tat es. Durch die Garage kam ich ins Haus, ich schaltete erst einmal das Licht ein, lange war ich nicht mehr dort gewesen. Meine Eltern hatten die Möbel ein bisschen umgestellt, aber das war auch schon alles, auch dort keine großartigen Veränderungen. Ich lief durch das Esszimmer ins Wohnzimmer und als ich dort das Licht anknipste, blieb mir fast das Herz stehen. „OH MEIN GOTT!" Schrie ich laut auf als mir der weiße Papagei meiner Mutter, der schon älter war als ich, um die Ohren flog, ich hasste Vögel aber meine Mutter liebte ihn. „Verzieh dich", warf ich ihm einen bösen Blick zu. Eigentlich hatte er mir ja gar nichts getan, er nervte manchmal einfach nur, besonders wenn er früher herum krächzte. Das Schlafzimmer meiner Eltern war direkt neben meinem, als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen. Wahrscheinlich flog er seit meinem Auszug nur noch im Haus herum. Er ließ sich auf einen der Esszimmerstühle nieder und beäugte mich kritisch. Ich stellte meine Reisetasche neben dem Sofa ab und trabte nach oben, direkt zu meinem alten Zimmer. Als ich die Türe öffnete und das Licht anknipste wunderte mich dass was ich dort vorfand nicht sonderlich. Mein Zimmer war mittlerweile zu einer Rumpelkammer mutiert, dort konnte ich also nicht schlafen. Ich wohnte schon seit etwa vier Jahren nicht mehr zu Hause, im Grunde wurde es auch mal Zeit dass sie etwas neues daraus machten, es fühlte sich dennoch irgendwie komisch an. Das letzte Mal als ich dort war, war alles noch beim alten. Da hast du deine Veränderung Melina Morrow. Ich ging kurz ins Bad auf die Toilette, ehe ich wieder herunter ins Wohnzimmer ging und mich auf der Couch nieder ließ. Ich schaltete den Fernseher ein, aber ich hielt meine Augen nicht einmal fünf Minuten offen, trotz der Angst der Vogel würde mich während ich schlief zu Hackfleisch verarbeiten.
Durch ein wirklich minimales Geräusch, was ich nicht einmal richtig deuten konnte, wurde ich wach, gerade die leisen Geräusche störten mich oft in meinem Schlaf. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und starrte direkt auf einen weißen Gefiedermantel. Der Vogel war wahrscheinlich kurz davor seinen Plan, mich zu töten, zu vollziehen. Ich scheuchte ihn mit einer kleinen Handbewegung weg und rappelte mich wieder auf, der Fernseher lief noch, ich griff gerade nach der Fernbedienung als ich plötzlich was in meinem Augenwinkel sah. „LOS HÄNDE HOCH!" Schrie mich jemand an. Vor Schreck ließ ich die Fernbedingung fallen, sprang auf und tat was er sagte. Bis ich ihn erkannte, „VERDAMMTE SCHEIßE WYANE!" Es war der Polizei Chief Wyane Unser, der da gerade die Waffe auf mich richtete. „NIMM DIE SCHEIß WAFFE RUNTER! SEHE ICH AUS WIE EINE EINBRECHERIN!" Forderte ich ihn lautstark auf. Er schaute mich an als hätte er einen Geist gesehen, „verdammt Millie bist du das?" Senkte er endlich seine Waffe. „Seit ihr eigentlich alle bescheuert hier? Das ist doch nicht mehr normal!" Regte ich mich auf und im selben Moment kam meine Mutter aus dem Flur. Sie sah vollkommen fertig aus, ihr Gesicht war Blutverschmiert, übersät mit Hämatomen und angeschwollen. Vor Schreck hielt ich mir die Hand vor dem Mund, stand da wie angewurzelt, wusste nicht was ich sagen sollte, bis sie mir auf einmal mit Tränen unterlaufenden Augen um den Hals fiel und anfing bitterlich zu weinen. Ich hatte meine Mutter in meinen 23 Lebensjahren nicht einmal weinen sehen. Ich wollte ihr nicht weh tun, streichelte lediglich sanft über ihren Rücken anstatt ihre Umarmung richtig zu erwidern. Mein Blick fiel auf Unser der mitleidig zu uns rüber schaute. Es musste was wirklich schlimmes passiert sein. „Ich wusste dass du zurück kommst", schluchzte sie irgendwann. „Ist schon gut Mum", streichelte ich über ihre Haare und versuchte ihren Blick irgendwie einzufangen, es gelang mir nicht. „Setz dich auf die Couch, ich muss wissen was passiert ist", löste ich mich langsam von ihr und begleitet sie in Richtung Couch. Unter Schmerzen setzte sie sich auf diese. Eine Weile saß sie einfach so da sagte nichts weiter, ich beobachtete sie mit entsetzen in meinen Augen. „Sag mir was passiert ist." Sie reagierte nicht auf meine Forderung. „Los sag es ihr Gemma, sie ist deine Tochter, wenn du ihr nicht vertrauen kannst, wem dann", redete Unser ihr gut zu. Sie schaute unsicher zwischen uns beide hin und her, ich setzte mich neben sie und nahm ihre Hand. „Bitte?!" Flehte ich mit zittriger Stimme. Sie fixierte meine Augen, „versprich mir dass du niemanden davon erzählst, nicht Clay nicht Jax oder sonst irgendwem." „Aaa..", wollte ich gerade widersprechen, als sie ihre Forderung noch einmal etwas energischer wiederholte, „Los versprich es Millie." „Ok", presste ich das Versprechen heraus, ohne zu wissen um was sie mich da überhaupt bat.
Das was meine Mutter mir im Anschluss erzählte war an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Drei Männer hatten sie grausam verprügelt und vergewaltigt und sie anschließend halb tot in einer Baubaracke liegenlassen. Ich musste wirklich mit den Tränen kämpfen, so etwas schreckliches hatte ich noch nie gehört und dann war es noch meine Mutter, es zerriss mir fast das Herz. Ich war froh dass ich nach Charming gekommen war, scheinbar war hier alles außer Kontrolle geraten. „Wir müssen ins Krankenhaus Mum", versuchte ich ihr gut zuzureden, „du brauchst dringend einen Arzt." „Nein, ich will nicht das irgendwer etwas mitbekommt", weigerte sie sich strikt. „Meine Worte, sie ist stur wie ein Bock", sagte Chief Unser zu mir. „Wie stellst du dir das vor?" Machte ich große Augen. „Du bist doch fast so was wie ein Arzt, im Badezimmer ist Verbandszeug", meinte sie auch noch vollkommen ernst was sie da sagte. „Bitte?" Glaubte ich nicht richtig zu hören, „ich bin Krankenschwester Mum, ich kann nicht mehr als deine Wunden versorgen, ein Arzt muss dich durch checken." „Hör' auf deine Tochter Gemma!" Pflichtete Unser ihr bei. „Herr Gott nochmal. Ruf Tara an, sag ihr kein Wort zu Jax." Unser verließ für das Telefonat den Raum. Ich schaute meine Mutter fragend an, „Tara? Etwa Tara Knowels. Sie ist wieder in Charming?" Meine Mutter nickte. „Davon hat Jax nichts erwähnt", sagte ich leise zu mir selbst und schaute meine Mutter eindringlich an, „du hasst sie." „Ich kann sonst niemanden anrufen. Wir können ihr vertrauen", versicherte sie mir. „Wie du meinst", schob ich skeptisch meine Brauen zusammen. Chief Unser kam zurück ins Wohnzimmer, „Tara ist auf dem Weg." „Gut, ich hole das Verbandszeug", ging ich nach oben. Ich fragte mich warum Jax mir das nicht einfach sagte, ich hatte nie etwas gegen Tara gehabt, scheinbar vertraute er mir weniger als gedacht.
Ich versorgte die Wunden im Gesicht meiner Mutter so gut ich konnte, als Tara endlich kam. Sie war mindestens genauso entsetzt wie ich über Gemmas Anblick, sie sah wirklich grauenvoll aus. Meine Mutter weigerte sich zuerst ihr alles zu erzählen, aber für eine vernünftige Untersuchung war das definitiv von Nöten. Auch sie musste schwören nichts zu sagen. „Gemma wir müssen ins Krankenhaus, ich brauche die Geräte um dich vernünftig untersuchen zu können", sagte Tara irgendwann, „es geht einfach nicht anders." „Verdammt, wie soll das gehen ohne das jeder es erfährt?" Meine Mutter machte sich viel zu viele Gedanken über den Club, was mich unglaublich ärgerte, ich fragte mich wirklich was dort überhaupt abging. Tara dachte einen Moment nach, „wir machen es über Abels Versicherungskarte, es wird keiner merken." „Dafür könntest du riesen Ärger bekommen", meinte Gemma. „Ich mach das schon", beschwichtigte Tara sie. Das ganze Szenario zu beobachten war wirklich suspekt, Tara die ihre Karriere für meine Mutter auf's Spiel setzte, meine Mutter die Tara plötzlich blind vertraute. Naja alles war besser als das vergangene bekriegen. Ich konnte allerdings immer noch nicht glauben, dass gerade Tara Knowels die den Club noch mehr hasste als ich, plötzlich wieder mittendrin war. „Ich hole dich morgen früh direkt ab", sagte Tara und wollte aufräumen. „Ich mach das schon", kam ich ihr zuvor. Ich wunderte mich dass sie nicht fragte warum ich wieder in Charming war, aber dasselbe hätte ich eigentlich auch sie fragen können und tat es nicht. „Unser lass dir irgendwas einfallen was du den Jungs sagen kannst", sagte ich während ich die dreckigen Kompressen in den Mülleimer warf. „Du verlangst da ganz schön viel von mir", sagte er schon mit der Türklinke in der Hand, „aber ich tue was ich kann." „Danke", schenkte ich ihm ein dankbares Lächeln, bevor er das Haus verließ.
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the worst part is: there's no one else to blame [SOA] Juice x OC
FanfictionDie Geschichte beginnt in der 2. Folge der 2. Staffel. Während die Chapter Bobbys Entlassung aus dem Gefängnis feiern, findet Unser Gemma schwer misshandelt in einer alten Baubaracke und fährt sie nach Hause, aber das Haus ist nicht leer. Melina 'Mi...