Ich bog auf das CaraCara Gelände ab und konnte selbst nicht glauben was ich dort eigentlich trieb. Alles war besser als sich weiterhin die Launen meiner Mutter anzutun. Ich konnte sie verstehen, an irgendwem musste sie ihre Wut auslassen und ich war eben eine geeignete Zielscheibe, zumindest so lange bis mein Vater in der Nähe war, welcher ein einziges rotes Tuch für sie war, vor allem seit Samcro Teilhaber von CaraCara war. Ein ziemlich schlechter Zeitpunkt um ins Pornogeschäft einzusteigen.
Ich schlug die Wagentüre zu und begab mich zum Eingang, vor dem einige knapp bekleidete Mädels standen, eine rauchten und mich ziemlich kritisch beäugten. Im Augenwinkel sah ich vier Maschinen, ob ein paar von den Jungs da waren? Ohne etwas zu sagen ging ich an den Mädchen vorbei in die Halle, ich hörte wie sie anfingen zu tuscheln als ich gerade durch den Türrahmen war, aber das war mir egal, ich war einfach nur froh, dass sie mich sonst weiter in ruhe ließen. Die Mädels in den Kleinstädten waren etwas anderes gestrickt als die Mädels in den Großstädten. Hier kassierte man schneller ein paar auf die Schnauze, während es in Las Vegas eher auf die hinterfotzige Art ablief, was um einiges schlauer und schlimmer war. Wenn ich nachgedacht hätte, hätte ich wohl keine Anzeige am Arsch.
Etwas hilflos lief ich durch spartanisch aufgebauten Gänge, bis auf einmal der Set Charakter durchkam und mich ein Schwall von Menschen, hauptsächlich leicht bekleidete Damen und Herren, erschlug. Mein Blick schweifte durch den Raum auf der Suche nach Luann, aber ich konnte mich nicht konzentrieren, denn die Umgebung überforderte mich maßlos. Gerade als ich glaubte den ersten Schock überwunden zu haben, sah ich ihn, Juice. Umgeben von zwei Pornosternchen, eine saß sogar auf seinem Schoss und er wirkte in dieser Situation nicht gerade unglücklich. Die Weiber sahen nicht einmal gut aus, nicht dass ich mich selbst für übermäßig gut aussehend hielt, aber die Bitches waren wirklich mehr als abgefucked. Jedenfalls reichte es dafür dass ich mich scheiße fühlte und ein gewisser Grad der Eifersucht in mir aufstieg. Nachdem er mich wie ein Trottel, im Wohnzimmer meiner Eltern, hatte stehen lassen, hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Chibs stand genau neben ihm, wirkte aber weitaus weniger eingenommen von dem Mädel mit dem er flirtete. Chibs und mein Blick trafen sich und er schaute mich an als wäre er in einem falschen Film, dabei war ich definitiv diejenige die im falschen Film war. Er breitete seine Hände aus und zuckte mit den Schultern, keine Ahnung was er mir mit der Geste sagen wollte, aber sie steigerte nicht gerade meine Laune. „Ich kotz ab", sagte ich leise zu mir selbst, mit einem unglaublichen Gräuel in der Stimme. Ich sah wie Chibs Juice einen Schlag gegen das Schulterblatt verpasste um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und anschließend in meine Richtung nickte. Das Juice nicht die Kinnlade herunter fiel war wirklich alles, ich sah wie er mit seinen Lippen ein Scheiße formte und mir fiel nichts besseres ein es als ihm den Mittelfinger zu zeigen. Wie ein beleidigtes Kind, dabei hatte ich keinerlei Besitzansprüche an ihm. Es fühlte sich trotzdem an wie ein Schlag in die Fresse.
Ich wendete meinen Blick wieder ab und wollte weiter nach Luann suchen, als ich sie schon hörte. „Millie Schätzchen", fiel sie mir um den Hals bevor ich sie optisch überhaupt wahr nehmen konnte. Sie nahm meine beiden Hände und musterte mich von oben bis unten, „ich habe das Gefühl Gemma steht vor mir, nur 30 Jahre jünger." Machte sie große Augen und lachte plötzlich laut los, weil mein Aussehen sie wahrscheinlich an alte Zeiten erinnerte. Ich wusste dass ich aussah wie meine Mutter und ich hasste es, nicht weil ich sie für eine unattraktive Frau hielt, aber die Ähnlichkeit zu ihr nahm mir ein stückweit meine Einzigartigkeit, zumindest optisch. Mal abgesehen davon dass jeder sofort sah dass ich Gemma Tellers Tochter war. „Sei froh, dass du nicht aussiehst wie dein Vater", kicherte sie weiter, „du bist so hübsch, das ist unglaublich. Ich freue mich so dich zu sehen." Drückte sie mich noch einmal und ließ mich absolut nicht zu Wort kommen. Ihre Worte waren in diesem Augenblick Balsam für meine Seele. „Komm Süße", griff sie meine Hand und stöckelte auf ihren viel zu hohen Schuhen voraus, „wir trinken erst mal einen Kaffee."
Wir gingen in ihr Büro, in der ein Durchgang zur Küche war, sie ließ meine Hand los und ging gleich in diese. „Ehm...äh...ich mag keinen Kaffee", fiel mir noch ein bevor sie unnötig einen für mich mit kochte. „Dann trinkst du eben was anderes", sagte sie und schaute mich fragend an, „Kakao oder was?" Eigentlich hatte ich keine Lust auf Kakao, aber ich wollte nicht auch noch den ablehnen und nickte, „ja. Ist super." „Gut, dann mache ich uns schnell was", verschwand sie in der Küche.
Ich legte den Briefumschlag auf die Computertatstatur. Etwas zurückhaltend schaute ich mich im Raum um, bevor ich zu der großen Fensterfront ging, welche durch silberne Lamellen verdeckt war. Ich überlegte einen Moment was ich tun sollte, doch dann wurde meine Neugierde zu groß und ich knipste zwei der Lamellen mit meinem Zeige- und Mittelfinger auseinander um durch spähen zu können. Natürlich wollte ich schauen ob Juice sich mittlerweile von den Pornopüppchen losreißen konnte, doch die Ecke wo sie waren war vom Büro aus nur schlecht zu sehen. Mein Blick glitt weiter durch den Raum und blieb an Opie kleben, der ziemlich interessiert mit einer blonden Darstellerin redete. Es wunderte mich, denn eigentlich war Opie nicht der Typ für so etwas.
Mein Starren nahm mich so ein, dass ich gar nicht merkte das Luann mittlerweile wieder zurück in den Raum gekommen war. „Wenn beobachtest du?" fragte sie und ich fühlte mich ertappt, schnell zog ich meine Hand zurück, „Oh Scheiße. Niemand." Luann kaufte mir das definitiv nicht ab, sie stellte die beiden Tassen auf den Schreibtisch ab und kam zu mir rüber, stellte sich gleich neben mich und knipste ebenfalls die Lamellen auseinander. Schnell hatte sie sich einen Überblick verschafft und wusste sofort wem mein ungeniertes Starren galt. „Ope und Lyla", sagte sie leise, „süß die beiden oder?" Ich dachte ich hörte nicht richtig, „Hä? Wieso? Was ist denn mit Donna?" Luann gab ein undefinierbares Geräusch von sich, legte ihre Hand auf die Brust und schaute mich entsetzt an. Sie sagte nichts sondern schien auf irgendwas von mir zu warten, aber ich hatte keine Ahnung was so schlimm an meiner Frage war. Opie war ein verheirateter Mann da durfte man doch wohl mal nachfragen was mit seiner Frau war, wenn er gerade mit einem Pornomäuschen flirtete. „Du hast wirklich keine Ahnung", hauchte sie heraus, noch immer mit einem unglaublich entsetzlichen Blick. Ich wich diesem aus, „wovon denn? Haben sie sich getrennt?"
Wenn es so gewesen wäre hätte es mich nicht einmal gewundert. „Kind, Donna ist tot", legte sie ihre Stimme in Mitleid. Es war wie ein Schlag vor die Brust, ein ekelhaftes ziehen durchfuhr meinen Körper, so als würde man Achterbahn fahren, nur ohne jegliche Freude dabei. „Sie ist tot?" Wiederholte ich ihre Antwort, obwohl ich es sehr wohl verstanden hatte, meine Stimme brach mir fast weg, „wa..sei...seit wann?" „Etwa drei Monate. Ich kann nicht glauben dass dir niemand was erzählt hat", hielt Luann sich geschockt über die Tatsache dass sie die Bombe zum platzen brachte, die Hand vor dem Mund.
Es war nicht so dass ich in der Vergangenheit übermäßig viel mit Donna zu tun hatte, dafür war ich damals einfach zu jung, aber die Tatsache dass sie Opies Frau und die Mutter seiner Kinder war, gab mir schon das Recht zumindest davon in Kenntnis gesetzt zu werden. Schließlich war Opie der beste Freund meines Bruders, ich kannte ihn schon mein halbes Leben. Schock und Wut durchfuhren gleichzeitig meinen Körper, meine Miene verfinsterte sich, „ich muss sofort mit Jax reden!" Stürmte ich zur Türe. Luanns versuchte noch nach meinen Arm zu greifen, doch ich war schneller. Wie eine Idiotin ließ ich sie dort stehen, wühlte in meiner Umhängetasche nach meinem Handy und wählte aus dem Telefonbuch heraus Jax Nummer. Er ließ seins klingeln und als ich aus dem Gebäude heraus kam ging die Mailbox. „FICK DICH!" Hinterließ ich ihm auf diese und legte auf.
Ich war stinksauer, wie konnte er mir so eine Information vorenthalten? Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche und kramte im Anschluss nach dem Autoschlüssel. Ich steuerte auf den Van zu und sah im Augenwinkel Juice der gerade dabei war seinen Helm aufzusetzen, als er mich sah schwang er sich sofort von seinem Bock und kam auf mich zu gejoggt. „Können wir reden?" fragte er. „NEIN!" Kam meine Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Komm schon, das kann doch nicht deine Ernst sein. Ich habe doch überhaupt nichts gemacht", seufzte er. „Warum willst du dann mit mir reden?" Schaute ich ihn fragend an. „K...Keine Ahnung", stotterte er. „Ich habe keine Zeit", stieg ich in den Wagen ein.
Ohne Juice oder irgendwem anderes auf dem Hof auch nur noch eines Blickes zu würdigen, fuhr ich mit quietschenden Reifen davon. So langsam hatte ich raus wie ich mit dem Van umgehen musste, ohne ihn nicht gleich abzuwürgen. Wohl eher war es aber die Wut in mir, die mich das Gaspedal etwas großzügiger durchtreten ließ. Ich hatte absolut keine Ahnung wo Jax hätte sein könnte, im schlimmsten Fall hatte er irgendwas Clubinternes zu regeln. Mit meinen Eltern wollte ich nicht darüber sprechen, von ihnen war ich so etwas gewohnt, aber von meinem Bruder hätte ich das niemals gedacht.
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the worst part is: there's no one else to blame [SOA] Juice x OC
FanfictionDie Geschichte beginnt in der 2. Folge der 2. Staffel. Während die Chapter Bobbys Entlassung aus dem Gefängnis feiern, findet Unser Gemma schwer misshandelt in einer alten Baubaracke und fährt sie nach Hause, aber das Haus ist nicht leer. Melina 'Mi...