Ich hatte mich mittlerweile zu einem Bier hinreißen lassen, es aber nur zur Hälfte ausgetrunken, weil meine Mutter eine Diskussion wegen Murphy anfing. Sie wollte einfach nicht verstehen, dass mein Kater keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte, dafür war er einfach viel zu faul, dennoch wollte sie ihn, wegen dem Vogel, nicht im Haus haben. Ich brachte ihn deshalb in eines der Clubhauszimmer, während Brenda sich ziemlich angeregt mit meinem Vater unterhielt, was ich sehr befremdlich fand. Chucky hatte mir ein Katzenklo besorgt und half mir mit dem Streusack. Während er Murphy ein paar wohltuende Streicheleinheiten verpasste und ihm dabei mit Leckerlis fütterte, die er sich nicht nehmen konnte ebenfalls zu besorgen, bereitete ich das Katzenklo vor. Ich würde meine Mutter schon noch dazu kriegen ihn ins Haus zu lassen, spätestens dann wenn sie erfuhr, dass ich vor hatte in Charming zu bleiben. „Siehst du ich sagte doch er würde dich mögen", beobachtete ich die beiden kurz. „Er ist total weich, wie ein Wattebausch", freute Chucky sich wie ein kleines Kind. Ich schüttelte kurz mit dem Kopf, über die absurde Situation, als es plötzlich an der Türe klopfte. Ich blickte auf und noch bevor ich ein Herein aussprechen konnte, ging die Türe auch schon auf. Mein Herz blieb fast stehen, als Juice eintrat. Sofort wendete ich meinen Blick wieder ab. „Du sollst nochmal zu CaraCara", sagte er zu Chucky. „Jawohl", löste er sich von dem Kater und verließ das Zimmer. Ich ging davon aus, dass Juice es ihm gleich tun würde, doch im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er eintrat und die Türe von innen schloss. Er lehnte, mit dem Rücken, gegen diese und ließ stöhnend seinen Kopf in den Nacken fallen. Ich konzentrierte mich weiter auf das Katzenklo, machte den Deckel drauf und schob es anschließend in eine, meiner Meinung nach, passenden Ecke. Ich blieb auf den Boden knien, ich wusste nicht was ich zu ihm sagen sollte.
„Ich schätze mal, dass deine Freundin hier ist bedeutet dass du bald gehen wirst", sagte er irgendwann. Ich reagierte nicht darauf, er sprach weiter, „darum ist sie doch hier oder?" Wieder sah ich im Augenwinkel, wie er sich von der Türe zum Bett bewegte, er setzte sich auf die Kante. Ich stand endlich vom Boden auf und klopfte mir den Staub von dem Streu von der Hose. „Ist ein bisschen auffällig wenn du nicht sofort zurück gehst", war alles was ich sagte, ich wusste dass es ihn nicht unbedingt glücklich stimmte. „Ist mir egal", stieß er leise aus und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Ok", sagte ich ebenfalls leise, ich war schließlich nicht diejenige die Stress mit irgendjemand bekam, zumindest keinen Stress auf den ich etwas geben würde. Ganz im Gegenteil zu ihm. Ich ging rüber zu der Kommode und lehnte mich gegen diese, verschränkte meine Arme und starrte Löcher in die Luft. Die ganze Situation war absolut sinnlos, ich wusste nicht was ich sagen sollte oder was er von mir hören wollte.
„Ich...ich habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch", fing ich langsam an, neigte meinen Kopf dabei gen Boden. Noch bevor ich weiter erzählen konnte kam er mir zuvor, „das freut mich für dich." Es klang nicht ehrlich. „Im St. Thomas Hospital", sprach ich weiter und schaffte es endlich ihn anzusehen. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung, er sah sprachlos aus, er hatte scheinbar mit allem gerechnet, aber nicht damit. „Wie...wie kommst du dazu?" Ich zuckte mit den Schultern, natürlich wusste ich wie ich dazu kam, aber das würde ich ihm unter keinen Umständen erzählen, „hat sich einfach ergeben. Ich habe meiner Familie noch nichts gesagt, bitte halte dich zurück...ich will es erst wenn es sicher ist." „Ich werde nichts sagen", schaute er mich mit leicht geöffneten Mund an. „Tja", presste ich heraus und schmunzelte etwas verbittert, „so leicht wirst du mich wohl nicht los." Er stand vom Bett auf, kam zu mir und stellte sein Bier auf der Kommode ab. „Ich wollte nicht den Eindruck hinterlassen, dass ich dich los werden will", schaute er mich eindringlich an. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten, wich ihm aus, „kam aber so rüber. Bist du jetzt sauer, weil ich hier bleibe?" „Wie kommst du darauf?" Fragte er, und ich glaubte einen hauch Enttäuschung mitschwingen zu hören. Keine Enttäuschung darüber dass ich nicht ging, sondern darüber dass ich so schlecht von ihm dachte. „Du bist mir eindeutig aus dem Weg gegangen", versuchte ich mich zu rechtfertigen, dabei tat ich doch eigentlich genau dasselbe, ihm aus den Weg gegen, seit Tagen, ich war nicht besser. „So ist es nicht, ich habe nur keine Möglichkeit gesehen mit dir zu reden. Ich dachte du gehst wieder. Ich...ich kann dich doch nicht einfach so gehen lassen...ohne das zu klären", klang er unglaublich traurig. Ich schaffte es fast immer es so zu drehen, dass mein Gegenpart sich schuldig fühlte, ich hasste diese Eigenschaft an mir, aber irgendwie schaffte ich es nicht sie abzustellen. „Bitte...", hauchte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter, ich konnte nicht anders als ihn in den Arm zu nehmen, mit meiner Hand streichelte ich beruhigend über seinen Rücken. „Es tut mir so leid...dass ich so ein Feigling bin. Ich wünschte du könntest es verstehen...ich habe doch sonst niemanden", waren seine Worte gebrochen. „Ich verstehe das Juice, mach dich nicht fertig deswegen...bitte," flüsterte ich ihm leise ins Ohr. Er löste sich von mir, seine Augen waren mit Tränen gefüllt, „ich will dich Millie...aber, ich bin nicht gut für dich." „Lass dir das nicht reinreden", ließ ich meine Fingerspitzen über seine Wange gleiten. Hatte Jax ihm das eingeredet? Oder glaubte er das ernsthaft selbst? Es machte mich fertig ihn so gebrochen zu sehen, ich wollte ihn helfen, nur wie? Sollte ich mich von ihm fernhalten? Aber das wollte ich nicht, nicht nachdem er mir sagte, dass er mich wollte. „Lass uns zu den anderen gehen", nahm er meine Hand. Ich wollte nicht zu den anderen gehen, aber ich ließ mich dennoch von ihm mitziehen. Nachdem wir aus dem Zimmer waren ließ er mich sofort wieder los, er zog die Ärmel seines Pullovers über die Hände und wischte seine Augen trocken. Man konnte trotzdem sehen, dass er geheult hatte. Er tat mir so unglaublich leid, ich wollte ihn in den Arm nehmen und nie wieder los lassen, aber er ließ es einfach nicht zu. Wir bogen um die Ecke, Jax und Chibs Blicke fielen sofort auf ihn und der Blick meiner Mutter auf mich. Juice ging ohne ein Wort zu sagen an den Jungs vorbei nach draußen. Jax fackelte nicht lange und ging ihm nach. Ich wollte es ihm gleich tun, als meine Mutter sofort zu mir stürmte und mir ihre Hand auf die Brust legte, „lass sie das allein klären." Ich warf Chibs einen verzweifelten Blick zu, er verstand mich und stand auf um den beiden nach draußen zu folgen. „Mum es war nichts, er dachte ich würde gehen, aber..." stoppte ich, schließlich wollte ich das andere noch gar nicht erzählen. „Ist schon gut Schatz", streichelte sie mir beruhigend über die Haare und gab mir einen ihrer obligatorischen Küsse auf die Wange, „ist nicht schlimm." Ich schluckte schwer, ich empfand es aber als schlimm. „Deine Freundin wird gerade von Bobby und deinem Vater belagert, vielleicht solltest du ihr helfen," versuchte sich mich abzulenken. Ich zwang mich zu lächeln und nickte, „jah."
Ich war ganz froh, dass Brenda das ganze nicht so wirklich mitbekam, ich ging zu ihr nahm ihre Hand und zog sie von der Couch weg. „Vielleicht sollten wir langsam gehen", sagte ich zu ihr, „du kannst bei uns schlafen, meine Eltern werden nichts dagegen haben." „Bist du dir sicher?" Fragte sie etwas skeptisch und schielte rüber zu Mum, die uns beobachtete, „ich meine dein Vater ist ja ganz cool, aber deine Mum...nicht dass sie mich im Schlaf mit einem Kissen erstickt. Unsere Unterhaltung vorhin war nämlich ziemlich angespannt." Ich lachte einmal auf, „nein...sie wäre eher beleidigt wenn du ins Hotel gehst. Sie wollte gerade nur ihr Revier verteidigen." Dann registrierte ich erst was Brenda überhaupt gesagt hatte, „mein Vater ist ganz cool? Wie viel hast du getrunken?" „Nicht so viel. Nein im ernst der ist echt witzig, wenn er sich die Haare blondieren würde, sähe er aus wie Hulk Hogan", lachte sie. „Nein überhaupt nicht", schaute ich einmal zu ihm rüber, aber ich sah keine Ähnlichkeit. „Doch ohne Scheiße", beharrte sie dennoch darauf. „Ich fahre, ich habe nur ein halbes Bier getrunken. Gibst du mir den Autoschlüssel?" Sagte ich zu Brenda und deutete meiner Mutter mit nur einem Blick dass wir nach Hause fuhren. Wir verabschiedeten uns kurz von den anderen und gingen dann raus.
Juice und Chibs saßen auf der Bank vor dem Eingang, rauchten eine, während Jax davor stand. Es sah nicht wirklich nach Streit aus, aber besonders glücklich wirkte Juice dennoch nicht. „Hey, wo wollt ihr hin?!" Rief mein Bruder und kam zu uns rüber. „Wir fahren nach Hause Jax", antwortete ich in einem zickigen Ton. „Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt", breitete er entschuldigend seine Arme aus. „Nichts...okay, lass einfach gut sein", ließ ich ihn wie ein Idiot stehen. Scheinbar hatte er Juice keine Ansage gemacht, aber was wollte er dann, ihm Trost spenden? Das kaufte ich ihm wirklich nicht ab. Wir gingen zu Brendas Wagen und sie gab mir die Autoschlüssel. „Willst du dich nicht von deinem Juicyyyy verabschieden", kicherte sie und gab mir einen kleinen Schubser. „Passt gerade nicht so besonders", war alles was ich dazu sagte. Brenda stieg mit Schwung auf dem Beifahrersitz ein und ich fuhr so schnell wie ich konnte davon.
Als wir zu Hause ankamen, staunte sie Bauklötze. „Boah, deine Eltern müssen aber ganz schön viel Geld haben." „Naja geht so, ist ja keine Villa oder so", spielte ich das herunter, denn ich glaubte der Alkohol trübte ein wenig ihre Wahrnehmung. Gut es war schon recht groß und auch etwas prunkvoll, dennoch hielt es sich meiner Meinung nach in Grenzen.
Wir gingen hoch, ich zeigte ihr das Badezimmer, bevor wir in mein Zimmer gingen. Sie ließ ihre Tasche neben das Bett fallen und kramte dann in ihrer Handtasche herum. „Hier bitte", hielt sie mir ein Haufen Briefe unter die Nase. Ich nahm sie entgegen, hatte allerdings keinerlei Bedürfnis sie in ihrer Gegenwart zu öffnen, also legte ich sie auf dem Regal ab.
„Du steckst doch nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten?" Fragte sie irgendwann vorsichtig. Ich schüttelte mit den Kopf, „nein." „Ist das die Wahrheit?" Sah ich ihr an dass sie mir das nicht abkaufte, „ich meine die Briefe heißen doch sicher nichts Gutes? Du sagtest mir du wurdest vom Dienst suspendiert...hast es mir bis heute nicht erklärt." Ich schnaubte einmal auf, „ich hatte 'ne kleine Auseinandersetzung mit der Stationsleitung mehr nicht, das hat sich alles wieder geklärt, du brauchst dir also keine Sorgen machen, vertrau mir." Sie nickte, wirkte aber nicht zufrieden. Mir tat es leid, dass sie sich Gedanken um mich machte, ich versuchte ihr ein wenig die Sorge zu nehmen, „ich weiß es ist schwierig dass alles so hinzunehmen, aber du musst mir einfach vertrauen, wenn ich dir sage dass nicht mehr dahinter steckt." Sie schien über meine Worte nachzudenken, bis sich ihr Gesicht mit Traurigkeit füllte, „du willst hier bleiben? Stimmt's?" Ich presste Luft aus meinen Lungen, „ich habe im Moment keine andere Wahl. Meine Familie braucht mich." Nutzte ich mal wieder meine Familie als Ausrede, es war einfacher, sonst hätte ich mir selbst eingestehen müssen, dass ich es irgendwie wollte und das konnte ich momentan noch nicht. „Wann hattest du vor mir das zu sagen?" Wirkten ihre Augen leer. Ich seufzte, „um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Tut mir leid." Ich raufte meine Haare und ließ mich auf das Bett nieder. Sie stand da wie paralysiert. „Ich...ich wusste du würdest es nicht verstehen...", platzte verzweifelt aus mir heraus, obwohl ich ihr keine Vorwürfe machen wollte. „Du hast recht, das tue ich auch nicht. Ich habe heute Abend nur einen kurzen Einblick gehabt, aber der hat mir gerecht um dir sagen zu können, dass du da nicht rein passt. Du wirst daran zerbrechen", wurde ihre Stimme lauter und dann schrie sie, „SCHEISS AUF DIE FAMILIE. DENK AN DICH!" „Das kann ich nicht, du weißt nicht was passiert ist. Was hier los ist", klopfte ich mir auf die Brust. „DANN SAG ES MIR!" Forderte sie. „ICH KANN NICHT!" Schrie nun auch ich, „FUCK!"
Wir brauchten beide ein paar Minuten um wieder runter zu kommen, bis Brenda als erstes das Wort ergriff, „ich will dir helfen...aber ich komme nicht mehr an dich heran." „Es tut mir schrecklich leid", fiel mir nicht mehr dazu ein. „Das alles hier wird dich verändern, du wirst dich selbst verlieren. Wie diese Leute reden, sich verhalten, das passt nicht zu dir", sagte sie fast tonlos und bückte sich runter zu ihrer Tasche, „ich war immer ehrlich zu dir, habe dir alles erzählt, es macht mich traurig dass du mir so viel verheimlicht hast und es immer noch tust." Ihre Worte taten mir weh und machten auch mich traurig, aber ich entgegnete nichts darauf, beobachtete sie wie sie in der Tasche herum wühlte, bis sie ihre Kulturtasche und ein Handtuch heraus nahm. „Ich meine...du hättest mir ja wenigstens von diesem Juice erzählen können", stand sie wieder auf, „dann hätte ich nicht ständig versucht dich zu verkuppeln. Lass dir eins gesagt sein, du hast echt einen miesen Männergeschmack." Lächelte sie mich leicht an, ich merkte dass es gezwungen war, sie wollte mir einfach ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Ich wollte nicht darauf eingehen, stattdessen fing ich mit etwas anderem an, „ich werde die Miete für die nächsten zwei Monate noch bezahlen, das ist nur fair. Dann hast du genug Zeit jemand für das Zimmer zu finden." Sie schob ihre Brauen zusammen, „mir geht es nicht ums Geld, ich glaube nicht dass ich jemand neues in der Wohnung haben will. Ich verdiene jetzt mehr, das passt schon irgendwie. Ist es ok wenn ich dusche?" Ich nickte lediglich, da verschwand sie auch schon. Es war für sie sicher einfacher dem Konflikt aus dem Weg zu gehen und für den Moment war ich auch froh darum.
Ich wusste dass sie sich nur Sorgen um mich machte, aber das brauchte sie nicht. Ich war nicht schwach, so wie es immer alle dachten, ich würde mich nichts selbst verlieren. Aber konnte ich mir dem so sicher sein? Eigentlich wollte ich nicht mehr, als dass sie meine Entscheidung akzeptierte. Nur wie konnte ich nach all dem, auch nur auf ein Hauch Verständnis hoffen? Sie würde es vielleicht so hinnehmen, weil sie musste, aber sie würde es niemals verstehen, ich fragte mich ob unsere Freundschaft das durchstehen konnte. Ich hätte ehrlich zu ihr sein müssen, von dem Tag an, an dem ich gegangen war, vielleicht sogar noch früher. Ich hatte meine einzige Freundin auf diesen Planeten maßlos enttäuscht und ich war mir nicht sicher ob ich das wieder grade biegen konnte.
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the worst part is: there's no one else to blame [SOA] Juice x OC
FanfictionDie Geschichte beginnt in der 2. Folge der 2. Staffel. Während die Chapter Bobbys Entlassung aus dem Gefängnis feiern, findet Unser Gemma schwer misshandelt in einer alten Baubaracke und fährt sie nach Hause, aber das Haus ist nicht leer. Melina 'Mi...