Durch ein leichtes Rütteln wurde ich wach, ich hatte extrem tief geschlafen und fühlte mich wie in einem falschen Film, als ich plötzlich in Tara Knowels Gesicht blickte diese mir ein warmes Lächeln schenkte. „Hä", hauchte ich ganz leise und noch ziemlich verschlafen, als ich plötzlich resignierte wer da so ziemlich unter mir lag. „Scheiße", rappelte ich mich wie von einer Tarantel gestochen auf. „Ihr seid ja überhaupt nicht wach zu kriegen", schaute sie zu den noch immer schlafenden Juice, „Gemma ist oben." Ich machte große Augen, „was?" Verstand ich ihre Aussage sehr wohl, aber mich schockierte der Gedanke, dass sie Juice und mich auf der Couch gesehen hatte. „Kümmer' dich ein bisschen um sie, ich muss jetzt zurück ins Krankenhaus", sagte sie und zwinkerte mir zu, „keine Sorge ich werde Jax nichts davon erzählen." Ich brachte kein Wort heraus, noch nicht einmal ein Tschüss oder Danke oder was auch immer, bis sie das Haus verließ. Stattdessen schaute ich drein als hätte ich einen Geist gesehen.
Als ich die Türe ins Schloss fallen hörte, versuchte ich Juice wach zu kriegen, „Juice wach auf, wir sind eingeschlafen." Es dauerte eine Weile bis er endlich seine Augen aufmachte, welche ihm aber sofort wieder zufielen und er sich wie ein kleines Kind noch einmal zur anderen Seite drehte. „Hey, du sollst nicht weiter pennen", verpasste ich ihm einen kleinen Schlag in die Seite. „Aua", schaffte er es diesmal seine Augen aufzumachen und auch aufzubehalten, „das ist aber nicht nett." „Tut mir leid, aber du musst jetzt verschwinden. Meine Mutter ist zu Hause", stand ich auf. Seine Gesichtszüge entglitten ihm und er sprang förmlich von der Couch auf. „Reg dich mal ab, sie wird nichts sagen", sagte ich. „Bist du dir sicher?" Fragte er etwas besorgt. „Vertrau' mir, ich regel' das schon", versicherte ich ihm. Meine Worte schienen ihn in seiner Sorge nicht wirklich zu beschwichtigen, aber daran konnte ich nun auch nichts ändern. „Wir sehen uns Millie", sagte er nur noch ohne jeglichen Augenkontakt und war schneller aus dem Haus verschwunden als ich überhaupt irgendwas sagen konnte. Das bewies mir nur, dass der Club einfach alles für ihn war. „Arschloch", zischte ich leise, ehe ich mich hoch zu meiner Mutter begab.
Ich sah im Flur, dass die Schlafzimmertüre offen stand, und blieb einen Moment stehen, vielleicht wollte meine Mutter gar nicht mit mir sprechen, vielleicht wollte sie einfach ihre Ruhe haben, aber als Tochter war es meine Pflicht zumindest zu fragen. Ich lehnte mich in den Türrahmen und beobachtete sie. Sie setzte den Vogel in den Käfig und schaute ihn eine Weile einfach nur an, es sah aus als würden sie über Gedanken kommunizieren.
„Meinst du nicht der Junge hat es schon schwer genug ohne dass du in seiner Gefühlswelt herumspukst", sagte sie ohne mir auch nur eine Blickes zu würden. „So ist das gar nicht Mum", war alles was mir dazu einfiel, ich wusste dass sie recht hatte, brachte es aber nicht über mich es zuzugeben. „Ich werde Clay nichts sagen, das ist nur fair nachdem was ich von dir verlange", schaute sie mich endlich an. „Was glaubst du denn bitte was wir gemacht haben?" Schaute ich ein wenig entsetzt. Sie Antwortete nicht auf meine Frage sondern setzte sich auf das Bettende.
Ich war etwas sauer über ihre Aussage, aber gleichzeitig hielt ich mir vor Augen was meiner Mutter in der letzten Nacht durchmachen musste, was meinen Ärger über ihre Aussagen verdrängte. Ich setzte mich zu ihr auf's Bett und legte meinen Arm um sie. „Wie geht es dir?" Fragte ich vorsichtig. „Naja...wie soll es mir schon gehen", war alles was sie antwortete. Es machte mich traurig sie so schwach und Hilflos zu sehen und es machte gleichzeitig auch mich Hilflos so mit ihr umgehen zu müssen, sonst war unser Umgangston eher rau und kalt. „Wer waren diese Männer?" Fragte ich nach einer Weile und wusste, dass selbst wenn sie es wüsste, mir keine Antwort darauf geben würde. „Keine Ahnung", neigte sie ihren Kopf gen Boden und es wirkte so als wäre ihre Antwort ehrlich. „Hat es was mit dem Club zu tun?" Fragte ich weiter und ihr Schweigen darauf, beantwortete meine Frage. „Deswegen sollen die anderen nichts erfahren, schon klar", nuschelte ich leise mit einem wütenden Unterton. Meine Mutter nahm meine noch freie Hand und fixierte meinen Blick, sie schaute mich einen Moment einfach nur an, was mir fast wieder die Tränen in die Augen trieb. „Millie, du musst wieder zurück nach Las Vegas. Hier ist es nicht sicher für dich", bat sie mich und wirkte dabei ziemlich klar. Sonst wollte sie immer genau dass Gegenteil, dass ich blieb möglichst lange und am besten für immer. Ich schüttelte mit dem Kopf, „nein, ich bleibe hier bis es dir wieder besser geht. Ich hau' doch jetzt nicht einfach wieder ab." „Du verstehst es nicht", ließ sie wieder von meiner Hand ab und wurde etwas lauter, „was glaubst du was die mit dir machen, sobald sie herausgefunden haben wer du bist." „Wenn die Typen nicht wissen wer ich bin, dann ist es keiner der üblichen Feinde. Hast du einen Verdacht?" Ignorierte ich ihre Aussage davor bewusst. „Ja, nein, ich weiß es nicht", wendete sie ihren Blick wieder ab, „Millie, ich bitte dich. Verschwinde einfach von hier." „Das kannst du so was von vergessen", stellte ich noch einmal klar. „Du machst immer genau das Gegenteil von dem was ich von dir will", glaubte ich für einen Augenblick ein kleines Lächeln gesehen zu haben. „Ansonsten wäre es ja auch ziemlich langweilig", sagte ich dazu.
Es war einen Moment still zwischen uns beiden. Bis meine Mutter ihre Augenbrauen zusammen zog und mich ziemlich Fragend anschaute, „sag mal, was machst du überhaupt hier?" Ich stöhnte etwas genervt auf und antwortete dann knapp, „Überstunden abbauen." Sie stand von dem Bett auf und schaute ziemlich skeptisch auf mich herab, „hmm...und das soll ich dir abkaufen?" „Für's erste ja", stand ich ebenfalls auf. Meine Mutter ließ mich stehen und verschwand im Flur, ich wusste dass sie meine Lüge durchschaut hatte und war froh dass sie nicht weiter nachhakte.
Als ich irgendwelches Geklapper hörte folgte ich ihr, sie wühlte im Wandschrank herum und nahm dort eine weiße Kiste heraus. Ich wusste genau was in der Kiste war und aus diesem Grund konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen, sie stand ja mit dem Rücken zu mir. Sie öffnete den Deckel, verschaffte sich einen kurzen Überblickt und warf mir dann eine Knarre zu. Ich fing sie gerade so, „was soll ich mit dem Teil?" „In deine Handtasche stecken damit deine Mutter besser schlafen kann," antwortete sie. Ich schüttelte mit dem Kopf und legte sie auf den kleinen Tisch im Flur ab, „ich halte nichts von Waffen." Sie stemmte bestimmend ihre Hände in die Hüfte, kam ein paar Schritte auf mich zu und sagte ruhig aber bestimmend, „Melina Morrow steck' die verdammte Pistole ein." Etwas widerwillig nahm ich sie zurück, „kannst du mir mal sagen was hier überhaupt abgeht?" „Gut so Schätzchen", blickte sie auf mich herab und ignorierte meine Frage bewusst. „Du kannst die Kisten in deinem Zimmer ins Büro stellen, wo du Bettzeug findest weißt du ja. Ich brauche ein bisschen Ruhe", sagte sie, verschwand im Schlafzimmer und ließ mich mit der Knarre im Flur stehen.
Ich hatte verstanden, dass sie mich nicht hier haben wollte, oder anders ausgedrückt, dass sie es in Charming nicht sicher für mich hielt. Nachdem was ihr passiert war konnte ich das vollkommen verstehen, dennoch war es kein Grund für mich wieder nach Las Vegas zurück zu gehen. Schließlich war ich auf der Flucht vor mir selbst und Las Vegas würde mich unweigerlich an mein eigenes Scheitern erinnern, mal abgesehen davon konnte ich meine Mutter in so einem Zustand nicht alleine lassen. Sie war eine starke Frau, aber keine Frau steckte eine Vergewaltigung einfach so weg.
Mit der Pistole ging ich runter ins Wohnzimmer, verstaute sie in meiner Handtasche, so wie sie es von mir verlangte und begab mich anschließend mit meiner Reisetasche und dem Handy hoch in mein altes Zimmer.
Die Kartons ins Büro, Jax alten Zimmer, zu packen dauerte eine ganze Weile, aber so hatte ich wenigstens etwas zu tun, denn eigentlich wusste ich überhaupt nicht wie ich dort meine Zeit tot schlagen sollte. Übrig blieb ein Bettgestell 90 x 200 cm, eine Matratze die gegen der Wand lehnte und ein leeres Regal, den Rest hatte ich damals mitgenommen und mir mal ein größeres Bett gegönnt. Aus dem Wandschrank im Flur, in dem auch die Waffen meiner Mutter verstaut waren, fand ich eine Bettdecke, ein Kissen und Bettwäsche. Als ich endlich fertig war, wusste ich wieder nicht was ich mit mir anfangen sollte. Ich kramte mein Notebook aus meiner Reisetasche und richtete mir erst einmal Wlan ein, für den Mist musste ich bis runter in den Keller latschen, aber am Ende funktionierte es einwandfrei. Ich schmiss mich auf das frisch bezogene Bett und surfte ein wenig im Internet herum, was anderes konnte ich im Moment eh nicht tun und es brachte mich auf andere Gedanken.
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the worst part is: there's no one else to blame [SOA] Juice x OC
FanfictionDie Geschichte beginnt in der 2. Folge der 2. Staffel. Während die Chapter Bobbys Entlassung aus dem Gefängnis feiern, findet Unser Gemma schwer misshandelt in einer alten Baubaracke und fährt sie nach Hause, aber das Haus ist nicht leer. Melina 'Mi...