Wichsfabrik

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Es waren ein paar Tage vergangen, aber noch immer fühlte ich mich unwohl in Charming, ich fragte mich ob das jemals wieder aufhörte. Meine Eltern stritten jeden verdammten Tag, das zerrte an meinen Nerven, aber wenigstens lenkte es sie ein wenig von meiner Anwesenheit ab. Die Gründe warum sie sich stritten waren banal, aber das war schon immer so gewesen. Ich fand es schrecklich wie mein Vater meine Mutter dabei anging, aber er wusste eben nichts von der Vergewaltigung, dann hätte selbst er nicht so ein großes Maul. Und für meine Mutter waren die Streitereien eine Schutzmauer hinter diese sie sich verstecken konnte.

Am späten Nachmittag ging ich in die Garage und suchte nach meinem alten Fahrrad, meine Mutter wollte dass ich in die Werkstatt kam, sie wusste dass mir im Haus die Decke auf dem Kopf fiel und bat mich doch tatsächlich darum ihr im Büro zu helfen. Ich willigte ein, denn wenn ich ehrlich war hatte ich wirklich nichts besseres zu tun. Das Fahrrad fand ich unter einer Plane es war eine ganze menge Rost dazu gekommen, was kein Wunder war wenn niemand es benutzte. In Las Vegas konnte ich nichts damit anfangen, ohne Bus und Bahn ging da rein gar nichts. Die Reifen waren platt und bis ich endlich eine Luftpumpe fand, die auch nur mäßig gut funktionierte, war eine ganze Weile vergangen. Ich drückte die Luft in die Reifen und hoffte dass sie nicht direkt wieder heraus strömte, ich hatte Glück für's erste, zur Sicherheit klemmte ich mir die Luftpumpe auf den Gepäckträger und fuhr los.

Als ich auf das Teller-Morrow Gelände bog, erntete ich schiefe Blicke aus allen Richtungen, als wäre Fahrrad fahren etwas verwerfliches. Meine Mutter kam aus dem Büro und lief mir entgegen. „Was soll den das werden", lag ein leichtes Schmunzeln auf ihren Lippen. „Hätte ich laufen sollen?" War alles was ich dazu sagte. „Sack hätte dich abholen können", nickte sie in Richtung des Prospects, der zu uns beide rüber Blickte und mir zu winkte. „Ich fahre eigentlich gerne Fahrrad nur sind die Fahrradschläuche durchlöchert und ich musste sie zwei Mal auf den Weg hierhier aufpumpen", sagte ich ein wenig genervt. „Tja, selbst schuld", war alles was sie dazu sagte und drehte mir den Rücken zu, „komm mit." Ich lehnte das Fahrrad gegen die Hauswand und folgte ihr dann.

Ich war noch nicht ganz im Türrahmen da bombardierte sie mich schon mit 1000 Aufgaben. „Darf ich mir vielleicht erst mal einen Überblick verschaffen", musste ich mich zusammenreißen um mich nicht im Ton zu vergreifen. „Deine Mitbewohnerin ist doch so ein Büromäuschen, hat sie dir nichts beigebracht", warf sie mir den leicht zynisch gemeinten Spruch zu. „Sorry, Mum aber Büroarbeit interessiert mich einen Scheißdreck. Willst du nun meine Hilfe oder willst du dich mit mir streiten?" Verkniff ich mir wieder jeglichen bösen Unterton. „Hier ist 'ne Menge liegen geblieben in den letzten Tagen", ging sie gar nicht erst auf meine Aussage ein sondern drückte mir einen Papierstapel in die Hand, „du kannst damit anfangen die abzuheften, das wirst du ja wohl noch hinkriegen." Ich musste Unmengen an Verständnis aufbringen um nicht direkt wieder zu verschwinden, meine Mutter verhielt sich mir gegenüber unglaublich unverschämt was mich ziemlich zur Weißglut trieb.

Ich hatte in etwa die Hälfte der Blätter abgeheftet, dabei in Dauerschleife gemeine Sprüche kassiert und als ich glaubte es könnte nicht mehr schlimmer werden betrat mein Vater das Büro. Ich sah sofort wie Zorn in den Augen meiner Mutter aufflammte und ich war geneigt in Deckung zu gehen. Mein Dad warf einen Umschlag auf den Tisch, „das muss zu CaraCara." „Das ist nicht mein Problem", lehnte sie sich provokant zurück. „Gut...würdest du das BITTE zu CaraCara bringen", biss er seine Zähne zusammen. „Ich habe 'ne ganze Menge im Büro zu tun", wendete sie desinteressiert ihren Blick ab. „Ist das dein verdammter ernst!?" Erhob sich die Stimme meines Vaters etwas. „Schick Half Sack, die Wichsfarbik ist nicht mein Problem", blieb sie stur und ging dabei weiter die Unterlagen durch. „ICH BRAUCHE SACK ABER IN DER VERDAMMTEN WERKSTATT!" Entglitt ihm nun endgültig die Tonlage. Meine Mutter sprang vom Bürostuhl auf, „WENN DU MEINST DU MUSST INS PORNOGESCHÄFT EINSTEIGEN, DANN KÜMMER DICH SELBST UM DEN SCHEISS!" Knallte sie zur Unterstützung noch heftig die Schublade, am Schreibtisch, zu. „BEDANK DICH BEI DEINEM SOHN!" Stürmte er Wutentbrannt aus dem Büro. Meine Mutter stütze ihre Hände auf der Tischplatte ab und wirkte so als würde sie gerade vergeblich ihre innere Mitte suchen, ehe sie nach dem Umschlag griff. „Mum ich kann das auch machen", sagte ich leise, „du musst da nicht hin."
Natürlich reagierte sie gereizt auf dieses Thema, das konnte man ihr nicht verübeln, nur leider konnte Clay nichts davon wissen. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus und drückte mir dann den Umschlag in die Hand. „Danke Schatz", gab sie mir einen Kuss auf die Wange, „bin ich zu hart zu ihm?" „Irgendwie schon Mum", musste ich zugeben. „Scheiße...", rieb sie sich mit der flachen Hand über die Stirn, „ich brauch frische Luft." Mit den Worten verließ sie das Büro. Ich nahm den Schlüssel für den schwarzen Van vom Brett und tat es ihr gleich. Mit dem Fahrrad würde ich keine zwei Meter mehr fahren, ehe es nicht jemand reparierte.

Ich ging in die Werkstatt wo der Van stand, mein Vater hatte sich auf eine der Kisten gesetzt, er schien nachzudenken. „Ich bring den Umschlag weg", sagte ich ihm. „Danke", sagte er leise und ich wusste nicht ob ich einfach weiter gehen oder stehen bleiben sollte, ich entschied mich für das zweite. „Seit dem Unfall komme ich einfach nicht mehr an sie heran", sagte er und schaute dabei starr auf den Boden. „Ich weiß", lag ein Haufen Mitleid in meiner Stimme, „gib ihr ein bisschen Zeit." Er seufzte lediglich, schließlich durfte er sich das schon seit Tagen anhören. „Fahr", war alles was er noch sagte und das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen.

Ich stieg in den Van, kurbelte beide Fenster runter und drehte den Schlüssel um. Ich war keine drei Meter aus der Werkstatt raus, da schaffte ich es schon wieder den Wagen abzuwürgen. „Ich hasse dich du scheiß Teil", haute ich einmal auf's Lenkrad und erwischte direkt die Hupe, so das auch noch der Letzte auf dem Hof es mitbekam. „Peinlich Millie, einfach nur peinlich", sagte ich zu mir selbst und versuchte vergeblich den Wagen neu zu starten, aber er wollte einfach nicht anspringen.

„Du musst richtig viel Gas geben, direkt beim starten!" Hörte ich plötzlich jemand sagen. Ich schaute aus dem Fenster, es war der Prospect. „Das Standgas ist im Arsch", fügte er noch hinzu. „Warum repariert das keiner?" Fragte ich gleich, immerhin befanden wir uns in einer verdammten Autowerkstatt. „Naja ist nicht ganz so einfach bei der alten Karre, ist weniger Arbeit es einfach so hinzunehmen. Die Kiste fährt ja trotzdem", antwortete er ziemlich platt. „Kein Wunder dass ich den Wagen an jeder Ampel abwürge", schüttelte ich den Kopf. „Ich bin übrigens Kip, hab mich letztens gar nicht vorgestellt", lehnte er sich ans Fenster. „Kein Problem, kann ja mal passieren", lächelte ich. „Naja bei so einer hübschen Lady ist das schon ziemlich unhöflich", fummelt er mit seiner linken Hand leicht nervös in seinen Haaren herum. Ich wusste überhaupt nicht was ich sagen sollte, denn ich hörte so etwas nicht unbedingt gerne. „Wie schon gesagt, ist nicht weiter schlimm, jetzt weiß ich ja wie du heißt", presste ich schwerfällig heraus. „Cool", war alles was er noch dazu sagte, aber irgendwie machte er keine Anstalten seinen Arm aus dem Fenster zu nehmen.

Dann kam ich auf eine Idee. „Kannst du mir einen gefallen tun? Würdest du mein Fahrrad reparieren", deute ich mit dem Kopf in Richtung meines Fahrrads. Es war vielleicht nicht unbedingt nett die Situation auszunutzen, aber ich hatte absolut keine Ahnung davon wie man einen neuen Fahrradschlauch einspannte, oder wie auch immer man das nannte. „Was der Schrotthaufen?" Machte er große Augen. „Ja genau der Schrotthaufen, tust du mir den gefallen?" Fragte ich noch einmal. „Ja klar, ich mach das in meiner Pause, wenn du zurück kommst ist dein Fahrrad wie neu", lächelte er. „Du musst das ni...", wollte ich ihm gerade sagen, dass er das nicht in seiner Pause machen musste, als ich Geschrei meines Vaters hörte, „HEY SACK WAS MACHST DU DA?! DU SOLLST ARBEITEN UND NICHT MEINE TOCHTER VOLL QUATSCHEN!" Sofort, trat er einige Schritte vom Wagen weg, als müsste er Sicherheitsabstand einhalten. „ICH...ICH HABE IHR NUR GESAGT DASS SIE GAS GEBEN SOLL BEIM STARTEN!" Wirkte er etwas hilflos. „DAS WILL ICH DIR AUCH GERATEN HABEN!" Schrie mein er weiter. Ich rollte peinlich berührt, über Dads Aussage, mit dem Augen, ich wollte einfach so schnell wie möglich dort weg, ich presste noch ein kleines Dankeschön heraus, startete den Wagen und gab dabei viel Gas, genau wie Kip es mir sagte und es funktionierte tatsächlich. „KEIN DING!" Hörte ich ihn noch hinterherrufen. Ich war einfach nur froh als ich vom Hof fuhr und dem Irrenhaus dort entfliehen konnte.

the worst part is: there's no one else to blame [SOA] Juice x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt