•6• Vorbereitung

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Nach dem Abendessen hat Light versucht, irgendwie aus dem Zimmer zu kommen. Im Notfall würde er die Tür entfernen.
Auch L suchte nach einem Ausweg, selbst als Light bereits die Hoffnung aufgegeben hat.
"Vielleicht hat Near Recht, vielleicht sollten wir uns Mal eine Auszeit erlauben", murmelte Light und ließ sich auf das Bett fallen. Ein Fehler, sein Kopf begann wieder zu schmerzen.

"Ich finde einen Weg hier raus, und zwar heute noch", knurrte L und versuchte mit einer Pinzette, das Schloss zu knacken. "Das wird nichts", meinte Light und setzte sich zu ihm auf den Boden.
Der Ältere sah ihn an. "Die Beule ist blau geworden... Und dein Auge gleich mit", meinte er und half Light auf die Beine.
"Das sieht echt nicht gut aus..."
"Und es fühlt sich auch nicht gut an." Light sah angewidert in den Spiegel.
"So will ich nicht zu Misas Hochzeit gehen."
"Sorge jetzt nicht dafür, dass ich mich schuldig fühle."

Light lachte leise, dann sah er wieder zur Tür.
Wenn wir Lärm machen, wird Watari bestimmt auf uns aufmerksam. Oder wir zerstören die Tür, läuft auf dasselbe hinaus.
Er ballte die Faust und schlug auf die Tür ein. Er schlug immer weiter, schien nicht mehr zu stoppen.
"Light, hör auf damit!", versuchte L ihn zu übertönen, doch selbst das half nicht. Light hörte erst auf, als ein starker Schmerz durch seine Hand zuckte. Leise fluchte er, seine Hand konnte er nicht mehr bewegen.
"Was denn nun?", fragte L verwirrt und trottete zu Light. "Hand gebrochen oder was?"
"Vielleicht. Verstaucht hätte ich jetzt vermutet", murmelte er und drehte sich zu dem Älteren um.

L begutachtete Lights Arm genau, dann seufzte er leise. "Ich würde den vorerst bandagieren", meinte er und kramte einen Verband aus der Schublade heraus. Behutsam wickelte er ihn um die verletzte Hand.
Light verzog sein Gesicht. "Ein bisschen vorsichtiger, bitte."
"Entschuldigung", entgegnete L. "Ich habe mir noch nie was gebrochen, ich kenne diesen Schmerz nicht."
"Noch nie?", hakte Light überrascht nach. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf.
"Nicht mal 'nen kleinen Zeh oder so?"
Wieder schüttelte er den Kopf.
"Ich hatte keine normale Kindheit wie du. Mit acht Jahren habe ich den dritten Weltkrieg verhindert", erklärte er ruhig, es klang überhaupt nicht nach Prahlerei.
"Ich... lag mit acht im Krankenhaus, weil ich von 'nem Auto angefahren wurde..."

"Wie ist das denn passiert?", fragte L interessiert, während er den Verband festmachte.
"Fahrradfahren... Sayu hat es gerade erst gelernt, ich bin draufgängerisch die Straße hinuntergefahren und habe das Auto nicht gesehen..."
Wieder verzog Light das Gesicht.
"Ich bin selber schuld...", zischte er und drehte sein Handgelenk-
Natürlich unter Schmerzen.
"Ich werde Near schreiben", meinte L und begann auf seinem Handy herumzutippen.
Ich bin so ein Idiot...

Near hatte die Tür verschlossen gelassen, die ganze Nacht über. Erst am Morgen hörte Light, wie sich das Schloss öffnete.
"Endlich", murmelte er und sprang auf die Beine.
Müde trottete er die Treppe hinunter und sah die anderen bereits bei der Arbeit.
"Light, was habt ihr gestern bitte gemacht?", fragte Matsuda geschockt und deutete auf die bandagierte Hand.
"Ich habe gegen die Tür geschlagen", meinte er beiläufig. Er startete den Computer, dann sah er sich die Ordner an.
"Haben wir einen neuen Fall?", fragte er an Near gerichtet, der jedoch einen Starrwettkampf gegen Mello führte.
Kinder...

"Das einzige was ansteht ist Misas Hochzeit", erklärte Matt. Er rutschte das Treppengeländer hinunter.
"Und ich geh hin wie Gollum aus 'Herr der Ringe'", murmelte Light.
"In zwei Tagen sieht das doch wieder gut aus."
Diesmal war es L, der als letztes unten eintrudelte. Er umarmte Light von hinten und gab ihm einen Kuss. "Guten Morgen, mein Schatz."
Mello ahmte ein Würgen nach, was Light schmunzeln ließ. Irgendwie wollte er ihn ärgern.
"Guten Morgen, mein Liebling", entgegnete er L, sodass Mello erneut würgte. Als noch ein Kuss folgte, war es dem Blonden genug.
"Wenn jetzt noch Bettgespräche kommen, nehmt euch ein verdammtes Zimmer. Hier wird gearbeitet, verstanden?", schimpfte er.

"Nur die Ruhe, Mello", seufzte Near hochkonzentriert. "Wenn du einmal verliebt bist, wirst du genauso kitschig sein."
"Hey, wir sind doch nicht kitschig!", protestierte Light empört. Alle Detektive sahen ihn an, mit demselben, verunsicherenden Blick. "Doch", sagten sie im Chor.
Der Braunhaarige verschränkte die Arme. "Tze, ihr seid doch nur neidisch", nuschelte er, dann machte er sich wieder an die Arbeit.
"Light, wir haben keinen Fall", meinte Near. Light rollte mit seinem Stuhl zu dem Weißhaarigen. "Und was machst du die- oh", sprach er nur. Near suchte die ganze Zeit nach Anzügen, die er noch vor Misas Hochzeit bekommen konnte.
"Solltest du auch machen, oder willst du in deinem Bräutigam-Anzug kommen?"
Er hat Recht...

Dank Near verbrachte Light den Tag damit, sich schicke und vor allem schlichte Anzüge im Internet anzusehen. Natürlich war ihm bewusst, dass Unternehmen wie Amazon nichts innerhalb zwei Tagen liefern, weshalb er direkt nach passenden Läden in der Umgebung suchte.
"Der nächste Laden ist eine halbe Stunde von hier entfernt", seufzte er leise und schlug mit der verletzten Hand auf den Tisch. Ein fataler Fehler.
"Sch-scheiße", knurrte er verkrampft.
"Tja, Karma", entgegnete Mello nur und streckte ihm die Zunge heraus.
"Wofür bitte Karma?"
"Für euren Kitsch vorhin."
Verdammtes Miststück...

"Manchmal habe ich das Gefühl, dass du doch nicht so intelligent bist", bemerkte L gedankenverloren, dann erhob er sich. "Selbes gilt für dich", entgegnete Light leise. Er überlegte, ob Watari ihn zum Laden fahren könnte.
"Leute, habt ihr alle schon Anzüge?", fragte er. Near hob den Daumen, Mello nickte eifrig und Matt schien so in seine Videospiele vertieft, dass er die Frage nichteinmal gehört hatte. Stattdessen zündete er sich eine Zigarette an.
"Matt, mach das Ding aus", sagte Light bedrohlich. Matt hatte ihn noch immer nicht bemerkt. Watari lief vor ihm und riss ihm die Zigarette aus dem Mund.
"Verzeihung, aber hier drin wird nicht geraucht. Außerdem ist es sehr unhöflich, auf Fragen nicht zu antworten", meinte der alte Herr.

L betrat den Raum wieder, diesmal trug er zwei Anzüge bei sich. "Du scheinst ja ziemlich verzweifelt zu sein", bemerkte er schmunzelnd und legte das Kleidungsstück ordentlich auf dem Tisch ab. "Ich hab' vor 'ner Weile welche besorgt, die stammen noch aus Prag."
Überrascht sah Light ihn an. "Danke", murmelte er und strich über den Anzug. Weicher Stoff...

"Übrigens", fügte L noch hinzu. "Nach der Hochzeit darfst du live dabei sein, wie wir Kontakt zum Wammy's House aufnehmen."

Nothing else matters | Death Note • Lawlight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt