•24• Frieden

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Ein kleines Haus, weit weg von dem städtischen Leben wie in Tokyo.
Die Kleinstadt Nagi in der Präfektur Okayama war perfekt für Familien.

L hatte das Stadtleben satt, auch wenn er nur äußerst selten auf die Straße ging.
Die Ermittlungszentrale im Herzen Tokyos wurde weiterhin von Near und Mello geführt, während der schwarzhaarige Meisterdetektiv sich trotz des jungen Alters zur Ruhe gesetzt hat.
Mit seinen 33 Jahren sollte er so langsam die Bühne für seine Nachfolger bereiten.
Ein wenig arbeitete er noch mit der ehemaligen Sonderkommission zusammen, und auch alleine löste er ein paar Fälle, aber trotzdem entschied er sich für ein normales Leben.
In der Kleinstadt kümmerte er sich um die Modernisierung der Haushalte. Moderne technische Geräte baute er bei überwiegend alten Leuten ein.

Seufzend trottete er von dem kleinen Garten zur Haustür und betrat das kleine Gebäude. Mit einem Staubwedel wischte er den Staub von den Bildern. Er hatte überall bildet von Charles aufgestellt, so konnte er dokumentieren, wie er aufwuchs, außerdem stand in der hintersten Ecke, fein säuberlich, ein kleines Familienbild.
Vor sechs Jahren hatte er seine Familie noch bei sich gehabt, jetzt hatte er nur noch Charles. L nahm das Bild zitternd in die Hand.
Vor sechs Jahren, bevor er ins Gefängnis musste, war er mit Light glücklich vereint gewesen.
Heute war ihr neunter Hochzeitstag, und ausgerechnet heute gab es keine Besuchszeiten.
L selber durfte ihn auch nicht mehr besuchen, da in den Hochsicherheitstrakt nur Beamte durften. Soichiro Yagami, als ehemaliger Oberinspektor, konnte seinen Sohn ohne Probleme besuchen, und nach jedem Besuch berichtete er L alles.

Eine einzelne Träne tropfte auf das verstaubte Bild, die L mit einem bedrückten Lächeln auf den Lippen wegwischte.
Mit den Händen in den Hosentaschen und gekrümmten Rücken spazierte er in die Küche. Nur der Kühlschrank surrte, und die alte Uhr tickte.
Jeden Augenblick würde Charles von der Schule nach Hause kommen.
Es war der letzte Schultag der Woche, was bedeutete, dass sie wieder in die Zentrale fuhren und Charles ein Praktikum in Sachen Ermittlungen boten.

Die Haustür ging langsam auf und ein kleiner, fröhlicher Junge stürmte hinein.
"Papi, ich bin wieder da!", rief er und stürmte L in die Arme.
"Und, wie war die Schule?"
Charles reckte den Daumen in die Höhe. "Und ich freue mich schon auf Near und Mello und Matt! Vorallem Matt, er spielt immer so coole Spiele!", jubelte er und klatschte in die Hände.
"Matt ist nicht gerade ein guter Umgang", murmelte L ein wenig geschockt, dann richtete er sich wieder auf. Zur Feier des Tages hatte er einen Erdbeerkuchen gebacken, den er in den Kühlschrank gelagert hatte. Charles' Augen leuchteten begeistert, als er den Kuchen sah.
"Na komm, setz dich hin", meinte L zu ihm und holte noch zwei Gabeln, dann schnitt er den Kuchen an und gab zuerst dem Kleinen ein Stück, danach ihm selbst.

"Papi, wann besuchen wir Mal wieder Oma und Opa?", fragte Charles schmatzend.
"Und wann kommt Papa eigentlich wieder?"
L wurde schlagartig traurig. Ein kleiner Junge verstand es eben noch nicht, was da draußen in der Welt abging.
"Papa kommt bald wieder", meinte er und lächelte ihn an. Charles senkte den Kopf. "Aber wann ist bald?"
Diese Frage brachte L zum Nachdenken. Wann ist bald? Was bedeutet 'irgendwann'?
"Mag Papa uns etwa nicht mehr?", meinte Charles und riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken.
"Quatsch", meinte er leise.
Plötzlich klingelte es. "Ich geh schon!", rief Charles und sprang von seinem Stuhl. Schnell flitzte er zur Tür und stand einem großen, schwarzhaarigen Mann in Polizeiuniform gegenüber. Ein wenig verängstigt versteckte sich der Junge hinter der Tür, als sich der Polizist hinhockte und ihn freundlich anlächelte.

"Lange nicht mehr gesehen", begrüßte er ihn. "Ich bin's, Herr Matsuda."
Sofort schwang seine Stimmung um. Fröhlich -und doch ein wenig höflich distanziert- streckte er dem Erwachsenen die Hand aus.
"Sag mal deinem Paps, dass der Oberinspektor Yagami da ist", meinte Matsuda.
Verwundert saß L wie ein normaler Mensch am Küchentisch und sah seinen Sohn an. Er hatte sich in diesen sechs Jahren einige seiner lästigen Angewohnheiten abgewöhnt, wie das Sitzen in der Hocke und das ständige Essen von Süßigkeiten. Nur seine Schlaflosigkeit und das krumme Gehen musste bleiben.
"Papi, Herr Matsuda sagt dass Oberinspektor Yagami da ist", sagte Charles und sprang wie ein Flummi auf und ab.
Er wirkte ein wenig jünger als er eigentlich war, durch seine Kindlichkeit.
L war nur noch mehr verwirrt. Soichiro ist doch in Rente gegangen... Nennt Matsuda ihn etwa immer noch Chef?

Um nach dem Rechten zu sehen, lief L zur Haustür und konnte seinen Augen nicht trauen.
Vor ihm stand niemand geringerer als Light, mit einem Blumenstrauß in der Hand und in kompletter Polizeimontur. Vom äußeren her gab es sonst keine Veränderung, nur trug er noch eine Brille.
Zuerst war es nur eine einzelne Träne der Überraschung, die L's Gesicht langsam hinunterrollte, doch schnell wurden es mehr. Immer mehr Freudentränen bahnten sich ihren Weg sein Gesicht hinunter, ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Sein Herz pochte in ihm unaufhörlich, ehe er sich endlich bewegen konnte und Light um den Hals fiel.
So fest er konnte, umarmte er ihn, am liebsten würde er ihn nie wieder loslassen.
Fest presste er sein Gesicht auf seine Schulter, ein wenig versteckte er somit auch seine Tränen.

Es bedarf keiner Worte um zu verstehen, was beide fühlten. Selbst Matsuda war Intelligenz genug, jetzt keine dumme Bemerkung zu lassen.
Nach einer halben Ewigkeit konnten sie sich voneinander lösen.
Light hockte sich sofort auf den Boden und lächelte Charles an. Dieser sah jedoch ein wenig schüchtern zur Seite.
"Ich bin wieder da, Charlie, alles ist gut", flüsterte Light leise und breitete seine Arme aus.
Mit großen Augen sah Charles ihn nun an, bis auch er in seine Arme sprang und ihn nicht mehr loslassen wollte.
Behutsam strich Light ihm über den Hinterkopf.
"Es ist alles gut, ich werde nie wieder gehen", flüsterte er leise, bis auch ihm die Tränen kamen.
"Papa", erwiderte Charles und krallte sich noch mehr in die Polizeiuniform, bis er laut zu schluchzen begann.
"Ich hab dich so vermisst..."
Light tröstete seinen Sohn und schien ihn selber nicht mehr freiwillig loslassen zu wollen.
"Ich dich auch", meinte er nur leise und hob ihn hoch, sodass er noch einmal L umarmen kann, ohne ihn loszulassen.

L lächelte und wischte sich die letzten Tränen weg.
"Wir... Wir haben Kuchen gebacken. Willst du nicht reinkommen?", fragte der Schwarzhaarige.
Light griff lächelnd seine Hand und hielt sie fest.
"Wenn ich denn auch bleiben darf..."

Nothing else matters | Death Note • Lawlight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt