•15• Entführung

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Nach Mitternacht war es üblich, dass die ganze Ermittlungszentrale verstummt war. Entweder hörte man in den Zimmern nur das Schnarchen oder das Surren von Computern.
Nur heute nicht.

Der weltbeste Detektiv gab sich Light voll und ganz hin, leidenschaftlich küssten sie sich. Ihre Oberkörper waren bereits frei von Kleidung, nur noch der dünne Stoff ihrer Unterwäsche war im Weg. Plötzlich zog er seinen Kopf an den schwarzen, unordentlichen Haaren nach hinten und begann, seinen Hals hinab zu küssen. An einigen Stellen saugte er, bis er schließlich an seinem Schlüsselbein ankam.
Light ließ seine Hand den Körper des Älteren entlangstreichen, doch dann hörte er merkwürdige Geräusche. Er hielt inne, was ihm einen enttäuschten Blick von L einbrachte. Langsam machte er weiter, doch da erklang es wieder.

Light gab sich Mühe, seinen Atem zu kontrollieren, L hingegen rang förmlich nach Luft.
"Was ist denn das?", flüsterte der Schwarzhaarige in einem Atemzug.
Bevor Light antworten konnte, erklang es erneut.
"Lass uns mal nachschauen", flüsterte er ihm zu und kletterte vom Bett -und von L- herunter.
Er warf sich einen Bademantel über und gab L auch einen, dann folgten sie der Geräuschquelle.

Langsam schlichen sie an Nears Zimmer vorbei, aus diesem Zimmer kamen die Geräusche also nicht.
Ein wenig erleichtert schlichen sie weiter.
Je näher sie Mellos Zimmer kamen, desto lauter wurde es auch, und Light hatte da einen Verdacht. Böse könnte er nicht sein, wenn sich dieser erhärtet, schließlich hatte er mit L eben dasselbe vorgehabt.
Die Zimmertür war nicht geschlossen, und frech lugte der Braunhaarige durch den kleinen Spalt.

Was er zu sehen bekam, entsprach ganz seinem Verdacht: Mello und Matt, in einem Bett, splitterfasernackt.

Light trat zurück und ließ L nachschauen. Der Meisterdetektiv begann zu kichern.
"Wollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?", hauchte er und leckte sich über die Lippen. Schon bei diesem Anblick breitete sich eine Gänsehaut auf Lights Körper aus. "Aber lass uns nicht so laut sein wie die beiden."
Schnell verschwanden sie wieder in ihrem eigenen Zimmer.

Near wartete bereits unten vor den ganze Bildschirmen, tiefe Augenringe befanden sich unter seinen Augen. Auch wenn Near wenig schlief, entstanden nie welche.
Vorwurfsvoll sah er die Treppe hinauf, als sie alle vier hinuntergelaufen kamen. Auf dem Boden saß Charles, der die Baumklötze auf's genaueste untersuchte.
"Near, hat er etwa Terror gemacht?", fragte Mello, in seiner Stimme war ein gehässiger Unterton zu hören.
"Nein, er hat geschlafen wie ein Stein. Aber an diejenigen, die gestern lautstark rumgemacht haben, empfehle ich die Lautstärke zu senken", zischte er böse.

Peinlich berührt sahen L und Light sich an, Matt und Mello taten es ebenso.
"Ich kann's nicht glauben!", keifte er und drehte sich einmal im Kreis.
"Nicht einmal die Ältesten hier haben sich im Griff!"
"Zu unserer Verteidigung, wir haben die Tür geschlossen", warf L ein.
Near schüttelte nur den Kopf und setzte sich auf seinen Platz.
"Wir müssen uns jetzt die drei Tage konzentrieren, wir wollen ja nicht umsonst Menschen sterben lassen."
L hob erneut die Hand.
"Wir müssen überprüfen, ob ein Zusammenhang besteht", meinte er und bekam direkt einen Ellenbogen von Light in die Seite.
"Wir opfern hier keine Menschen, das haben wir oft genug geklärt", zischte Light ihm zu.

Der Braunhaarige fischte sein Handy aus der Hosentasche und rief Sayu an. Er wollte sich nur erkundigen, ob alles in Ordnung war, und dass sie sich keine Sorgen machen sollen.
Sayu nahm den Anruf aber nicht an.
Light probierte es erneut, wieder kein Erfolg.
"Near, kannst du Sayu erreichen?", fragte er ein wenig verwirrt.
Nun versuchte er Weißhaarige es, ebenso ohne Erfolg.
Nun versuchte Light es wieder, diesmal rief er seinen Vater an, der auch den Anruf annahm.
"Vater, ist alles in Ordnung?", fragte er.
"Den Umständen entsprechend", antwortete der Oberinspektor am anderen Ende. "Sayu ist gestern nicht nach Hause gekommen."
"Und wo bist du gerade?", fragte Light und versuchte so gut wie möglich, sich nichts anmerken zu lassen.

Kaum hatte er die Frage zuende gestellt, schon kam ein Signal dass unten jemand in die Zentrale will. Light legte auf und beobachtete die Tür, wie sie nach knapp einer Minute aufging.
"Soichiro?", fragte L leise. Langsam hatte er es mit den Namen, auch der Drang zur Höflichkeit war fast verflogen.
"Wann könnte Sayu zuletzt gesehen worden sein?", fragte er ohne auf irgendwen einzugehen.
"Nach dem Krankenhaus müsste sie eigentlich nach Hause gegangen sein", murmelte Light bedrückt.
War er jetzt schuld, dass seine kleine Schwester verschwunden war.

Plötzlich ging ein Anruf ein, alle Blicke waren auf den Oberinspektor gerichtet.
"Ja bitte?", sprach er ins Telefon, die Spannung stieg. Keiner der anderen Anwesenden konnte dieses Gespräch mithören.
Seine Augen weiteten sich, er war sichtlich nervös.
"Was wollen Sie im Gegenzug?", fragte er angespannt. Light sah besorgt zu L.
Das Telefonat war schnell beendet, leise seufzte der Oberinspektor.
"Was war das?", fragte Mello, der gerade eine Tafel Schokolade auspackte.
"Sayu wurde entführt", sprach Soichiro leise und fasste sich an den Nasenrücken. Near drehte sich blitzschnell auf seinem Stuhl um, sein sonst so emotionsloses Gesicht war gefüllt von Trauer und Wut.
"Um sie zurückzubekommen, muss L nur öffentlich bekannt geben, dass er den Amokläufer-Fall annimmt."

L kratzte sich am Hinterkopf. "Durch diesen Anruf haben wir wichtige Informationen über den Täter erhalten", meinte er, dann setzte er sich in seiner üblichen Position auf den Stuhl und startete den Computer.
"Was machst du jetzt?", fragte Light und stellte sich hinter L, seine Hände auf seinen Schultern.

"Ich werde bekannt geben, dass ich den Fall annehme."
"Ich habe recherchiert", meinte Matt, der aus der dunkelsten Ecke des Raumes kam. Er rückte sich seine Brille auf der Stirn zurecht, eine Zigarette befand sich zwischen seine Lippen geklemmt, zum Glück noch unangezündet.
"Dieser Fall erinnert an die Los Angeles BB Murder Cases, bei jedem Mord sank die Opferzahl und es war eine entsprechende Anzahl an Gegenständen zu finden, wie in diesem Fall."
"Ich hab dir ja doch nicht das Hirn weggefi-"
Near gab Mello eine heftige Backpfeife. "Hier ist immernoch ein Kind, reiß dich gefälligst zusammen", zischte er.

L nickte Matt zu.
"Genau das beunruhigt mich."

Nothing else matters | Death Note • Lawlight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt