•12• Überraschung

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"Ich bin in ein paar Stunden wieder da", meinte L und bewegte sich zur Tür des Hotelzimmers.
"Bis dann", verabschiedete sich Light, dann sah er ihm durch das Fenster hinterher.
Was soll ich jetzt die ganze Zeit machen...

Light nahm sich sein Handy und startete einen Videoanruf.
"Hallihallo!", rief Sayu, als sie ihn annahm. "Wer ist dran?", fragte Matt im Hintergrund. Near drängte sich auf's Bild, wurde allerdings von Mello beiseite geschoben.
"Ist was passiert?", fragte Near, der um seinen Platz kämpfte. Light schüttelte den Kopf.
"L ist gerade im Wammy's House, und ich darf nicht mit", seufzte er und sah amüsiert dem Kampf zu.
"Komisch", warf Matt ein.
"Du kannst dich als K ausweisen, du bist mit L verheiratet und seine Begleitperson, also darfst du eigentlich ins Wammy's", meinte er. Sayu richtete ihr Handy auf ihn, schnell versuchte er, seine Zigaretten zu verstecken.
"Matt, es wird nicht im Gebäude geraucht!", ermahnte Light ihn.

Matt senkte den Kopf. "Sorry..."
Light räusperte sich kurz. "Also, wie weit seid ihr bei dem Fall?", fragte er und stellte das Handy an der Nachttischlampe ab, damit er sich Notizen machen konnte.
"Wir haben eine ganze Reihe von Zeugen, die entweder über den Tathergang oder dem Täter Auskunft geben können", erklärte Near und zeigte auf dem Bildschirm, was Light jedoch nicht erkennen konnte.
"Matt wird nachher die ersten zehn Zeugen befragen, zur Unterstützung bekommt er Herr Matsuda zur Seite gestellt."
"Läuft doch super bei euch", schmunzelte Light. "Auch gewaltfrei?"

Überzeugt nickte Sayu.
"Ich weiß gar nicht, was du mit diesen Prügeleien meinst, die sind hier doch alle nett", meinte die Brünette. Light begann zu lachen.
"In Anwesenheit eines Liebesinteresse sind wohl beide Seiten freundlich zueinander."
Sayu riss die Augen auf. "Mello steht auch auf mich?"
"Natürlich nicht", grummelte der Blonde im Hintergrund. Erleichtert atmete sie auf. "Na dann ist ja gut, ich will nämlich keinen hier unglücklich machen", meinte sie und küsste Near auf die Wange. Der sonst so blasse Detektiv errötete, man konnte sein Gesicht mit einer Tomate vergleichen. Schüchtern sah er weg und zwirbelte eine Haarsträhne, wie er es gerne tat.
Light atmete kontrolliert ein und aus.
L hat mir etwas dazu gesagt, und er hat Recht.

"Light, ich weiß dass es schwer für dich ist, aber ich bitte dich", meinte Sayu und sah ihren Bruder mitfühlend an. "Gewöhne dich bitte daran und akzeptiere es."
"Nagut", zischte er leise. Insgeheim hatte er es noch nicht akzeptiert, aber diese Bitte konnte er seiner kleinen Schwester nicht abschlagen.
"Sayu, ich war lang nicht mehr Zuhause, also bei euch", hob er an, teilweise um das Thema zu wechseln.
"Wie geht es Mutter? Und Vater habe ich auch lange nicht mehr gesehen..."
Sie sah plötzlich sehr bedrückt aus, das bemerkte nicht nur Light.
"Mutter... Sie liegt im Krankenhaus. Sie hat Krebs."

Er sah sie geschockt an. "Seit wann", murmelte er.
"Vor kurzem kam die Diagnose, Vater ist auch deswegen nicht auf der Höhe, dabei ist es gar nicht schlimm..."
"Krebs ist schlimm!", fuhr er sie an. Sayu zuckte zurück.
"Es ist nur Brustkrebs, die Operation ist morgen, es wird alles gut gehen", meinte sie mit einem leichten Lächeln. Light rieb sich die Schläfen.
"Warum hat mir denn niemand bescheid gesagt?", fragte er, diesmal ruhiger.
"Weil Mutter es so wollte. Sie wollte nicht, dass du deine Arbeit für sie unterbrichst. Sie ist sehr stolz auf dich, weiß du..."

Light nickte bedrückt.
Aber... Ich hätte darüber doch auch informiert werden sollen... Ich gehöre doch auch zur Familie...
Nun schaltete sich Mello wieder ein.
"Ey, soll ich mal Roger anrufen und gucken, was L da so lange macht?", fragte er grinsend.
Light schüttelte den Kopf. "Es ist wie ein Familientreffen, da würdet ihr auch ungern andere Menschen dabei haben", meinte er.
Ein weiterer Anruf ging ein.
"Oh, L ruft an", murmelte Light. "Sayu, schick mir die Adresse des Krankenhauses", verlangte er noch, bevor er auflegte und L's Anruf entgegen nahm.

"Das Treffen ist vorbei, bin in zehn Minuten wieder zurück", meinte er leise, dann folgten ein paar Hintergrundgeräusche, die Light nicht einordnen konnte.
"Es war nicht sonderlich spannend, oder?", fragte Light und lief zum Fenster.
"Doch doch", gab der Ältere zurück. "Es war schön, die ganzen Kinder persönlich zu treffen."
Diese Kinder werden bestimmt in der Zukunft für Gerechtigkeit sorgen.

Der Empfang war plötzlich schlecht, L legte auf. Seufzend starrte Light aus dem Fenster und versuchte, ihn zu erkennen. Doch egal wie lange er dort stand, erst bei einem Klopfen an die Zimmertür merkte er, dass L schon lange an ihm vorbei gelaufen war.
Schnell öffnete er sie, L trat schnell ein.
Light konnte seinen Augen nicht trauen.

Ein kleines Kind klammerte sich an L's Hand und sah sich schüchtern um.
"L... Was hat das zu bedeuten...", fragte er leise und sah das Kind genau an. Es hatte schwarze, glatte Haare und leuchtend blaue Augen, zudem legte es den Daumen an seinen Mund, wie L es gerne tat.
L drehte sich um und hockte sich hin, flüsterte dem Kind etwas zu.
Daraufhin stakste es in einem holprigen Gang auf Light zu.
Der Braunhaarige hockte sich ebenfalls hin.
"Wer bist du denn?", fragte er freundlich und lächelte.
"Das ist Charles", stellte L ihn vor.
"Charlie", korrigierte er ihn. L verdrehte amüsiert die Augen. "Charlie ist sein Spitzname."

Light breitete seine Arme aus und zog ihn in eine kleine Umarmung.
"Als du gesagt hast, dass wir doch ein Tier oder ein Baby adoptieren könnten, habe ich nachgedacht", erklärte der Schwarzhaarige und sah mit einem Lächeln zu, wie Charles auf Lights Schultern kletterte.
"Dann habe ich beschlossen, dich damit zu überraschen."
"Das war zwar nur ein Gedanke Kiras, aber... Er ist wundervoll."
Light stand langsam auf und hielt den Jungen fest.
"Wie alt ist er jetzt?"
"Er wird am zehnten Oktober drei", antwortete der Ältere.
Er begann zu lachen, als Light ein wenig hüpfte. Er war ein Kind, das Spaß am Leben hatte.

"Wie sieht's aus? Wollen wir uns noch ein wenig die Stadt angucken?", fragte L und nahm die Stadtkarte, die er Light hingelegt hatte. Charles krallte sich in sein braunes Haar und jubelte.
"Na dann mal los", meinte Light und öffnete die Zimmertür.
Alles war perfekt, für diesen einen Moment.
Alles.

Nothing else matters | Death Note • Lawlight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt