•13• Lärm

94 4 8
                                    

Mit einem Kind zu fliegen war alles andere als leicht, vorallem wenn dieses Kind ein kleiner Unruhegeist war. Nach einer Weile hatte es Light aber geschafft, den Kleinen in seinem Arm zum Schlafen zu bringen.

Ein leises, verliebtes Seufzen folgte, dann konnte Light endlich selber nach Entspannung suchen. Alle drei schliefen sie während dem unkomplizierten Flug ein, während das kriminelle Flugpersonal hin und weg waren. Selbst als sie wieder in Japan landeten, fiel einigen von ihnen der Abschied schwer.
"Wir werden uns sicher wiedersehen", meinte L zum Abschied und nahm dem müden Light das Kind ab.

Nach einem kurzen Marsch waren sie vor der Zentrale, es war früh am Morgen. Den Mund hatte er zu einem weiten Gähnen aufgerissen, als sie im Hauptraum ankamen. Unerwartet blickte er zum halbschlafenden Matsuda, zum eifrig arbeitenden Aizawa und zum Kaffee-trinkenden Oberinspektor. Von Near, Mello und Matt war nichts zu sehen.
"Wo sind die drei denn?", fragte L, Charles im Arm wiegend.
Verwirrt schüttelte Aizawa den Kopf. "Die bessere Frage ist wohl eher: Was macht dieses Kind hier?"
Lights Vater drehte sich auf seinem Stuhl um, er hatte die Nacht durchgearbeitet und das sah man ihm an.

"Oh, Vater, du bist offiziell Großvater", meinte Light nur leise und streckte sich ausgiebig in die Luft.
"Was?", hakte dieser nach, er stellte seine gefüllte Tasse Kaffee beiseite. L bewegte sich langsam auf ihn zu und übergab ihm den Kleinen.
Tatsächlich begann der Oberinspektor zu lächeln. Aizawa hingegen sah noch immer irritiert durch die Gegend.
"Sein Name ist Charles, aber er bevorzugt den Namen Charlie", erklärte Light leise. Dem Braunhaarigen war es ein Rätsel, warum er jetzt so unglaublich müde war. Seine Gedanken waren benebelt, seine Augenlider wurden von Minute zu Minute schwerer.

"Er ist fast drei Jahre alt, und er ist im Wammy's House aufgewachsen", meinte L, der weniger das Bedürfnis hatte, sich hinzulegen und zu schlafen.
Ein widerwärtiger Geruch schlich sich in Lights Nase. Beim einatmen brannte es in seiner Lunge, jeder Atemzug war Dank des Geruches eine Tortur.
Plötzlich hellwach, sah er nach rechts. Matt trottete langsam die Treppe hinunter, vor seinen Augen eine kleine Handheld-Konsole, in seinem Mund die Gestanksquelle: eine Zigarette.

"Hey, ich hab dir unzählige Male gesagt, du sollst hier nicht rauchen!", keifte Aizawa und lief schnell auf den Jungen zu.
"Alter, die Chefs sind immer noch nicht da, ich kann ma-"
L und Light standen nebeneinander, verschränkten nahezu synchron die Arme vor der Brust und sahen Matt mahnend an. Ganz langsam nahm er sich die Zigarette aus dem Mund und drückte sie auf seiner Brille aus.
"E-es tut mir leid...", murmelte er, vor Schock konnte er sich überhaupt nicht mehr regen.
Aizawa drehte sich verärgert um.
"So geht das die ganze Zeit!", beschwerte er sich lautstark, sodass Charles aufwachte.

"Beruhigen Sie sich, Herr Aizawa", zischte L ihm zu. Matsuda wachte nun auch aus seinem Halbschlaf auf, er übertönte den gesamten Lärm. Nun begann Charles endgültig zu weinen.
Kurzerhand ging Light auf seinen Vater zu und nahm ihm seinen Sohn ab.
"Seid doch jetzt Mal alle still!", rief er empört. Alle Anwesenden hörten, zu seiner Überraschung. "Ihr habt mit eurem verdammten Lärm ein kleines Kind zum weinen gebracht!"
L nickte ihm mit einem leichten Lächeln zu. Der Braunhaarige erwiderte es und verschwand aus dem Raum.

Auf dem Weg zum eigenen Zimmer traf er Mello und Near an, die sich wieder einmal in den Haaren hatten. Während Near trotzig auf dem Boden saß, versuchte Mello, ihn an seinem Shirt nach oben zu ziehen.
Anders als die Polizisten waren sie sofort still, als sie Charles sahen.
Jüngere Leute waren eben beeindruckter von kleinen Kindern.
"Wer ist denn das?", fragte Mello, der den Blick überhaupt nicht von Charles abwenden konnte.
"Sagt mir jetzt nicht, ihr habt ein Kind adoptiert..."
Glücklich nickte Light. "Er ist im Wammy's House aufgewachsen, so wie ihr", erklärte er.

"Langsam können wir eine Wammy's Boyband eröffnen", entgegnete Near monoton.
"Wie heißt er?", fragte Mello. Er schien Near zu ignorieren, ihr Streit war wohl noch lange nicht gelegt. "Charlie", piepste der kleine.
"Eigentlich heißt er Charles, aber-"
"Charlie."

Empört verschränkte Mello seine Arme vor der Brust. "Alle haben so einen coolen Namen, und dann komme ich mit 'Mihael', das ist doch unfair!"
"Jammert doch nicht wegen einem Namen rum", meinte Light nur und drängelte sich an den beiden vorbei.
"Ich bin in zwei Stunden wieder unten, dann reden wir über den Amokläufer-Fall."

Light legte zuerst Charles vorsichtig in das große Bett, dann legte er sich daneben. Er konnte sein Glück noch immer nicht fassen. Er war urplötzlich Vater geworden, er hatte einen Sohn, und das hatte er nur L zu verdanken.
Verträumt sah er in die blauen Augen des kleinen, sie waren so rein, so unschuldig.
Light hätte fast den eingehenden Anruf verpasst.
"Was gibt's?", fragte er leise. "Kommst du zum Krankenhaus?", entgegnete Sayu. "Mutter will die ganze Familie sehen."
Schnell richtete Light sich auf. Er hatte vollkommen vergessen, dass er doch noch ins Krankenhaus wollte!
"Ich beeil mich", antwortete er noch kurz und legte sofort auf.

Er richtete seine Krawatte, warf sich eine Jacke um und ging mit Charles auf dem Arm wieder nach unten, diesmal im zügigen Tempo.
"L, Vater, wir müssen ins Krankenhaus", sagte er, sein Vater stand sofort auf und folgte ihm. Nur L zögerte. "Mutter will die ganze Familie sehen."
"Aber w-warum-"
Light ließ ihn nicht einmal zuende sprechen. Er küsste den Schwarzhaarigen sanft und sah in seine tiefschwarzen Seelenspiegel. "Weil du zur Familie gehörst."
L lächelte, dann begab auch er sich zum Auto.
Light nahm mit L und Charles auf dem Rücksitz platz, während sein Vater am Steuer saß.

"Tut mir leid, dass wir dir nicht früh genug Bescheid gesagt haben", entschuldigte sich der Oberinspektor. "Wir wollten dich alle nicht belasten."
"Ich hab's ja dann doch noch erfahren", meinte Light nur und sah nach draußen. Auch wenn Sayu ihn beruhigt hatte, machte er sich dennoch Sorgen.
War die Operation gut verlaufen? Ist sie fehlgeschlagen? Er schüttelte den Kopf.
Egal wie sie ausgefallen war, er konnte sich gleich selber davon überzeugen.

Nothing else matters | Death Note • Lawlight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt