55

2.3K 88 25
                                    

Als Liam und ich mit unseren Eltern aus dem Wagen stiegen, erkannte ich vor uns ein bunt beleuchtetes Restaurant, dass nicht gerade billig aussah. Wir setzten uns zusammen in Bewegung in Richtung des prachtvoll geschmückten Eingangs. "Ladies first", sagte mein Dad lächelnd und hielt mir die Türe auf. "Dankeschön", ich nickte und trat in den großen Raum ein. Ich sah mich um. Im Hintergrund lief leise etwas Musik. Ein älterer Herr in Anzug riss mich aus meinen Gedanken: "Einen wunderschönen guten Abend, ein Tisch für 4?" Etwas überfordert drehte ich mich zu meinem Dad um, der dem Kellner zunickte. Mit einer Handbewegung deutete uns dieser mitzukommen. Er führte uns zu einem, meiner Meinung nach, viel zu großem Tisch. Dankend nickte ich ihm zu, währen er darauf warteten bis wir uns hingesetzt hatten. "Wissen Sie schon was Sie trinken wollen?" Er zückte einen Stift und einen kleinen Block.

"Vier Gläser ihres feinsten Weines, bitte", antwortete mein Vater doch ich hob kurz die Hand. "Machen sie bitte drei Gläser daraus, für mich bitte nur eine Cola." Mein Vater sah mich verständnisvoll an und wandte sich der Speisekarte zu, als der Kellner sich wieder auf den Weg machte. Schweigend saßen wir da und blätterten die Speisekarte durch. Als der Anzugträger mit einem Tablet voller Getränke auf dem Arm in Richtung unseres Tisches kam und diese vor uns abstellte, bedankten wir uns und bestellten sofort unser Gericht. Ich bestellte mir einfach Spagetti Bolognese. Mich konnte man mit solchen einfachen Sachen wie Cola und Spagetti glücklich machen.

"Auf einen schönen Abend als Familie." Mein Vater hob sein Glas und wir stießen gemeinsam an. Es kam selten vor, dass wir mal zu viert zusammen saßen - vor allem seitdem Liam ausgezogen war, als er zu X-Factor gegangen war. Um genau zu sein kam er einfach nie wieder nach Hause. Das traf meine Eltern sehr, aber mich noch um einiges mehr, es war so, als wäre meine bessere Hälfte einfach weg. Ich hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu Liam gehabt, was es um einiges schwerer machte ihn einfach gehen zu lassen ohne mich überhaupt richtig von ihm zu verabschieden. Als ich ebenfalls beschlossen hatte, auszuziehen, wollten sie mich zuerst nicht gehen lassen, was ich eindeutig nachvollziehen konnte, trotzdem ließen sie mich meine eigene Entscheidung treffen, die ich im Nachhinein nicht annähern bereute.

"Na dann erzählt mal-", mein Vater nippte noch einmal an seinem Glas Wein und wandte sich Liam und mir zu. "-Wie läuft die Tour bis jetzt?"
"Sehr gut! Bis jetzt ist alles glatt gelaufen und der Zeitplan läuft wie geplant", antwortete Liam und lächelte mir zu. "Vorallem weil wir den kleinen Hitzkopf da drüben dabei haben", fügte er hinzu und ich schnaubte etwas eingenommen. "Und wie findest du das Ganze so, Mad's? Sind die Jungs auch alle nett zu dir?", wandte sich meine Mum nun mir zu. "Es ist wirklich unglaublich. Ich kann dieses Gefühl nicht in Worte fassen Es macht wirklich unglaublich Spaß. Ich bin mehr als dankbar diese Erfahrung machen zu dürfen, diese Chance überhaupt zu bekommen", schwärmte ich. "Und natürlich sind die Jungs nett zu mir. Wie könnten sie denn nicht?", fügte ich mit einem leicht ironischen Unterton hinzu und warf Liam ein teuflische Grinsen zu. "Freut mich wirklich! Ich vermisse euch beiden. Wie schnell die Zeit einfach vergeht. Ihr seid schon so unglaublich groß geworden und es ist unvorstellbar, dass wir euch in paar Stunden schon wieder gehen lassen müssen, damit ihr weiter um die Welt reisen könnt." Ich konnte deutlich sehen, dass sie sich ihre Tränen verkneifen zu versuchte, was ihr letzendlich auch gelang. "Ach Mom, wir vermissen euch auch. Wie gerne ich noch etwas länger bei euch bleiben würde, aber der Zeitplan, den wir einhalten müssen ist unglaublich präzise und eng. Ich kann dir trotzdem versprechen, dass ich oder wir-" Ich warf Liam einen Blick zu, er erwiderte diesen und nickte zustimmend. "-euch ganz bald besuchen werden. Sobald die Welttour vorbei ist." Sie nickte und setzte ein kleines Lächeln auf, ich hasste es sie so zu sehen. Aber ich wusste auch genau, dass sie sich für uns beide freute, dass wir diese Chance bekamen. Nachdem ich kurz nachgedacht hatte fiel mir etwas ein: "Ihr kommt doch auch nach New York, richtig?" Meine Eltern musterten mich fragend, augenverdrehend räusperte ich mich: "Madison Square Garden."

In diesem Moment kamen der Mann von eben mit unseren Speisen zurück. Dankend nahm ich meine köstlich riechenden Spaghetti Bolognese entgegen. Zu dem himmlischen Geruch sahen sie auch noch wirklich gut aus. Liam hatte sich Gnocci mit einer italienischen Soße bestellt, die ebenfalls schön garniert waren. Inmitten des Essens, lachte mich ein Gnocci auf seinem Teller so sehr an, dass ich es blitzschnell auf meine Gabel beförderte und in meinen Mund katapultierte. Liam sah mich mit einem mörderischen Blick an und auch meine Eltern sahen mich etwas erschrocken an. Als sich dann ein unschuldiges Lächeln auf meine Lippen schlich, war es bei allen Betroffenen vorbei und wir fingen an zu lachen.

"Dein Benehmen hast du anscheinend in New York gelassen, mh?", scherzte meine Mutter und stach mir leicht in die Seite. "Pfff", ich schnaubte und zuckte etwas zusammen. Wir liefen durch die beleuchteten Straßen Orlando's und genossen die frische Luft und die Anwesenheit der anderen. Sie war etwas größer als ich, allerdings auch nur, da sie hohe Schuhe trug. Diese Tatsache war mir so ziemlich egal, ich wollte mich nicht von meinen geliebten Sneakern trennen. Wieso sollte ich auch? Mein Alltags-Gammel-Look war mir viel lieber als alles andere. Darunter konnte man einen Hoodie von Harry, eine Leggins, meine Nike Sneaker und einen unordentlichen Dutt verstehen, zumindest war es das, was ich Tag für Tag im Tourbus trug.

Als mein Dad wieder auf den Parkplatz fuhr, auf dem ebenfalls der Bus stand, waren bereits fast alle Lichter erloschen, bis auf eines: Das von Paul. Dieser stand vor dem Bus und wartete scheinbar schon auf uns. Liam und ich stiegen aus dem Auto und unsere Eltern traten es uns gleich. Die Stimmung war etwas getrübt. Die Tatsache, dass wir jetzt Abschied nehmen mussten, hatten wir den kompletten Abend über mit Erfolg verdrängt. Eine Träne kullert meine Wange hinunter, als ich meine Mum umarmte. Wieso weinte ich jetzt? Ich würde sie doch bald wiedersehen. "Bis bald, ich hab dich lieb", flüsterte sie mir leise in mein Ohr als sie mich wieder losließ. Sie weinte ebenfalls. Behutsam strich ich ihr die Tränen weg und lächelte sie an. "Ich dich viel mehr", antwortete ich und wandte mich meinem Dad zu, der sich gerade von Liam verabschiedet hatte. "Man sieht sich, Kleine." "Man sieht sich, Großer." Ich drückte ihn fest an mich als Paul uns unterbrach. "Tut mir leid, aber wir müssen los." Ich nickte unwillig, löste mich von meinem Dad und machte mich mit Liam auf den Weg zum Bus. Ich drehte mich ein letztes Mal zu ihnen um und winkte ihnen zu, bevor sich die Bustüre schloss. Drinnen, außer Sichtweite meiner Mum, ließ ich meinen Tränen freien Lauf, als ich merkte, wie sich starke Arme um mich schlossen und mich in eine tröstende Umarmung zogen.

•••

Sorry für den späten Upload, meine Lektorin @anjaxy hat das Korrigieren etwas verpennt haha

Btw sind es auf dieser Story schon fast 5k Reads! DANKE <3

much love to you guys xx

Just IncredibleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt