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Zeitsprung: 7 Tage; 12.10.2013 / Chicago

Wir waren gerade auf dem Weg zum Flughafen Chicagos. Die letzten sieben Tage waren wie im Flug vergangen. Nachdem wir von London nach Detroit geflogen waren, hatten wir einen anderen Tourbus bezogen, der aber im Prinzip genau gleich war, wie der vorherige. Einzig und alleine hatte sich die Farbe geändert: Rot-Schwarz. Eigentlich fand ich diese Farbkombination echt cool, zumindest nach der Eingewöhnungsphase von neun Stunden. Laut Paul ist das unser Bus für den Rest der Tour. Wir würden nur ein paar kleine Zwischenstops einlegen, die nur per Flug erreichbar sein würden. Allerdings war der Aufenthalt an diesen Orten nie wirklich lang, daher würden wir auf Hotelzimmer ausweichen. Als ich einen Blick nach draußen warf, sah ich, wie die Sonne langsam unterging und alles um uns herum in warmes, goldenes Licht tauchte. Ich hatte es mir im Chill-Out Bereich bequem gemacht, als die Jungs, Mary und Paul zur Türe hineinkamen und sich ebenfalls auf die bequeme Couch niederließen. "Okay, da wir jetzt alle versammelt sind, verrate ich euch die weiteren Pläne", sagte Paul und stellte sich triumphierend vor uns auf. Auf dem Flachbildschirm erschien eine Karte mit einer roten Route darauf gekennzeichnet. Wie machte Paul das immer? Praktizierte er vielleicht wirklich schwarze Magie und es wusste einfach niemand von uns davon? Als er begann zu reden, schob ich diese Gedanken beiseite und hörte ihm aufmerksam zu.

"Wir werden in einer knappen halben Stunde am Flughafen ankommen. Bis dahin müsst ihr bitte eure Koffer packen. Nehmt Sachen für sieben Tage mit. Darunter Klamotten, die dreckig werden dürfen und etwas feines zum Anziehen. Die nächste Woche stehen ein paar Special-Events an. Und bitte - wirklich nur das Wichtigste!" Er musterte Mary und mich scharf und warf dann auch Zayn einen warnenden Blick zu, woraufhin wir alle in schallendes Gelächter ausbrachen. "Ich würde jetzt gerne weitererzählen. Von Chicago aus fliegen wir nach Australien, um genau zu sein nach Melbourne. Dort haben wir drei Tage Aufenthalt. An einem davon ist ein Besuch in einer Tierschutzstation geplant. Am zweiten ist das Konzert und eine Aftershowparty. Der dritte Tag dort zählt allerdings nicht mehr als vollwertig, da wir in der Früh in den Flieger nach Aukland steigen. Der Flug dauert knapp 25 1/2 Stunden. Das hört sich im ersten Moment länger an, als es eigentlich ist. In Aukland haben wir auch drei Tage Aufenthalt, am 18.10 findet das Konzert statt." "Der 18. ist Maddys Geburtstag!", warf Liam in die Runde. Ich konnte Geburtstage eigentlich nie leiden. Ich habe sie damals immer nur für Liam gefeiert, da er einen unglaublichen Spaß am organisieren hatte. "Ulala, das wird richtig gefeiert! Die kleine Maddy wird 18, kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht!", rief Paul und ich verdrehte nur genervt die Augen. Wie schnell die Zeit vergeht - das hatte auch meine Mutter gesagt und langsam begann ich auch zu bemerken, wie schnell die Zeit eigentlich vorbei ging. Mein 18. Geburtstag stand an und ich würde ihn mit meinen besten Freunden verbringen, allerdings ohne meine Eltern. "Erde an Maddy, bist du noch da?", fragte Louis während er mit einer Hand vor meinem Gesicht herumwedelte. "Jaja!", antwortete ich und schlug ihm sanft seine Hand weg, da mir von dem ganzen Herumgefuchtel schon ganz schwindelig wurde.

"Okay, das wäre fürs Erste alles. Noch Fragen? Falls ja, fragt mich später. Jetzt los, wir müssen in 20 Minuten fertig sein!" Paul musterte uns und scheuchte uns mit einer Handbewegung aus dem Chilloutbereich. Sofort machten wir uns ans Kofferpacken, ich nahm mir tatsächlich nur das Wichtigste mit, falls mir etwas fehlen sollte, hatte Harry garantiert auch noch etwas zum anziehen. Oder Mary. Oder einer der anderen Jungs. Ich war bekannt für meine Fähigkeit, anderen ihre Klamotten zu klauen. Bei dem Gedanken, dass ich, wenn mir die Unterwäsche ausgehen würde, vermutlich in Harrys Boxershorts herumlaufen würde, musste ich lächeln. Anscheinend hatte Harry dieses Grinsen bemerkt, zum Glück konnte er keine Gedanken lesen.

...

"Alle fertig?", fragte Paul bevor er die Bustüren verriegelte. Louis und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, stellten uns nebeneinander auf und salutierten vor dem Bodyguard: "Yes, Sir!". "Gut Kameraden, wegtreten!", scherzte er und marschierte zielsicher auf das riesige Hauptgebäude des Flughafens zu. Jeder von uns hatte einen überdimensionalen Koffer im Schlepptau, bis auf Niall. Dieser hatte zusätzlich noch mit einem Gitarrenkoffer zu kämpfen. Bei seinem Anblick konnte man nichts anderes tun, als zu lachen. Als wir in der Haupthalle ankamen, wies Paul uns an, genau an Ort und Stelle stehen zu bleiben, da er kurz das Flughafenpersonal holen wollte. Naja, irgendwie funktionierte das Ganze nicht so, wie Paul es sich wohl vorgestellt hatte, denn er hatte ein äußerst wichtiges Detail vergessen: Die Boyband auf die er aufpassen musste, war sowas wie eine Gruppe Kleinkinder, die absolut nichts anderes als Blödsinn im Kopf hatten. Die Kurzfassung der kompletten Geschichte: Louis warf sich auf den Boden und rief nach 'Daddy Paul' , Zayn und Liam hatten sich in das Schaufenster eines kleinen Ladens geschlichen und posierten dort als Manequins, Niall hatte seine Gitarre ausgepackt und trällerte fröhlich einige Liedchen und dann gab es da noch Mary und mich: Wir beobachteten die komplette Situation aus einer gewissen Entfernung, damit uns niemand mit diesen Verrückten in Verbindung bringen konnte.

Als Paul mit drei Flughafenmitarbeitern wiederkam und die komplette Situation sah, schüttelte er nur den Kopf und versuchte das Ganze unter Kontrolle zu bringen. Auch die anderen Reisenden waren schon auf uns aufmerksam geworden. Es war wirklich nur zum Fremdschämen, was die Jungs dort abzogen. Nach etlichen Minuten hatte Paul die fünf wieder unter Kontrolle und sie standen lämmchenbrav neben ihren Koffern, als wäre nie etwas passiert.

"Ich schwöre euch, ich lasse euch niemals wieder alleine", zischte Paul leise, während uns die freundlichen Mitarbeiterinnen mit unserem Gepäck halfen und uns den Weg zu unserem Gate wiesen. Auf diese bedrohlich klingende Aussage wollte keiner von uns etwas sagen, man wusste nie, was Paul danach mit einem machen würde. Nachdem wir an unserem Gate ankamen, wurden wir per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, uns auf unsere Plätze zu begeben. Dieses Mal flogen wir mit einem normalen Passagierflugzeug, einzig und alleine aus der Hoffnung, dass alles gut gehen würde. Kurze Zeit später saßen wir auf unseren Sitzplätzen, die direkt nebeneinander waren. Ich saß zwischen Harry und Mary, so würde mir in der Zwischenzeit wenigstens nicht langweilig werden.

"Na dann, ab nach Australien!"

Just IncredibleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt