34. Kapitel - Kelon

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Kelon hatte einen weiten Weg hinter sich, als er endlich zum zweiten Mal in seinem Leben die Tür zu dieser vermaledeiten Schenke aufstieß, in der bei seinem letzten Besuch nicht nur sein Stolz zutiefst gekränkt worden war

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Kelon hatte einen weiten Weg hinter sich, als er endlich zum zweiten Mal in seinem Leben die Tür zu dieser vermaledeiten Schenke aufstieß, in der bei seinem letzten Besuch nicht nur sein Stolz zutiefst gekränkt worden war. Es hatte ihn bis aufs Blut gereizt vom Wirt derart in seine Schranken verwiesen worden zu sein. Und wie undankbar sich die stumme Schöne verhalten hatte! Wahrscheinlich war sie noch nicht einmal wirklich stumm und der Wirt hatte sich lediglich eine freche Antwort für ihr Benehmen zurechtgelegt. Dass er sich das alles gefallen lassen hatte, ärgerte ihn noch immer furchtbar. Unmöglich konnte er das auf sich sitzen lassen!

Die vergangenen Wochen und Monate hatten ihm Gelegenheit gegeben, die schwelende Glut für seine Rache zu einem gefährlichen Feuer anzufachen. Sein verletzter Stolz hatte verhindert, dass seine Wut abklingen konnte und sie im Gegenteil wieder und wieder neu angestachelt. Noch nicht einmal seine Freunde hatten ihn von seinen Plänen abbringen können. ,,Skrupel hatten sie gehabt, die Schwächlinge", schimpfte er verächtlich in Gedanken. ,,Aber selbst schuld, wenn sie sich dieses Schauspiel entgehen lassen wollen." Er würde seinen Spaß haben, da war er sicher.

Er atmete schwer. Zum einen, weil er einen weiten Weg hinter sich hatte und zum anderen aufgrund der vielen, starken Emotionen, die in ihm brodelten.

Auge in Auge fand er sich der schönen Stummen gegenüber. Bei ihr im Schankraum sah er lediglich noch die andere rothaarige Bedienung. Beide schienen für einen Moment gelähmt vor Schreck, während die Erkenntnis, wen sie hier vor sich hatten, allmählich zu ihnen durchsickerte.

,,Na, wenn das nicht mein Glückstag ist", murmelte Kelon leise vor sich hin.

Die Angst in ihren Augen erregte ihn auf eigenartige Weise. Mit der Zunge befeuchtete er seine Unterlippe. Er genoss das Gefühl der Macht. Er hatte die zwei Hübschen in der Hand. Er ganz allein. Und er konnte und würde alles mit ihnen machen, wozu er Lust hatte. Noch einmal würde ihn niemand davon abbringen können.

Ohne den Blick abzuwenden, schloss er die Tür. Ohne Eile. Ohne Hast. Ganz langsam und bedächtig. Er kostete jede Sekunde voll aus. Schritt für Schritt näherte er sich den beiden.

Die Rothaarige hatte sich in einem Anflug von Wagemut vor die Stumme geschoben. Sie versuchte die, die sich noch immer nicht auch nur einen Millimeter bewegt hatte, mit ihrem ganzen Körper vor ihm abzuschirmen. Unwillkürlich empfand er fast ein wenig Bewunderung dafür. Nicht jedes Mädchen hätte so geistesgegenwärtig und selbstlos reagiert.

Trotzdem war die Aktion nichts weiter als eine Geste. Sie konnte nicht ernsthaft glauben, sich gegen ihn behaupten zu können.

,,Keinen Schritt weiter! Am besten du gehst jetzt. Dann muss auch niemand erfahren, dass du je wieder dagewesen bist", wagte die Rothaarige einen weiteren Versuch, ihn aufzuhalten. ,,Du bist hier nicht willkommen!", setzte sie sogar noch mit wackeliger Stimme nach.

Kelon lachte dunkel. Sie hätte wissen müssen, dass sie damit ihr eigenes Urteil unterschrieben hatte. ,,Wenn du glaubst, dass mich ein paar leere Drohungen einer vorlauten kleinen Hexe davon abhalten können, mir das zu nehmen, was ich will, dann hast du dich gewaltig geschnitten." Er machte einen weiteren Schritt auf die beiden Mädchen zu und sah Colette dabei fest in die Augen. ,,Beim letzten Mal habe ich mich von euch Bauerntrampeln verunsichern lassen. Sei versichert, dass ich das kein zweites Mal zulassen werde." Noch ein Schritt. ,,Schon beim letzten Mal habe ich euch versucht zu vermitteln, dass ich nicht zu Späßen aufgelegt bin. Und dass ich mir für gewöhnlich nehme, was ich will. Ohne Rücksicht auf Verluste." Ein weiterer Schritt. ,,Und zwar aus einem einfachen Grund. Weil es mir zusteht." Er machte einen letzten Schritt auf sie zu. Nicht einmal eine Handbreit passte mehr zwischen ihn und Colette, als er sich bedrohlich vor ihr aufbaute. ,,Weil ich der Prinz bin."

Colette schnappte schockiert nach Luft. Ihr Augen weiteten sich, als ihr allmählich die volle Tragweite ihres aufmüpfigen Handelns bewusst wurde. Und dabei hatte sie doch nur versucht, Carlotta und sich zu schützen!

,,Ich sehe schon. So langsam scheinst du endlich zu begreifen, was ich dir schon die ganze Zeit versucht habe, klarzumachen." Kelon packte mit einer Hand grob das Kiefer der Rothaarigen, während er mit dem Zeigefinger der anderen Hand zuerst über ihre Kehle strich und dann langsam weiter nach unten zwischen ihre Brüste wanderte. Colette zitterte unter seiner Berührung, wand sich in seinem Griff. Sie versuchte all ihre Kraft dazu aufzuwenden, ihn von sich zu stoßen.

Im nächsten Moment gab er sie jedoch völlig unerwartet frei, indem er sie fest von sich stieß. Ein schmerzerfüllter Schrei zerriss die Luft.

Das Mädchen mit den sprechenden AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt