36. Kapitel - Kobe

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,,Sie ist in festen Händen", brachte Kobe mit rauer Stimme hervor

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,,Sie ist in festen Händen", brachte Kobe mit rauer Stimme hervor. Es schwang darin noch immer mühsam unterdrückte Wut mit. Und im nächsten Augenblick fügte er ein wenig leiser und mit unüberhörbarer Zuneigung hinzu: ,,Das heißt, wenn sie denn will." Etwas zögerlich wandte er sich in Hannes' Griff, der ihn noch immer festhielt, zu Carlotta um. Er fürchtete sich fast vor ihrer Reaktion und hätte ihr gern so viel gesagt: Wie viel sie ihm bedeutete. Wie unerträglich er schon den Gedanken daran fand, dass sie eines Tages nicht mehr in seiner Nähe sein könnte. Wie ungern er ihr diesen Antrag unter diesen Umständen machte und wie viel eher sie einen richtigen verdient hätte. Einen mit Kniefall und Ring. Einen, bei dem er ihr sein Herz zu Füßen legte und die Sterne vom Himmel holte. Er wollte alles für sie sein, weil sie schon längst alles für ihn war. Schon viel zu lange. Und doch würde er niemals ihren Willen über den seinen stellen. Deshalb hatte er nachgefragt.

Als sich ihre Augen fanden, war es für einen Moment so, als wären er und Carlotta ganz allein in der Schenke. Kobe versuchte all seine widersprüchlichen Gefühle und seine Liebe zu ihr in seinen Blick zu legen. Er machte sich verletzlich, er öffnete sich ihr, ohne irgendetwas zurückzuhalten. Er bot sich ihr vollkommen dar. Schutzlos. Weil er ihr vertraute. Bedingungslos.

,,Wird's bald", bellte Kelon wie von weit weg dazwischen.

Davon ließen sich die beiden jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Sie beide waren jetzt gerade das Einzige, das zählte.

In ihren Augen las er zunächst Verwunderung und Sorge. Als hätte sie sich niemals träumen können, dass er sie jemals würde heiraten wollen. Als wäre sie im ersten Moment nicht sicher, ob er es tatsächlich ernst meinte oder ob sein Antrag lediglich aus der Situation heraus geboren worden war. Aber das war er nicht. Natürlich nicht. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er sich getraut hätte, um ihre Hand anzuhalten. Und zwar nicht, weil er nicht sicher war, ob er sich für den Rest seines Lebens an sie binden wollte. Sondern vielmehr, weil er sich ihrer Gefühle für ihn noch nicht sicher gewesen war. Wieso sollte sie sich auch ausgerechnet in einen Habenichts wie ihn verlieben, da sie es doch in Anmut und Schönheit mindestens mit einer echten Prinzessin würde aufnehmen können?

Doch schon bald wurden diese Empfindungen von etwas anderem abgelöst. Er sah es nicht nur in ihren Augen. Er spürte es auch daran, dass sich etwas zwischen ihnen beiden veränderte. Als ob zwischen ihren Herzen ein Band geknüpft wurde. Ein Band, das fest und stark war und sich so leicht wohl nicht mehr würde trennen lassen. Aus ihrem Blick sprach Freude. Aufrichtigkeit. Und pure, tiefe, echte Zuneigung, als sie verstand, dass es ihm ernst war. Dass ihn nichts auf der Welt glücklicher machen könnte als sie immer bei sich zu wissen. Ihre blaue Iris funkelte kaum wahrnehmbar übermütig, als sie nickte.

,,Wirklich ganz sicher?", stieß Kobe hervor. Sein ganzer Körper stand unter Anspannung. Er wagte kaum sich zu freuen, ungläubig und unsicher, ob es ihr ebenso ernst war wie ihm. Ob sie sich sicher war.

An ihren Lippen zupfte ein liebevolles Lächeln. Sie nickte erneut. Bekräftigend. Versprach ihm, dass sie angenommen hatte, weil sie es so wollte. Weil sie wirklich wollte. Und nicht, weil sie sich dadurch vor Kelon zu schützen versuchte. Sie hörte gar nicht mehr auf zu nicken.

Ein Strahlen breitete sich auf Kobes Zügen aus. Er konnte sein Glück kaum fassen, streckte seine Hände nach ihr aus, befreite sich aus Hannes' Griff und schloss sie fest in seine Arme. So fest, als ob er sie niemals mehr loslassen würde.

Freudentränen rannen über Carlottas Wangen, als sie ihren Kopf schützend an Kobes Schulter barg. Erschöpfung lähmte ihre Glieder, während ihr gleichzeitig innerlich ganz zappelig zumute war.

,,Na das habt ihr euch ja fein ausgedacht! Das war doch alles ein abgekartetes Spiel! Das glaub ich jetzt einfach nicht!" Kelon zeterte und wütete wie Rumpelstilzchen. Er konnte und wollte einfach nicht glauben, dass das Spiel nun aus war. Dass er erneut den Kürzeren gezogen hatte und von ein paar jämmerlichen, einfachen Leuten gedemütigt worden war. Er war drauf und dran seiner Mordlust Luft zu machen. Doch seine eigene Leibgarde bugsierte ihn bestimmt zur Tür hinaus, während Oscar ihnen ein letztes Mal nachbellte. Sie sollten sich hier bloß nie wieder blicken lassen.

Ein kollektives Aufatmen war zu vernehmen und Oscar schaute ganz triumphierend; als wäre all das sein alleiniger Verdienst gewesen. ,,Das wurde ja auch höchste Zeit", murmelte Colette leise vor sich hin. Stolz fing Kobe ihren anerkennenden Blick auf. Emilie schluchzte herzzerreißend und eilte sogleich herbei, um Carlotta zu herzen und zu drücken und in mütterlichen Umarmungen zu ersticken. Rosalie stand lächelnd dabei. Auch sie triumphierte vermutlich. Schließlich hatte sie heldenhaft eingegriffen und schon längst geahnt, dass aus Kobe und Carlotta einst ein Paar werden würde.

Und Hannes brummte: ,,Ich glaub, heute lassen wir das Wirtshaus lieber zu."

Das Mädchen mit den sprechenden AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt