23. Kapitel - Carlotta

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Morgens stand Carlotta auf, frühstückte gemeinsam mit Kobe und seiner kleinen Schwester, flocht deren niedliche Locken zu einer hübschen Frisur, half dann bis zum späten Nachmittag in der Schenke und ging anschließend mit Rosalie und  Oscar an den Strand. Abends, wenn es im Wirtshaus nicht mehr allzu viel zu tun gab, kam Kobe immer noch dazu und Carlotta versuchte Rosalie, so gut sie konnte, das Schwimmen beizubringen.

Anfangs fühlte sie sich unter Kobes Beobachtung ein wenig unwohl und es fiel ihr schwer Rosalie ohne Worte begreiflich zu machen, worauf sie achten musste. Dass Oscar während alledem meist auch noch ausgelassen durchs Wasser preschte und Rosalie dadurch zum Kichern brachte, half auch nicht gerade.

Nach und nach verlor Carlotta dann aber ihre Scheu und konnte alles Ablenkende um sie herum problemlos ausblenden; Rosalie packte der Ehrgeiz, wodurch sie sich immer besser konzentrieren konnte; und Oscar fand es nach einer Weile nicht mehr ganz so aufregend, wenn Rosalie und Carlotta zusammen Schwimmen übten.

Es machte richtiggehend Spaß der kleinen Rose dabei zuzusehen, wie sie immer besser wurde. Und es wärmte Carlotta jedes Mal das Herz, wenn sie jedem, der ihr über den Weg lief, stolz berichtete, dass sie jetzt schon fast ganz alleine Schwimmen konnte.

Eines Abends, nachdem sie gemeinsam ins Dorf zurückgelaufen waren und Rosalie ins Bett gebracht hatten, wurde Carlotta auf dem Weg zurück ans Meer bewusst, dass sie die gemeinsamen Schwimmstunden nicht mehr missen möchte. Sie schämte sich fast ein wenig, als sie sich wünschte, der Sommer würde noch länger andauern und Rosalie würde weniger schnell lernen. Aber gegen das Gefühl des Verlusts beim alleinigen Gedanken daran, konnte Carlotta nichts machen.

Seufzend ließ sie ihre schmerzenden Füße ins kühle Nass gleiten und schloss für einen Moment die Augen.

,,Was ist, Schwesterchen? Geht es dir nicht gut?", vernahm Carlotta da die vertraute Stimme ihrer großen Schwester. Ihr Herz lächelte.

,,Ach nein, Virginie. Es geht mir gut", beruhigte sie diese. ,,Es ist nur -" Carlotta überlegte, wie sie ihre verwirrenden Gefühle am besten beschreiben sollte. Doch das musste sie wie immer gar nicht, denn Virginie verstand auch so besser als jeder andere, was in ihr vorging.

,,Du hast dich verliebt, Schwesterchen", stellte Virginie überrascht, aber freudig fest. ,,Ist es nicht so?"

Verliebt? Carlotta erschrak, als ihr bei der Erwähnung dieses einen kleinen Wortes wieder ganz genau einfiel, was ihre Großmutter einst zu ihr gesagt hatte:

,,Wenn du dich entscheidest das Wesen eines Menschen anzunehmen und damit ein Teil der Oberwelt zu werden, so kannst du dabei entweder alles gewinnen oder alles verlieren. Sobald du dich nämlich auf der Erde in einen Menschensohn verliebst und dieser deine Liebe nicht erwidert, so bedeutet seine Hochzeit deinen Tod und du wirst noch in der Hochzeitsnacht zu Meeresschaum über den Wellen. Wird deine Liebe jedoch erwidert, so kannst du dich glücklich schätzen bis ans Ende deiner Tage: Durch die Liebe deines Mannes zu dir erlangst du eine eigene Seele und dadurch ein Stück Unsterblichkeit."

Carlotta schalt sich ,töricht', als sie sich daran erinnerte, dass das Einzige, was sie bei diesen Worten vernommen hatte, ihre kindliche Vorfreude auf eine Seele gewesen war.

,,Dass ich das noch erleben darf! Mein kleines Lieblings-Schwesterchen ist verli-hiebt!" Virginie machte ausgelassen einen Delphinsprung ins Wasser und brachte Carlotta mit ihrer Begeisterungsfähigkeit widerwillig zum Lächeln.

Das Mädchen mit den sprechenden AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt