Kapitel 1-Thinking out loud

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Könntest du dir vorstellen, dass es auf dieser Welt diese eine Person gibt, die du für dich bestimmt nennen darfst? Nein? Ich muss es mir gar nicht vorstellen, denn für mich ist es die Realität. Jeder Mensch auf dieser Welt hat sein perfektes Gegenstück, seinen Seelenverwandten. Kurz nach unserer Geburt kann mithilfe der Sternenkonstellation und einer komplizierten Gleichung berechnet werden, wer auf dieser Welt zu uns gehört. Dabei ist es immer so, dass zwei Menschen, ein Junge und ein Mädchen, die kurz hintereinander geboren wurden, ein Paar bilden. Eigentlich ist die Vorstellung, dass es da draußen jemanden gibt, der dich perfekt ergänzt, ziemlich schön, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du dein Gegenstück wirklich findest ist genauso gering, wie die Wahrscheinlichkeit, dass im nächsten Moment ein Einhorn am Fenster vorbei galloppiert, also ziemlich gering. Jetzt fragst du dich, wahrscheinlich, warum es so ist? Eigentlich ist es doch ganz einfach. Wer auch immer berechnet, wer genau dein Gegestück ist, sagt es dir einfach und alle wären glücklich, richtig? Aber so einfach ist es leider nicht, denn als man damals herausfand, dass es eine Formel für die Berechung eines perfekten Paares gibt, wurde das Gesetzt erlassen, das den Wissenschaftlern verbietet, jemandem sein Gegenstück zu nennen. Meiner Meinung nach ist es das bescheuerste Gesetzt aller Zeiten, denn es wurde bewiesen, dass Menschen, die ihr Gegenstück gefunden haben, weniger Straftaten begehen oder sonst irgendetwas Illegales tun. Man hätte so viele schlimme Dinge verhindern können, aber anstatt der Welt etwas Gutes zu tun, geben uns die Regierungen eine silberne Plakette, auf der unserer Erkennungsnummer eingraviert ist. Ab dem sechszehnten Geburtstag ist man verpflichtet diese Plakette immer bei sich zu tragen. Ich persönlich habe mich dafür entschieden meine Plakette an beiden Enden durch ein Lederband zu ziehen und um mein linkes Handgelenkt zu wickeln, jedoch eigentlich üblich ist es sie als Kette um den Hals zu tragen. Da ich aber sowieso nicht so bin wie die Anderen, mache ich es einfach auf meine Weise. Wieso ich anders bin? Weil ich nicht in einer völlig vernebelten Welt lebe, in der jeder seine große Liebe findet. Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass ich mein Gegenstück bei einer Weltbevölkerung von gut sieben Milliarden Menschen jemals finden werde. Bei meinem Glück, lebt mein Gegenstück irgendwo im Himalaya und hat nicht mal einen vernünftigen Internetanschluss. Außerdem habe ich keine Lust mein ganzes Leben meinen Partner zu suchen, das wäre wie ein Gleichung zu lösen, bei der man weiß, dass das Ergebis Null ist. Eigentlich denke ich gar nicht daran meine Seelenverwandten irgendwann zu finden, obwohl ich jeden Grund dazu hätte. Immerhin sind meine Eltern Gegenstücke und auch drei meiner fünf Brüder haben ihr Glück bereits gefunden. Meine Eltern haben sich damals auf der Arbeit kennengelernt und mein ältester Bruder Jason hat seine Seelenverwandte Monika in der Uni getroffen. Auch Jonathan, der zweitälteste, hat seine Seelenverwandte Erin in der Uni gefunden und der zwanzigjährige Josh hat sein Gegenstück, Lucy, auf einem Konzert vor knapp einem Monat kennengelernt. Sie war ihm gleich aufgefallen, hatte er gesagt, er musste sie einfach ansprechen. Joshs eineiiger Zwilling Jeremy und mein nächstälterer Bruder Jackson haben ihre Seelenverwandten noch nicht gefunden. Genauso wie ich, Jenna. Doch ich weiß, dass Jeremy nur sehnlichst darauf wartet sein Gegenstück zu finden. Jedesmal wenn er einen seiner Brüder so glücklich sieht, scheint es ihm das Herz zu zerreißen. Er sagt zwar nichts, aber ich weiß wie sehr er sich wünscht sein Gegenstück endlich zu finden. Jackson hingegen scheint die ganze Gegenstück-Geschichte relativ egal zu sein. Dann wäre da noch ich. Ich bin mit meinen siebzehn Jahren das Nesthäckchen der Familie und wie man offensichtlich sieht, stehe ich dieser ganzen Gegenstück-Geschichte ziemlich skeptisch gegenüber. Meiner Meinung nach ist die ganze Sache nicht gut durchdacht. Ich finde, man sollte angesichts der Wahrscheinlichkeit seinen Partner wirklich zu finden, einem nicht auf die Nase binden, dass das Leben so viel mehr verspricht, wenn man es nur mit seinem Seelenverwandten verbringt. Das ist genauso, als würde man einem Esel eine Karotte vor die Nase halten, nur damit er schneller läuft. Ich finde man sollte uns selbst entscheiden lassen, wen wir lieben und wen nicht, denn eine Beziehung oder gar eine Hochzeit, zwischen Nicht-Gegenstücken ist ebenfalls verboten.

"Leben wir nicht in einer kranken Welt?"

"Was haben sie gesagt, Ms Montgomery?", drängte sich die Stimme meiner Englischlehrerin Mrs Marten in meinen Kopf.

"Habe ich das gerade laut gesagt?", fragte ich etwas verwirrt und blickte zu meinen beiden besten Freundinnen. Leslie und Maya nickten mit besorgtem Blick.

"In der Tat. Was meinten sie damit?", fragte meine Lehrerin weiter.

"Nichts. Entschuldigen Sie bitte, Mrs Marten", entschuldigte ich mich und blickte auf die Tischplatte vor mir. Die Lehrerin fuhr mit ihrem Unterricht fort und ich hing weiter meinen Gedanken nach.

Als es endlich zur Pause klingelte, verließen meine Freundinnen und ich das Klassenzimmer und begaben uns zu unseren Schließfächern, die sich auf demselben Flur befanden.

"Was war denn eben los mit dir?", fragte Leslie, die sich spektisch im Spiegel, auf der Innenseite ihrer Schranktür, betrachtete.

"Ich war nicht ganz bei der Sache. Mehr nicht", entgegnete ich und legte meine Bücher in den Schrank.

"Das hast du in letzter Zeit öfter", brachte Maya sich ins Gespräch ein.

"Das stimmt doch gar nicht", verteidigte ich mich, aber eigentlich wusste ich, wie recht sie hatte.

"Und ob. Erst gestern in Chemie. Mr Lawson hat dich drei oder viermal aufgefordert an die Tafel zu kommen, bis du es bemerkt hast", kichterte Leslie.

"Das erinnert mich an die Zeit, als das mit Luke und mir noch ganz frisch war", meinte Maya verträumt. Luke ist ihr Seelenverwandter. Die beiden kannten sich seit der neunten Klasse, haben aber erst vor einigen Monaten herausgefunden, dass sie zusammengehören.

"Hast du uns etwa etwas verschwiegen?", fragte Leslie grinsend und wackelte mit ihren Augenbrauen.

"Nein! Ihr wisst beide, was ich von dem ganzen Mist halte", entgegnete ich.

"Pssst, du kassierst nur wieder Nachsitzen", zischte Maya und sah sich kurz um.

"Das ist mir egal", spach ich in normaler Lautstärke weiter. "Meinetwegen können alle wissen, dass ich das System für den größten Mist halte." Ich wartete kurz, bevor ich weiter sprach.

"Seht ihr. Nichts...", wollte ich gerade sagen, als hinter mir eine mir nur allzu bekannte Stimme rief:

"Montgomery! Behalten sie ihre Meinung nächstes Mal einfach für sich. Nachsitzen!" Ich drehte mich um und nur wenige Meter von mir entfernt stand mein Geometrielehrer. Mr Anderson hatte mich schon seit meinem ersten Jahr an der Highschool auf dem Kieker und irgendwie schaffte ich es jedes Jahr wieder, in seinem Kurs zu landen.

"Was haben wir dir gesagt?", kicherte Leslie und schloss ihre Spindtür. Auch ich machte meine, vielleicht etwas zu geräuschvoll, zu und begab mich den Flur entlang zu meiner nächsten Stunde.

Hallo meine ersten Leser :)

Ich bin neu bei Wattpad und würde mich freuen, wenn euch mein erstes Kapitel gefallen hat. Lasst es mich einfach in den Komentaren wissen :)

-N

They call it Destiny.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt