Kapitel 42: Der Moment als das Chaos begann

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, hätte mich nichts auf die beiden Schocks vorbereiten können, die das Leben für mich bereit hielt. Ich schob mir was zu essen in die Futterluke und zog mich an. Ich checkte mehrfach im Spiegel, ob ich präsentabel aussah, immerhin würde ich vor Götter treten, da musste ich natürlich entsprechend aussehen. Bevor ich das Zimmer verließ, warf ich einen letzten Blick auf die Überreste meines Schwertes und war erleichtert, dass uns ausnahmsweise mal keiner bedroht. Ich ging nach draußen und holte einmal tief Luft und genoß für ein paar Momente das Wetter bevor ich mich in Flammen auflöste und im Olymp wieder erschien. Mein Ziel war der Saal, in dem die Götter die meiste Zeit sind. Dort angekommen schlug ich drei mal gegen die Tür. "Herein!" Ich öffnete langsam das Tor und trat herein, während das Tor sich hinter mir schloß. "Prinz der Unterwelt. Was führt dich zu uns?", fragte Zeus. Ich blickte ihm direkt in die Augen. "Ich werde nicht lang um den heißen Brei herum reden. Mein Vater ist am Leben." Eine erdrückende Stille breitete sich aus. "Ich hatte diesem Idioten gesagt, er soll keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.", sagte Zeus empört. "Moment, ihr wusstet davon?", fragte ich entsetzt. Zeus Blick war wieder auf mich gerichtet. "Nico, ich-" "NEIN!", rief ich. "Es reicht! Mir wurden, aus Angst vor meiner Macht, Ketten angelegt, ich habe meinen Vater getötet und ihr habt ihn wieder zum Leben erweckt?!" "Nein, so war das nicht." "Dann erklärt es mir, Großvater!" So hatte ich ihn noch nie genannt. "Herkules hat deinen Vater damals besiegt und den Olymp gerettet. Deinen Vater verbannte ich daraufhin auf die Insel der Verlorenen und alles nahm wieder seinen normalen Lauf. Jedoch gelang es ihm irgendwie, vor seiner Verbannung, eine mächtige Illusion zu kreieren und beinah jeden in Auradon und auf der Insel mit rein zu ziehen. Nur zwei Leute konnten durch die Illusion blicken, Dr. Facilier und seine Tochter Celia, allerdings war es ihnen egal, dass alle anderen verzaubert waren. Die Illusion wurde allerdings mit der Zeit schwächer, da Hades nicht die Macht besaß sie aufrecht zu erhalten. Als du also zuletzt die Insel betratst, löste sie sich endgültig auf und alles, was sie erzeugte, verschwand einfach." "Und was genau war nur eine Illusion?" "Hades Aufenthalt in der Unterwelt, sein Tod, die Existenz von Hailey Demonica und-" Er hörte plötzlich auf zu reden. "Und?" Er antwortete nicht. Meine Augen glühten auf und mein Kopf ging in Flammen auf. "JETZT SAGT ES MIR SCHON!" "Das letzte Detail der Illusion ist...die Existenz von Herkules Tochter." Meine Augen wurden wieder normal und das Feuer auf meinem Kopf ging aus. Ich fühlte mich, als hätte man mir den Atem genommen. "Was...? Das...muss ein Witz sein..." "Ich wünschte es wäre nur ein Witz, Nico.", sagte Zeus mit sanfter Stimme. "Sie hat also nie existiert. Eine Fälschung, eine Lüge. Und ihr habt nie versucht es rückgängig zu machen..." "Wir glaubten eben nicht, dass-" "Dass was?! Euer Frieden oder eure Existenz oder Kontrolle bedroht ist?! Dass es euch nicht beeinträchtigt?! Dass ich nicht die erstbeste Chance nutzen würde meine Familie zu sehen?! Typisch für euch alle! Hauptsache ihr seit nicht bedroht, ist ja egal, was mit allen anderen ist, solange ihr nicht Teil des Problems seid. Ihr behauptet Götter zu sein, doch seid ihr nichts weiter als ein Haufen egoistischer, arroganter Ignoranten, die sich was auf ihre Titel einbilden!" "Nico-" "Mom! Sag nichts! Ich bin fertig mit euch allen!" Das Letzte was zu sehen war, waren die blauen Flammen in denen ich verschwand. Wieder in Auradon machte ich mich auf den Weg um Ben und Mal zu finden. Unterwegs konnte ich mich größtenteils beruhigen, doch eine Pause sollte nicht sein, denn gerade als ich sie fand, hörte ich die Stimme von Bens Dad. "Ich denke, wir alle wissen, warum wir hier sind." Er klang todernst, weshalb ich mich entschied mich an der Wand zu verstecken und zu hören, was Sache war. "Die Leute sind in Panik wegen Hades, er kam fast durch den Wall, mal abgesehen davon, dass er eigentlich tot sein müsste. Ich meine, Nico hat ihn getötet." Dann hörte ich die Stimme der guten Fee. "Wer weiß, was er getan hätte, wenn er geflohen wäre." "Wir können nicht riskieren, einen anderen Bösewicht auf freiem Fuß zu haben.", warf Biest ein. "Ich hab das Gefühl das ist alles meine Schuld.", sagte Mal. "Ich sollte Auradon beschützen." "Das hast du. Du hast Auradon beschützt.", antwortete Ben. "Jedesmal, wenn wir den Wall öffnen, sind wir offen für Gefahr. Maleficent, Uma, Hades.", sagte Biest. Diese Worte saßen tief bei mir. Eine kurze Stille trat ein, als Bens Handy plötzlich klingelte und er eine Nachricht bekam. Er sagte zunächst nichts, aber nachdem er sein Handy weg getan hatte, sprach er. "Maleficents Zepter und die Krone der Königin wurde gestohlen." Entsetzen erfüllte den Raum und sogar ich war etwas überrascht. "Uma.", begann Biest. "Das wissen wir nicht, Dad.", unterbrach ihn Ben. Dann ergriff Belle das Wort. "Wenn die Leute das erfahren, werden sie ihre Häuser nicht mehr verlassen wollen." Ich ballte meine Fäuste. *Wie zum Teufel konnte das passieren?!* *Ich hab keine Ahnung!* "Was sollen wir ihnen sagen? Mal? Was sollen wir tun? Wie halten wir das Böse aus Auradon fern?" "Ich denke es gibt nur einen Weg, um ihre Sicherheit zu garantieren. Und ich denke, es kann kein Ein- und Ausgehen mehr geben." *Sie meint doch nicht etwa-* "Ich denke wir müssen den Wall schließen. Für immer." *Ben, bitte sag was!* "Nein.", sagte Ben. "Mein Sohn-" "Nein." "Ben", rief Mal ihn. *Ich hab genug gehört!* Ich betrat den Raum. "Einen Teufel werdet ihr tun!" Alle drehten sich zu mir. "Nico. Wie lange-" "Lange genug, dass ich alles gehört habe, Biest!" Ich ging an der guten Fee, Biest und Belle vorbei und direkt zu Mal und Ben. Mal versuchte mich festzuhalten, aber ich ging einen Schritt zurück. "Fass mich nicht an! Weißt du wie viele Kinder auf dieser Insel sind, die alles dafür tun würden, um hier zu sein? Um diesen wundervollen Traum zu leben? Und du willst ihnen das alles einfach nehmen? Wer bist du und was hast du mit Mal gemacht?" "Hör zu, Nico. Ich weiß, dass du wütend bist, ich versteh das. Aber wir können nichts anderes tun. Hades ist wieder da und wir wissen nicht einmal wieso." "Ich schon." Erneut wurde es still. "Woher?", fragte Ben. "Ich war vorhin im Olymp und wollte Antworten haben. Zeus hat mir die ganze Geschichte erzählt. Hades hat kurz vor seiner Verbannung auf die Insel eine Illusion ausgelöst, die sich über die Insel und auch über Auradon gelegt hatte. Diese Illusion veränderte grundsätzlich nichts, außer drei Dinge. Dass Hades in der Unterwelt war, obwohl er in Wirklichkeit die ganze Zeit auf der Insel war. Außerdem war meine Schwester Hailey auch nur eine Illusion. Und die letzte Sache ist, dass die Existenz von Herkules Tochter auch nicht real war." Die letzte Aussage schockte alle. "Das würde ja bedeuten-" "Ja, Mal.", unterbrach ich sie. "Ich hab eine Beziehung mit einer Illusion gehabt. Laut Zeus wurde die Illusion immer schwächer und bei unserem letzten Besuch der Insel löste sie sich wohl vollständig auf und nahm alles von ihr erschaffene mit sich." Eine belastende Stille machte sich breit. Dann legte Mal ihre Hand an meinen Arm. "Hör zu. Ich will auch, dass die Kinder auf der Insel ein wunderbares Leben haben und ich will sie nicht so zurücklassen. Aber solange Leute wie Hades noch auf der Insel unterwegs sind, geht das nicht. Es tut mir wirklich leid, ich weiß wie sehr du die Insel liebst, aber es geht nicht anders." Ich atmete tief durch und sah Mal in die Augen. "Weißt du, was du tust?" Sie nickte. "Willst du es Jay, Carlos und Evie sagen oder soll ich das für dich tun?" "Ich sag es ihnen selbst, wenn ich dafür bereit bin." Ich nickte und nahm sie dann in den Arm. "Sieht so aus als müsste ich Hades dann nochmal die Lichter auspusten." Mal ließ mich los. "Denk nicht mal dran." "Ich weiß. Ich kann meine zweite Stufe seit der Sache mit dem gehörnten König nicht mehr nutzen und ich weiß nicht, ob ich Hades schlagen kann wenn wir beide keine Magie haben. Denn mit Magie hab ich erst recht keine Chance." Dann wandte ich mich Ben zu. "Sorry, Ben, aber das muss leider getan werden." Er nickte bloß. Ein erleichtertes seufzen ging von Biest aus. "Na dann ist es wohl geklärt. Wir schließen den Wall...für immer."

Prinz der Unterwelt // Descendants FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt