Kapitel 57: Reise zum kahlen Berg

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Wochenlang pushte Dad mich und Mal, damit wir die hohe Zahl an Magie lernten, die er für uns in petto hatte. Es war nicht immer einfach aber schlussendlich gelang es uns. Unsere Freunde übten ebenfalls mit ihren Kristallen und verbesserten ihre Fähigkeiten mit ihnen enorm. Das einzig bedrückende war, dass wir nur noch eine Woche bis zu Chernabogs Auferstehung hatten. Wir versammelten uns im Zimmer von Biest und Belle, da wir Biest erzählen wollten, wie wir weiter vorgehen würden. "Also, was tun wir jetzt?", fragte Biest, der Sekunden zuvor den Raum betrat. "Wir werden uns zum kahlen Berg begeben müssen, wenn wir Chernabog stoppen wollen.", sagte ich. "Das ist doch Wahnsinn.", sagte Biest leise. "Ihr würdet dort beinah zeitgleich mit dem Beginn seiner Auferstehung ankommen. Ihr hättet nicht viel Zeit." "Es mag Wahnsinn sein, Biest, es mag uns vielleicht unsere Kinder kosten, aber sie sind alle bereit ihr Leben für Auradon zu geben und gewillt zu kämpfen. Nimm ihnen nicht diese Entscheidung.", erklärte Dad. Ben setzte nach. "So wie ich die Sache sehe können wir hier bleiben und sterben oder wir kämpfen und haben eine Chance auf den Sieg, wenn auch klein, dennoch mit einer guten Chance auf Versagen und Tod." "Zusammengefasst,", begann Mal. "Wir sterben sowieso, ob wir hier bleiben oder kämpfen und dann verlieren. Kampf ist jedoch unsere einzige Chance auf Sieg." Dann ergriff Uma das Wort. "Wie ihr sehen könnt, eure Majestät, sind wir alle entschlossen." Biest sah durch die Runde. "Das gefällt mir nicht. Allerdings habt ihr recht. So schwer es mir fällt, ich lasse euch gehen. Aber um Gottes Willen, gebt Acht auf einander. Ich möchte keiner Beerdigung beiwohnen müssen." Nun sprach ich. "Die einzige Beerdigung die stattfinden wird, ist Chernabogs. Das ist ein Versprechen." "Ich nehme dich beim Wort, Nico. Und jetzt geht, macht euch bereit." Ohne einen weiteren Kommentar von irgendwem verließen wir den Raum und begaben uns in unsere Zimmer, um uns vorzubereiten. Es dauerte nicht lange und jeder war bereit zum Aufbrechen. Diejenigen von uns, die Motorräder besaßen, hatten diese dabei, um schneller vorwärts zu kommen. Der Rest verteilte sich auf die Motorräder als Beifahrer. Ohne viel Gerede setzten wir uns auf die Maschinen und wir wollten gerade los, als die Limousine wiederkam. Jay stieg allein aus. "Ihr fahrt nicht ohne mich.", sagte er nur und lief los, um sein Motorrad zu holen, mit welchem er ein paar Minuten später zurück kam. "Und? Wie war es ein paar Wochen lang auf der Insel zu sein?" "Abgesehen davon, dass wir die ganze Zeit daran denken mussten, dass uns der Tod bevor steht, eigentlich ganz super. Gil und ich haben viel rum gehangen." "Wie geht's den Kindern?", fragte ich. "Besser als erwartet. Du weißt ja wie Squeaky und Squirmy sind, Dizzy kann fast schon nirgends hin ohne Lady Tremaine an ihrer Seite und Celia hängt freiwillig die ganze Zeit in der Nähe ihres Dads rum, nicht, dass es ihn stört, ganz im Gegenteil. Ihnen geht's also soweit ganz gut." Ich seufzte erleichtert. "Das ist gut. Dann muss ich mir keine Sorgen machen. Können wir, Leute?" Alle nickten. Ich setzte meinen Helm auf und dann ging es auch schon los mit der Fahrt zum kahlen Berg. Die meiste Zeit lief es gleich ab. Wir fuhren eine gewisse Strecke, rasteten und ruhten uns aus, schliefen manchmal, sofern wir überhaupt müde waren und fuhren so früh wie möglich weiter. Ab und zu kam es schon mal dazu, dass Jemand während der Fahrt einschlief, Charles zum Beispiel hielt sich zwar noch immer gut fest, war allerdings längst am Schlafen. Damit auch ebenfalls die Fahrer Schlaf bekamen ohne anhalten zu müssen, wechselten wir einfach die Plätze, allerdings schlief ich nie. Ich konnte nicht. Natürlich gab es auch Zeitpunkte, als keiner in der Lage war zu fahren und alle todmüde waren. In solchen Fällen hielten wir dann für die Nacht an. Da es recht kalt war, hatte Dad ein Feuer erschaffen für die ganze Nacht, damit allen warm war. Ich saß gegen mein Motorrad gelehnt und blickte in den Sternenhimmel. "Warum schläfst du nicht?", fragte Mal. "Ich kann nicht. Auradon ist in schlimmerer Gefahr als jemals zuvor, Audrey wurde entführt und das Schicksal aller lastet auf uns." Ich sah sie an. "Und ich habe nicht vor meine Freunde, meine Familie und die Liebe meines Lebens draufgehen zu lassen." "Immerhin musst du nicht schlafen. Muss schön sein, wenn man ein Gott ist." "Nicht so toll wie du denkst." "Der Meinung bin ich auch.", meldete sich nun Dad. "Und das ist auch der Grund wieso wir besser als die anderen Götter sind. Wir bilden uns nämlich nichts darauf ein göttlich zu sein." "Gibt ja auch keinen legitimen Grund dazu.", antwortete ich. Ich richtete meinen Blick nordwestlich nach oben und hatte den kahlen Berg im Blick. "Bald sind wir an unserem Ziel. Dann holen wir Audrey zurück, vernichten Chernabog, ermöglichen Charles seine verdiente Rache und retten so die Welt." Dad und Mal sahen mir einige Zeit ins Gesicht. "Ich habe dich noch nie so entschlossen erlebt. Nicht seitdem...", begann Dad. "Seitdem ich die Illusion von dir erledigt habe?" Dad nickte. "Du kannst ruhig darüber reden, Dad. Ich bin darüber schon längst weg, es ist Vergangenheit und außerdem auch nicht deine Schuld, jedenfalls nicht ganz." Dad lächelte leicht. "Gut zu wissen. Aber trotzdem will ich, dass du weißt wie leid es mir tut." Ich nickte bestätigend. "Ihr zwei seid echt herzallerliebst.", kommentierte Mal. "Ich liebe euch beide." "Wir dich mehr.", sagten Dad und ich gleichzeitig. Am nächsten Morgen fuhren wir das letzte Stück zum kahlen Berg. Je näher wir kamen, umso toter wurde die Umgebung und umso mehr erhob sich der Berg vor uns. Die wenigen Bäume in der Nähe wurden immer abgestorbener und eine Kälte breitete sich aus. Der Himmel verdunkelte sich. Schlussendlich kamen wir in einem Dorf an - wohl eher ein Geisterdorf, denn hier war keine Menschenseele - durch das ein Fluss lief. Wir senkten unsere Geschwindigkeit, während wir durch das Dorf fuhren. Ich hatte die ganze Zeit ein mieses Gefühl bei der Sache. "Leute, dieser Ort jagt mir Gänsehaut ein.", sagte Mal, woraufhin Ben ihren Arm leicht drückte. "Dieser Ort ist-", begann ich. "gruselig?", warf Uma ein. "-bösartig. Ich wollte eigentlich bösartig sagen. Aber das auch." Ich war nervös und aufmerksam auf die kleinste Bewegung, bis ich die Hand von Dad auf meiner Schulter spürte. "Ganz locker, Nico. Ich weiß es ist nicht leicht, aber versuch ruhig zu bleiben." Ich atmete tief durch und beruhigte meinen Körper. "Du hast recht, Dad. Einfach ruhig bleiben." Er lächelte. Urplötzlich brachen Teile des Bodens auf und aus dem Boden sowie aus den Häusern kamen Geister geflogen. "Wer zum Teufel sind die?", fragte Uma. "Die Toten.", sagte ich während ich die Geister ansah. "Ihre Seelen um genau zu sein.", fügte ich hinzu. "Chernabog will uns eine kleine Geistershow bieten.", sagte Dad. "Typisch für meinen Vater. Heißt aber auch, dass er bald soweit ist.", sagte Charles. Plötzlich begann der Boden schneller und weiter vorwärts aufzubrechen. "Verdammt! Tretet drauf, der Boden macht Ernst!", rief ich und sofort traten alle aufs Gas und wir rasten davon, während hinter uns die Hölle aus dem Boden kam. Sobald wir allerdings auf dem Bergpfad waren, hörte es auf. Die Hölle allerdings war immer noch da. "Das war knapper als ich gehofft hatte.", sagte Ben erleichtert. "Immerhin wissen wir jetzt, dass Chernabog keine Spielchen mehr spielt. Fahren wir." Ohne ein weiteres Wort fuhren wir den Berg hinauf. Einige Minuten später kamen wir an der Spitze an, allerdings war dort nur eine riesige flache Fläche. Wir stiegen von unseren Maschinen ab und nahmen die Helme ab, welche wir sofort an die Griffe hingen. "Na, großartig. Eine ganze Menge gar nichts.", gab Uma genervt von sich. "Was sagt uns das?", fragte Mal sie. "Ein Barriere-Zauber.", antwortete Uma mit einem Schmunzeln. "Und wie ihr recht habt.", bestätigte ich. Ich ging ein paar Schritte vorwärts, mir ausgestrecktem Arm und kam bald an die Barriere. "Gefunden." Ich wandte mich zu den anderen um. "Es könnte kurz laut werden." Ich wandte mich wieder der Barriere zu, trat einen Schritt nach hinten, deckte meinen Unterarm in Feuer und holte aus. Ich hörte nur ein "Oh shit!" von Uma hinter mir, bevor ich gegen die Barriere schlug und sie in einer Flamme verpuffte. "Alles okay bei euch?" "Jep, alles bestens.", antwortete Ben lachend. Im gleichen Moment erstreckte sich ein kolossales Schloss vor uns und ich stand direkt vor der Tür. "Jap, das ist mein Zuhause.", sagte Charles, mehr enttäuscht als alles andere. Ich gab der Tür einen leichten Druck und schon öffnete sie sich. "Na dann los.", sagte ich vor mich hin, als ich das Schloss betrat und die anderen dicht hinter mir folgten.

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