Kampf um Arlagon

Prolog

„Junge Frau, soll ich Ihnen die Zukunft vorhersagen?", ruft plötzlich eine Wahrsagerin. Sie reißt Siena aus ihren eher trüben Gedanken.

„Ich habe kein Geld", sagt Siena entschuldigend.

„Du bist eine wichtige Persönlichkeit, von dir nehme ich kein Geld", antwortet die Alte.

„Ich und eine wichtige Persönlichkeit?", staunt Siena. „Ich doch nicht."

„Heute noch nicht. Aber du wirst es schon bald sein."

Siena ist, wie alle Werwölfe neugierig. Deshalb will sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und folgt der Frau in ein Zelt, das am Markplatz ein wenig hinter den Verkaufsständen versteckt ist. Drinnen ist es düster und Siena wird ein wenig mulmig zumute. Sie will sich aber nichts anmerken lassen und bleibt tapfer. Als ihr die Alte einen Platz am Boden anbietet, kauert sie sich im Schneidersitz hin und sitzt nun vor einer Feuerstelle. Die Wahrsagerin begibt sich auf die gegenüberliegende Seite.

Mit wachen Sinnen verfolgt Siena, was die Frau tut. Sie gibt ein einzelnes Holzscheit in die Feuerstelle, schüttet eine klare Flüssigkeit drüber und schon lodert ein kleines Feuer. Wie durch Zauberhand hat sich das Feuer entfacht, ohne Zutun der Frau. Siena war beeindruckt. War das ein Trick oder Zauberei?

„Du wirst schon bald Verantwortung übernehmen müssen, das spüre ich", sagt die Frau.

„Du wist einen langen Kampf führen, der dich viel Kraft kostet. Sehr viel Kraft sogar. Hüte dich vor falschen Freunden und achte darauf, wem du traust. Die Verräter sitzen mit dir am Tisch", fährt sie fort.

„Was für einen Kampf muss ich denn führen?", bohrt Siena nach. Sie hat keinen Schimmer, was die Frau meinen könnte.

„Die Verantwortung für viele Menschen und Werwölfe wird auf deinen Schultern lasten. Du tust es für sie. Vergiss das nie!"

„Auch für Menschen?"

„Ja, auch für Menschen."

„Aber worum geht es? Gegen wen muss ich kämpfen?"

„Das kann ich dir nicht sagen."

„Werde ich es schaffen? Werde ich als Siegerin aus diesem Kampf hervorgehen?"

„Du musst dich auf deine Kraft und deine Stärke verlassen und du brauchst die Hilfe dreiner Freunde. Nur so kannst du den Kampf zu einem positiven Abschluss bringen."

„Aber werde ich es am Ende schaffen?"

„Das steht noch nicht fest. Alles hängt von deinen Entscheidungen ab."

Siena ist aufgewühlt. Sie glaubt an übernatürliche Kräfte und sie glaubt an Weissagungen. Aber mit diesen wenigen Anhaltspunkten konnte sie wirklich nicht viel anfangen.

„Was kannst du mir sonst noch sagen?"

„Im Augenblick nichts. Die Zukunft verändert sich ständig."

„Aber das, was du mir gesagt hast, ist etwas wenig."

„Mehr kann ich dir nicht bieten. Denk aber an meine Worte!"