Ausgelaugt schreite ich von Tisch zu Tisch. Manche Gäste lächeln ein freundlich an, andere sehen deprimierter drein, wie an grässlichen Regentagen. Ich versuche mir noch ein halbwegs glaubhaftes Lächeln abzuringen, was mir nur schlecht gelingt. Die Abendschichten machen mich noch fertig.
In den nächsten zwei Stunden mache ich nichts anderes, als von Tisch zu Tisch zu gehen und Bestellungen aufzunehmen, oder die Tische abzuräumen. Meine Beine und Arme schmerzen, als ich endlich die Schürze ablege und nach Hause gehen kann.
Doch anstatt entspannen zu können, muss ich mich erst einmal durch eine Party schlängeln. Ich hätte niemals mit Til zusammenziehen sollen. Es vergeht keine Woche, wo in unserer Wohnung nicht mindestens eine Party stattfindet. Es ist mir ein Rätsel, woher er diese ganzen Leute kennt.
Endlich in meinem Zimmer ankommen, lasse ich mich erschöpft aufs Bett fallen. Die Musik vom Wohnzimmer dröhnt gedämpft in meine Ohren. Ich schließe die Augen, aber der Bass hält mich wach. Da ich nicht schlafen kann, wegen der Menschenmasse in meiner Wohnung, ziehe ich mich um und lerne noch ein wenig für die Uni.
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Der Gestank von abgestandenem Bier, Rauch und Wodka betäubt meine Nase. Müde kämpfe ich mich durch die Alkoholflaschen, Essensreste, Klamotten und Müllberge zum Bad. Wenigstens befinden sich nur die Sachen und nicht auch noch die Besitzer hier.
Nach einer langen warmen Dusche geht es mir schon gleich viel Besser. Anschließend genehmige ich mir einen Kaffee. Til schläft natürlich immer noch. Als ich in sein Zimmer gehe, liegt ein fremder Mann in seinem Bett. Til liegt auf dem Boden. Beide nur sehr leicht bekleidet.
Seufzend schüttle ich seinen leblosen Körper. Er stöhnt genervt. Nach einer Viertelstunde gelingt es mir ihn unter die Dusche zu zerren und ihm einen starken Kaffee einzuflößen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich wäre seine Mutter. Er verhält sich nämlich sehr oft wie ein Kleinkind.
Seine nächtliche Eroberung macht sich still und leise aus dem Staub, während ich Til beim Anziehen helfe. "Lass mal heute schwänzen." Augenverdrehend knöpfe ich seine Hose zu. "Nein. Vielleicht feierst du mal nicht unter der Woche, dann wärst du fitter." Lustlos lässt er sich zurück auf sein Bett fallen. "Jaja, Mutti. Vielleicht feierst du mal mit, dann wärst du besser drauf."
Wortlos verlasse ich sein Zimmer. Zuerst setze ich Til ab, dann mach ich mich auf den Weg in meinen ersten Kurs heute. Doch meine Konzentration lässt leider zu wünschen übrig. Neben mir sitzt ein Typ, der mich die ganze Zeit über anstarrt, was mich allmählich nervt.
Professor Schneiders Worte notiere ich mir, erfasse aber nicht den Sinn seines Vortrags. Ich will gerade das Gebäude verlassen, um mir etwas zum "frühstücken" zu holen, da hält mich jemand am Arm fest. Genervt drehe ich mir zu derjenigen Person um. Es ist der Typ aus der Vorlesung.
"Hey." Verwirrt sehe ich ihn an. "Ich bin Sebastian. Und du?" Schulterzuckend nenne ich ihm meinen Namen. "Lion, schöner Name. Wo willst du hin?" Langsam fühle ich mich wie in einem Verhör. "Essen", mehr sage ich nicht. "Cool, ich gebe dir einen aus." Mit diesen Worten zieht er mich am Arm aus dem Gebäude.
Immer noch verwirrt folge ich ihm. Er führt mich in ein abgelegenes Café. Die ganze Zeit über lächelt er mich unmissverständlich an, was mich ein wenig nervös macht. "Wo warst du gestern. Ich habe dich gar nicht gesehen und du wohnst doch da, oder nicht?" In meinem Kopf bildet sich ein riesiges Fragezeichen.
"Was?" Sebastian lacht. "Auf der Party." Immer noch stehe ich auf dem Schlauch. "Til meinte, du würdest kommen." Jetzt ergibt es Sinn. "Til, also." Erneut muss mein Gegenüber lachen. "Ja, der. Er wollte dich mir mal vorstellen, aber wirklich verlässlich ist dieser Typ ja nicht." In Windeseile esse ich mein belegtes Brötchen.
Sebastian begleitet mich noch bis hin zu meinem nächsten Seminar. Bevor ich verschwinden kann, drückt er mir seine Nummer in die Hand mit den Worten: "Ruf mich an, Shawty." Lieber Gott, wen hat Til da schon wieder für mich klar gemacht? Kopfschüttelnd stecke ich die Nummer ein und gehe ins Seminar.
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I am his.
RomanceFortsetzung von 'He is mine'. Jung, schwul und ein beschädigtes Herz. Lion ist zweiundzwanzig Jahre alt und versucht sein Leben wieder zu ordnen, doch als er langsam über Thomas hinwegkommt, begegnet er ihm wieder... (boyxboy) Folgender Teil: You a...