Kapitel 2

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Malte erzählt mir ausgiebig von Berlin und seiner Uni. Wie schon so oft wünsche ich, er würde auf dieselbe Uni wie ich gehen. Aber ich gönne ihm auch sein Glück. Zusammen mit Jana auf einer guten Uni in Berlin zu studieren.

Jana ist momentan bei einer Freundin, wie Malte mir berichtet. Wir quatschen noch eine Stunde lang über Gott und die Welt, dann muss Malte los. Auch ich mache mich fertig für die Arbeit.

Das Restaurant ist total überfüllt, wie jeden Freitag. Es erscheint mit fast so, als wäre Freitag acht Uhr abends die einzige Zeit zum Essengehen für die gesamte Menschheit. In Windeseile schlendere ich von Tisch zu Tisch.

Gabi, eine Kollegin von mir, sieht mich mitleidig an, als ich erschöpft meine Pause mache. Mal wieder hält sie mir ihre Zigarettenschachtel entgehen und mal wieder lehne ich ab. Sie hat es gut, sie kann meistens am Tresen der Bar stehen bleiben.

"Hast du's schon gehört?", fragt sie nach einer Weile. Kopfschüttelnd nehme ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche. "Nein. Was denn?" Sie zieht noch einmal an ihrer Zigarette, bevor sie antwortet. "Es soll ein neuer Koch hier anfangen. Und nach Gerüchten zu urteilen, sieht der wirklich gut aus." Automatisch sehe ich Thomas' Gesicht vor meiner inneren Auge.

Wütend schüttle ich den Kopf. Man dieser Penner soll sich aus meinen Erinnerungen verpissen! Ich sollte nicht Restaurantbisness arbeiten, wenn ich nie mehr an ihn denken will. "Na, da hast du dann ja jemanden, den du aufreißen kannst", versuche ich meine Anspannung zu überspielen. Für diesen Spruch ernte ich einen hieb auf den Oberarm.

"Wer weis, hinterher schnappst du ihn mir noch weg." Verlegen reibe ich mir den Nacken. "Ne, lass mal. Ältere sind nicht so mein Ding. Der Satz löst in mir mehr Empörung aus, als in Gabis Gesicht. " Dir ist klar, dass der auch erst so um die Ende zwanzig Anfang Dreißig sein kann." Abrupt wechsel ich das Thema.

Nach der Pause geht es weiter mit dem herumgerenne, dem freundlichen Lächeln, den netten Floskeln und den Schimpftirade unzufriedener Gäste, sowie die Lobpreisungen der zufriedenen Gäste. Ich gebe mir währenddessen aller größte Mühe mir diesen mysteriösen Koch aus dem Kopf zu schlagen. Ich rede mir ein, dass es Thomas auf keinen Fall sein kann, da das Lokal in dem er arbeitet momentan sehr gut läuft.

Am liebsten würde ich mich Ohrfeigen für die kleine Hoffnung in mir. Shit. Vier Jahre!

Zu Hause begebe ich mich sofort in mein Zimmer. Ich ignoriere Tils Rufen. Hektisch krame ich Sebastian Nummer heraus. Es klingelt nur einmal, bis er rangeht.

"Sebastian, hallo?" Ich atme einmal tief durch. "Hey. Hier ist Lion." Ein fröhliches "Aha" ertönt auf der anderen Seite. "Schön, dass du dich meldest. Hast du morgen Zeit?" Zufrieden lasse ich mich auf mein Bett fallen. "Ja, klar."

"Gut. Ich könnte dich zum Mittagessen ausführen, oder Abendessen?" Einen Moment lang überlege ich, worauf ich mehr Lust habe. "Mittagessen klingt gut." Abendessen wäre ein wenig zu romantisch, denn ich weiß noch nicht, wie sehr ich Sebastian mag. Aber er wirkt sehr offen und nett.

Den Abend verbringe ich mit Til, welcher gekocht hat. Sein Gequassel lenkt mich beinahe erfolgreich von dem heutigen Rückfall ab. Wie schön wäre es doch, wenn man seine Gedanken kontrollieren könnte.

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