Kapitel 21

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Die Bäume am Straßenrand scheinen in einander zu verschwimmen. Als würden sie eine dichte Wand darstellen, die die Landschaft dahinter vor den Motoren schützt. Verträumt betrachte ich die Wand aus Bäumen. Sebastian fährt. Er hat sich den Wagen seiner Eltern geliehen, damit wir nicht mit dem Bus hier her eiern müssen.

Es läuft "I'm still here" von Sia I'm Radio, wozu Sebastian fröhlich mitsummt. Seine Laune hebt sich von Kilometer zu Kilometer. Er freut sich sehr auf meine Mutter. Im Gegensatz zu ihm habe ich ein wenig Angst. Ich kneife mir ins Bein. Es wird alles gut. Wir werden ein schönes Wochenende bei meiner Mutter haben und die Zeit genießen.

Meine Mutter steht schon in der Tür, als wir ankommen. "Ist sie das?", fragt Sebastian lächelnd. Ich nicke. Schnell parkt er den Wagen und steigt aus. Mama begrüßt zuerst mich mit einer innigen Umarmung, dann Sebastian. Sie hat extra Kuchen gebacken.

Hungrig, wie ein Wolf, verschlinge ich den leckeren Kuchen meiner Mutter. "Also das ist Sebastian. Es ist wirklich schön dich mal kennen zu lernen." Sebastian lächelt. Er wirkt ein wenig schüchtern in der Gegenwart meiner Mutter. "Find ich auch. Also es ist auch schön sie mal kennen zu lernen, Frau Hoffman." Sie winkt ab. "Gott bitte, nenn' mich Mona.

Ich führe ihn hoch in mein Zimmer, um die Sachen dort abzustellen, solange meine Mutter das Geschirr abspült. Interessiert sieht er sich in meinem Zimmer um." Voll schön. " Er bleibt bei meinem Bücherregal hängen. Es ist ein unordentliches Möbelstück, vollgestopft mit Büchern, Zeitschriften, Zeichnungen und Krimskrams. "Interessant." Beinahe muss ich lachen, worauf er mir ein freches Grinsen schenkt.

Nachmittags zeigt Mama ihm stolz ihre Anpflanzungen im Garten. Brav bestaunt er alles und hört ihr gebannt zu. Als wir mal kurz allein sind, erzähle ich ihm von meinen Vermutungen bezüglich unseres Nachbarn, was ihn sehr amüsiert. "Du kannst ja irgendwann mal etwas für die beiden arrangieren."

Ich boxe ihn in den Oberarm, leicht, sodass es ihm nicht all zu sehr wehtut. "Nein. Ich bin ein ganz schlechter Verkuppler. Das muss sie schon selbst hinkriegen, Morrübe für Morrübe."

Zum Abendessen gibt es Auflauf. Sebastian unterhält sich das ganze Essen lang mit meiner Mutter. Allmählich scheint er aufzugehen. Die beiden machen sogar witzige Sprüche miteinander und albern herum. Es ist schön, wie sehr sich die beiden verstehen.

Ein Lächeln auf meinen Lippen, Sebastian vergnügt mit meiner Mutter am diskutieren. Das hier ist perfekt. Ich brauche ihn nicht. Das, was ich habe ist so viel besser, wie nch tausend Nächte mit ihm. Oder nicht? Gut erzogen wie wir sind, helfen wir meiner Mutter beim Abwasch.

Es ist ein wenig seltsam Sebastian in meinem Bett zu sehen. In diesem Zimmer. Still lege ich mich dazu. Er streicht mir behutsam über den Kopf. "Deine Mutter ist wirklich nett. Eine aufgeweckte Frau." Abwesend beginne ich kleine Kreise auf seiner nackten Brust zu malen. "Ja."

"Was genau ist eigentlich mit deinem Vater. Deine Mutter meinte, du würdest dich nicht so gut mit ihm verstehen." Meine Adern gefrieren. Das Zimmer versinkt einen Moment lang in Stille. Dann reiße ich mich zusammen. "Er... Wir kommen eben nicht so gut miteinander klar."

Das mit meinem Vater zu erklären ist nicht so leicht, außerdem möchte ich gar nicht, dass Sebastian das alles weiß. "Gibt es dafür einen bestimmten Grund?" Merkt er nicht, wie ungern ich darüber rede? "Nein. Doch. Es ist kompliziert." Zum Glück gibt er sich damit zu Frieden und hakt nicht weiter nach.

Umklammernd wie ein Äffchen liege ich an ihn gekuschelt. Er schlafend, ich wach. Meine Augen öffnen sich ständig wie von allein. Die Störenfriede meiner Gedanken wechseln sich ab. Mal ist es die Sache mit meinem Vater, mal Er, dann wieder meine Mutter und der Nachbar, zu guter letzt Sebastians Fragerei. Ein wildes Spektakel in meinem Kopf.

Doch irgendwann schaffe ich es doch, das alles auszublenden und meine Augen zu schließen. Sebastians Atem geht gleichmäßig. Ich orientiere mich an seinem Rhythmus und schlafe ein.

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