Kapitel 30

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Der Geruch von Bratkartoffeln hängt im ganzen Haus. Zufrieden lasse ich mich auf die Couch fallen, während Thomas in der Küche herumhantiert. Die Szene von gerade hängt noch ein wenig nach. Thomas betritt das Wohnzimmer, bewaffnet mit einem Glas Wasser, welches ich dankend annehme.

Er macht es sich neben mir bequem und nimmt mich dabei halb in den Arm. Geborgenheit breitet sich sogleich in mir aus. In seinen Armen schließe ich die Augen. Nichts arbeitet in meinen Gedanken. Nur er und ich auf der Couch, sonst nichts.

Es ist so surreal mit ihm in diesem Moment auf der Couch zu liegen. Wenn nur eine Sache anders gekommen wäre, würde ich jetzt wahrscheinlich an meinem Schreibtisch sitzen, lernen und nebenbei mit Sebastian schreiben. Oder ich würde auf dieser Couch warten, bis Thomas nach Hause kommt von einem Besuch bei seiner Tochter, dessen Stiefvater ich seit vier Jahren wäre.

Doch jetzt sind wir hier. Auf der Couch. So vertraut, wie früher und doch noch fremd. Ob er sich in den letzten vier Jahren verändert hat, was mir eben noch nicht aufgefallen ist? Oder habe ich mich stark verändert, was ihm schon aufgefallen ist?

Ich schiebe diese Gedanken zu Seite und schmiege mich noch näher an ihn. Er duftet unbeschreiblich gut. "Lion?" Kopfnicken meinerseits. "Ich will dich nie mehr verlieren." Schmunzelnd richte ich mich auf. "Du hast mich nie verloren, sondern weggestoßen." Bei diesen Worten tritt Reue in seine Augen. Meine Lippen landen sanft auf seinen. "Aber diesmal hast Du keine Chance. Ich bleibe", flüstere ich in seine Ohren. Er lächelt.

Zum Abend hin begibt sich Thomas in die Küche, um uns etwas zu essen zu machen. Schon nach ein paar Minuten riecht es herrlich nach Ei und Speck. Bevor das Essen fertig ist, schlendere ich ins Bad, um mich frisch zu machen. Als ich in diesem kleinen Raum stehe, eine Tür weiter von seinem Schlafzimmer, fällt mir auf, wie selten ich hier drin war.

Meistens musste ich mich zu Hause duschen, weil Thomas nicht erwischt werden wollte. Es ist nicht besonders groß, aber geräumig. Über dem Waschbecken hängt ein Spiegelschrank, indem mein müdes, vom Tag geschafftes Gesicht zu sehen ist. Neugierig öffne ich den kleinen Schrank.

Im Innern reihen sich Perfums, Aftershaves und Cremes auf. Alles für einen gepflegten Mann. Staunend öffne Ich eine Dose nach der anderen, um daran zu riechen. Zehn Minuten später weiß ich, welches Parfüm er am häufigsten nutzt. Sein spezieller Eigengeruch, den ich so liebe.

Ich vergesse ganz die Zeit und erschrecke mich beinahe zu Tode, als Thomas plötzlich in der Tür steht. "Kannst gerne etwas davon verwenden, wenn du willst", bietet er mir schmunzelnd an. Erstarrt sehe ich ihn an. Unsicherheit ergreift meine Sinne. Anschließend halte ich ein Fläschchen hoch, dessen Verwendung ich nicht erahnen kann.

"Wozu brauchst du all das Zeug?" Die Worte sind gesagt, bevor ich sie stoppen kann. Er kommt näher. "Für eine gute Pflege meiner selbst." Er nimmt mir das Fläschchen aus der Hand. Anschließend zieht er mein Shirt ein wenig herunter, sodass mein Hals gut zum Vorschein kommt. "Hattest du eigentlich mal etwas mit anderen in den letzten vier Jahren?", wechsel ich das Thema. Er macht sich ein wenig von dem Zeug aus dem Fläschchen auf die Fingerspitzen und verteilt es dann in meiner Halsbeuge.

Snaft streichen seine Finger über meine Haut. Wärme durchzieht meinen Körper. "Nichts ernstes." Wieder macht er sich etwas auf die Finger und verteilt das Zeug anschließend auf der anderen Seite in meiner Halsbeuge. "Du? Also, außer dieser Sebastian, richtig?" Er stellt das Fläschchen zurück in den Schrank. "Nein. Naja, außer Marcell. Er war der erste gescheiterte Versuch, eine ernsthafte Beziehung hinzubekommen."

Unweigerlich muss er grinsen, wofür er gegen den Oberarm geboxt wird. "Das sollte dich nicht amüsieren!" Er kommt noch etwas näher. "Spiel nicht wütend, wenn du eigentlich lachen willst." Den letzten Abstand zwischen uns überbrückt, küsst er mich. Innig und sanft. Als er sich gerade von mir lösen will, ziehe ich ihn am Kragen zu mir herunter. Gierig fahre ich mit der Zunge über seine Lippen. Er gewährt mir den Einlass.

Sein Atem kitzelt meinen Nacken, während ich mich an seinem Hals zu schaffen mache. Er hält sich an mir fest. "Lion, das Essen wartet", presst er zwischen seinen schweren Atemzügen hervor. Gegen meinen Willen lasse ich von ihm ab. Er geht voran in die Küche. Ich will mehr, so viel mehr von seiner Nähe. Körperlich, wie emotional.

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