Gespannt warte ich mit dem restlichen Personal auf unseren Chef, der uns den neuen Chefkoch vorstellen wird. Nervös reibe ich meine Hände an meiner Jeans trocken. Immer wieder rede ich mir ein, dass es praktisch unmöglich ist, Thomas hier zu Gesicht zu bekommen.
Nach einer halben Stunde kommt Herr Schöllner mit dem neuen Chefkoch im Schlepptau. Er stellt ihm dem Personal gebührend vor. Meine Hände schwitzen noch mehr wie zuvor. Ich bin in einer Eisstarre gefangen. Vor mir steht mein Vorgesetzter und neben ihm Thomas.
Natürlich muss mich das Schicksal bestrafen, indem es Thomas wieder in mein Leben bringt. Selbstsicher sieht er sich jeden einzelnen an, während Schöllner ihn vorstellt. Als er bei mir ankommt, erstarrt sein Blick genauso wie meiner. Von da an, sieht er nur noch verlegen drein.
Nach der Besprechung bin ich wie gerädert. Gabi quasselt mich mit ihren Plänen für den Abend voll. Und fragt mich ein Dutzend Mal, wie gut doch Thomas aussieht. Erleichtert trete ich nach einer weiteren halben Stunde aus dem Restaurant.
Während ich aufs Taxi warte, zünde ich mir eine Zigarette an, um wieder runter zu kommen. "Seit wann rauchst du?" Erschrocken drehe ich mich um. Vor mir steht Thomas. Er sieht skeptisch auf meine Zigarette. "Was machst du hier?", stelle ich die Gegenfrage.
"Ich arbeite ab heute hier." Augenverdrehend nehme ich noch einen Zug. "Das meinte ich nicht. Ich habe gefragt, was dir hier machst. Hier, bei mir. Geh nach Hause, Thomas." Sein Blick wandert schuldbewusst zu Boden. "Es ist schön dich wieder zu sehen, Lion." Schnaubend drehe ich mich weg. Das ertrage ich gerade einfach nicht.
"Du studierst, richtig?" Seine sanfte Stimme lässt mich zittern. Was hatte ich vor wenigen Jahren dafür gegeben diese Stimme jeden Tag zu hören. Jetzt will ich einfach nur, dass er geht. Ich brauche ihn nicht mehr. Ich will ihn nicht mehr. "Geh nach Hause, Thomas."
"Es tut mir leid, Lion." Als ich mich umdrehe, ist Thomas weg. Einzeln bahnen sich Tränen einen Weg meine Wangen hinab. Ich nehme noch einen Zug von der Zigarette, bevor ich sie auf den Boden fallen lasse. Weinend warte ich bis die Zigarette auf dem nassen Boden erlischt.
Zur Abwechslung ist es mausestill als ich nach Hause komme. Til ist entweder nicht da, oder schläft. Ich gehe direkt in mein Zimmer, schließe mich ein und mache nichts. Ich stehe wie angewurzelt vor meiner Zimmertür. Zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Zwanzig. Nach einer halben Stunde holt mich das Klingeln meines Telefons aus meiner Trance. Malte. Schnell drücke ich ihn weg.
Verzweifelt lasse ich mich auf den Boden fallen. Wie soll ich das hinbekommen? Wie? Verdammt, wie zur Hölle soll ich es durchstehen, ihn mehrmals die Woche zu sehen? Warum? Was zum Teufel habe ich getan, dass mich das Leben so bestraft? Ich muss in meinem früheren Leben ein Mörder gewesen sein.
Meine Gedanken verselbstständigen sich. Ich kann es nicht kontrollieren, mir nicht über ihn den Kopf zu zerbrechen. Wieso er wohl seine Stelle gewechselt hat? Was da wohl passiert ist? Wie ein Wahnsinniger rapple ich mich auf, fahre meinen Laptop hoch und schaue, ob sein voriges Restaurant geschlossen wurde. Fehlanzeige. Dem Restaurant geht es nach der Internetanzeige sehr gut.
Die Frage klärt sich allerdings, als ich auf die Angestelltenpinnwand gehe. Ich habe mir damals nie Gedanken über seinen Beruf gemacht. Ich wusste, dass er Koch ist und das hat mir gereicht. Aber ich wusste nicht, dass er dort nicht als Chefkoch angestellt war. Er hat sich also verbessert. Ich komme mir vor wie ein Privatdetektiv, obwohl ich nur herausgefunden habe, was ich hätte wissen können oder sollen.
Erschöpft krame ich eine bequeme Boxershorts und ein langes Schlabbershirt aus meinem Schrank. Den restlichen Abend lasse ich mich von Netflix berieseln, bis ich endlich einschlafe.
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I am his.
RomanceFortsetzung von 'He is mine'. Jung, schwul und ein beschädigtes Herz. Lion ist zweiundzwanzig Jahre alt und versucht sein Leben wieder zu ordnen, doch als er langsam über Thomas hinwegkommt, begegnet er ihm wieder... (boyxboy) Folgender Teil: You a...