Kapitel 37

1K 31 10
                                    

Die letzten Klausuren liefen ganz gut. Erschöpft verlasse ich den Hörsaal. Hoffe auf eine recht gute Zensur. Die Gänge sind überfüllt, wie gewohnt. Hastig schlängle ich mich durch die Menschenmassen. Darauf bedacht niemanden anzurempeln. Ich steuere auf den Ausgang zu und geradewegs auf Sebastian.

Lässig lehnt er am Rahmen der riesigen Flügeltür. Er sieht mich an. Ich sehe ihn an. Unsere Blicke halten uns gefangen. Es ist, als würden mich seine glitzernden Augen durchbohren, als dringen sie in mich ein auf der Suche nach Erwiderung. Die Spannung zwischen uns dehnt sich immer mehr aus. Es ist kaum auszuhalten.

Eine unglaubliche Barriere zieht sich um uns und schirmt uns von den anderen ab. Seine funkelnden Augen sind gefüllt voll von bedauernder Begierde. Er zerreißt mich mit seiner Wutlosigkeit. Seelenruhig lehnt er am Rahmen. Macht keinen Mucks. Meine Beine tragen mich dem Ausgang näher und somit auf ihm. Ich zähle die Sekunden bis wir uns für einen Moment gegenüberstehen.

Worte sind unwichtig. Er fokussiert mich mit seinem Blick. Hält mich an, für eine kurze Zeit. Seine Augen sagen: bleib hier! Geh nicht an mir vorbei. Dieses Kapitel ist noch nicht vorbei. Mein Herz klopft schwer gegen den Brustkorb. Ich bereue das Wie aber das Kapitel ist gelesen. Einmal geblinzelt, öffne ich die gewichtige Glastür und trete nach draußen.

Erleichtert atme ich die frische Luft ein. Zielstrebig führe ich meinen Weg zu Thomas' Wagen fort. Er strahlt. "Hey." Seine weiche Stimme hüllt mich ein beruhigendes Vakuum. "Hello." Meine Lippen kribbeln, als sie auf seine warmen Wangen treffen.

Thomas steigt ins Auto. Ich tue es ihm gleich. Doch bevor, die Tür aufgeht, blicke ich noch einmal zurück. Sebastian steht an der großen Steintreppe. Er beobachtet uns eindringlich. Er will mich zu sich ziehen, doch nichts von ihm zieht mich an. Zum ersten Mal, weiß ich genau, wohin ich gehöre. Ich schenke ihm ein bedauerndes Lächeln, dann schließe ich die Tür.

Thomas startet den Wagen. Wir fahren davon. Leise Musik ertönt aus dem Radio. Die Häuser ziehen vorbei. Nur die Musik zwischen uns. Ein einvernehmliches Schweigen. Im Rückspiegel laut hupende Autos, die gehetzte Welt, doch bei uns beiden ist alles ruhig.

"Hat sie es ihm eigentlich jetzt gesagt?" Meine Stimme schneidet ein unaufdringliches Loch durch die angenehme Stille." Thomas lächelt. "Spätestens beim Windelwechseln erfährt er es." Wir lachen. So ist es gut, so kann es für immer bleiben.

-----------------------------------------

Weitere Geschichten:

If you come back... My artwork.
My frame Our Lover. Beautiful affair. Guardian Angel.

Geschichten, die ich empfehlen kann (von anderen Autoren):

I don't understand you-JustAShape Joyeux Noel-Tanqueray
Summer Love Affair-Tanqueray
Einn Sommer in Versailles -ChibiShounen

I am his. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt