Sebastian starrt mich fassungslos an. Ich habe ihm alles gesagt. All meine Fehler, Gefühle und Ängste gestanden. Er kennt nun die Wahrheit und es gefällt ihm nicht. Es ist gespenstisch still. So leise, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören kann, und beinahe dem seinen.
Er holt lautstark tief Luft. "Dein scheiß Ernst?", faucht er wutentbrannt. Auch wenn ich damit gerechnet habe überrascht es mich. Automatisch halte ich mich an der Couch fest. "Du hast mich die ganze Zeit verarscht!" Seine Stimme wird höher und lauter. Beinahe schrill. Die Augen gefüllt mit Tränen steht er auf, um hektisch durch den Raum zu laufen.
"Ich war der Lückenbüßer. Das Ersatzteil." Schuldbewusst sacke ich in mir zusammen. Ja, er war nur der gescheiterte Versuch meine Gefühle zu vergessen. Eine Ablenkung von dem, was ich will. "Hast du mit ihm gefickt, während wir zusammen waren?" Den Teil hatte ich ausgelassen, in der Hoffnung er würde nicht danach fragen. Leider tut er es doch.
"Ja. Habe ich. " Ich flüstere die Worte in seine Richtung. Stille. Die große Ruhe vor dem Sturm. Angespannt warte ich auf seinen Ausbruch. Doch er bleibt still. Kein Wort verlässt seine Lippen. Geschockt schaut er an mir vorbei an die Wand. Er setzt sich auf einen Stuhl. Durchatmen.
"Ich war dir die ganze Zeit scheiß egal." Ich will protestieren. Ihm sagen, dass es nicht so war. Dass ich an ihn gedacht habe. Aber dem ist bedauerlicherweise nicht so. Die bittere Wahrheit schwebt zwischen uns, macht die Luft stickig und atmen schwer.
"Du bist so ein Arschloch." Ich stehe auf, um zu ihm zu gehen, aber er bedeutet mir fort zu bleiben. "Ich hoffe, du kannst gut schlafen." Die Verbitterung ist nicht zu überhören. Was soll ich dagegensetzen, um ihn zu beruhigen. Es gibt nichts.
"Du hast recht", gestehe ich schließlich. Er richtet sich etwas auf. "Gott, ich war ein Arsch. Und was für einer. Sebastian, es tut mir so leid, auch wenn du mir das nicht glaubst." Erneut kommt ein Schwall Tränen. Auch diese wische ich weg. "Nein, ich glaube dir nicht. Kein Wort." Seine Stimme klingt gefährlich ruhig. In Gedanken bereite ich mich schon auf einen nächsten Ausbruch vor.
Egal, was und wie viel er mir an den Kopf werfen wird, ich bleibe hier und höre es mir an. Ich hab's verdient. "Es gibt nichts, was ich tun kann, um das wider gut zu machen. Ich bin so egoistisch gewesen. Habe nur an mich gedacht und dich ausgeblendet. Und das Schlimmste: nachdem ich dir das angetan habe, habe ich dir ins Gesicht gelacht. Ich kann selbst nicht glauben, dass ich dazu fähig war. Es tut mir leid." Sebastian hakt seine Fingernägel in die Knie, während er mir zuhört.
" Warum müsstest du mich denn überhaupt haben,wenn du doch ihn liebst? Wieso hast du dich denn auf mich eingelassen? Das war unnötig." Als ich etwas sagen will, schneidet er mir mit einer Handbewegung das Wort ab. "Schon klar. Du wolltest mit mir über ihn hinwegkommen. Spoiler: Das hat nicht funktioniert."
Sebastian steht auf und kommt auf mich zu. Sehr nah. "Und ich dachte, du wärst ein guter. Meiner." Er packt mich bei den Schultern und führt mich vorsichtig zur Tür. "Geh. Und komm nicht wieder. Klopf nie wieder an diese Tür, lösch meine Nummer und verpiss dich!" Mit einem lauten Knall schließt die Tür. Das war hart.
Schweren Herzens verlasse ich das Gebäude. Er hasst mich nun. Es ist ein befremdliches Gefühl zu wissen von einer Person gehasst zu werden. Kühler Wind bläst mir ins Gesicht. Die Sonne scheint. Am liebsten würde ich die Schönheit des Tages genießen, aber die Szene von eben hängt mir noch nach.
Bin ich ein Monster? Oder war es nur ein menschlicher Fehler, den schon viele vor mir gemacht haben? In mir schreit alles nach ihm, aber gleichzeitig macht mir die Tatsache jetzt zu ihm zu wollen, ein schlechtes Gewissen. Somit laufe ich wirr durch die Stadt. Planlos wohin ich gehe.
Es bringt mich runter. Bald schon kann ich die Wärme der Sonne genießen. Aber da ist ein schwarzes kleines Ding in meiner Tasche mit dem ich ihn verständigen kann. Meine Hand umschließt es. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, rufe ich Thomas an. Schon nach einmal Klingeln hebt er ab. Gott sei dank.
Eine Stunde lang kaue ich ihm ein Ohr ab, bis er beschließt mich am Park abzuholen, um mich bei ihm abzulenken. Damit ich das heute alles vergessen kann. Ich bete zum Herrn, dass Sebastian nicht sehr an mir gehangen hat und mich so schnell es geht wieder vergisst. Besonders bin ich nicht, also ist es sehr wahrscheinlich.
Thomas' Verhalten kommt mir weniger unverzeilich vor. Ich bin nicht besser, wie er. Nein. Das, was ich getan habe, war sogar noch schlimmer. In diesen Angelegenheiten kann man so viel falsch machen. Einfach zu viel.
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I am his.
RomanceFortsetzung von 'He is mine'. Jung, schwul und ein beschädigtes Herz. Lion ist zweiundzwanzig Jahre alt und versucht sein Leben wieder zu ordnen, doch als er langsam über Thomas hinwegkommt, begegnet er ihm wieder... (boyxboy) Folgender Teil: You a...