Kapitel 7

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Die Musik ist laut, das Trinken schmerzt im Rachen und die Beleuchtung ist schummrig. Sebastian hat mich auf die Tanzfläche gezogen und lässt mich nicht mehr runter. Schon bald bin ich völlig durchgeschwitzt. Irgendwann schaffe ich es doch, mich zu unserem Tisch zu schleichen. Lisas Erzähllungen über die heißesten Typen im Club wirken sehr beruhigend.

Als ich mich angetrunken und völlig aus der Puste im Club umsehe, muss ich grinsen. Das ist alles so sinnlos. Egal, wie lange man tanzt, wie oft man sich betrinkt, das Leben wird sich nicht ändern. Man geht trinken, ums erträglicher zu machen.

Sebastian reißt mich aus meiner Melancholie mit einer Umarmung von hinten. Mein Herz bleibt beinahe stehen vor Schreck. Er amüsiert sich. Der Abend vergeht schnell. Til schafft es nach drei Stunden endlich einen Kerl klar zu machen. Die meisten haben ihm statt ihrer Nummer, die Adresse eines guten Klamottenladens gegeben.

Ich gehe zusammen mit Sebastian nach Hause. Die anderen haben uns allein gelassen. Er spricht den ganzen Weg lang, doch ich habe keinen blassen Schimmer über was. Es fühlt sich gut an, einfach mal nur durch die Gegend zu laufen und über alles Mögliche zu reden. Ja. Meinetwegen diskutieren wir über die Straßenlaterne vor uns, die ein wenig schief steht.

Wir lachen. Einfach gerade heraus lachen wir über die bescheuertsten Dinge. Auch über die schief stehende Straßenlaterne. Irgendwann gegen fünf Uhr morgens kommen wir bei mir zu Hause an. Gerade will sich Sebastian verabschieden, da nehme ich seine Hand und ziehe ihn die Treppe hoch zu meiner Wohnung. Ich überlege nicht.

In wenigen Momenten befinden wir uns in meinem Zimmer. Meine Lippen auf die seinen. Hastig streife ich ihm seine viel zu gut aussehende Lederjacke ab, sowie seine Mütze. Mein Shirt folgt. Seine Küsse brennen auf meiner Haut. Ich bin den Tränen nahe und habe mich schon viel zu lange nicht mehr so lebendig gefühlt.

Sebastian drückt mich sanft aufs Bett und entledigt mich meiner Hose. Seine folgt. Auf meinem Schoß lässt er seine Hüfte kreisen. Unser Atem geht stockend. Seine Augen funkeln begierig. Er will das hier jetzt unbedingt. Genauso wie sehr ich das hier jetzt brauche.

Seine Hände auf meiner Haut. Sein Atem an meinem Hals. Er in mir. Alles verschwimmt. Ich schließe die Augen und lasse mich fallen. Alles andere um mich herum verschwindet. Da ist nur noch Sebastian mit seinen Berührungen und ich. Für einen Moment passt alles zusammen. Er verteilt eine Spur von Küssen auf meiner Brust, während er in mich stößt. Meine Haut brennt, ein angenehmes Gefühl in diesem Moment. Es ist als würde ich wieder spüren, dass ich lebe.

Ungeduldig treiben wir uns gegenseitig zu unseren Höhepunkten. Keuchend kralle ich mich in seinem Rücken fest. Er hält mich fest in seinen Armen. Ich klammere mich darin fest. In diesem Moment wünschte ich, er würde mich nie wieder loslassen.

Plötzlich zieht sich mein gesamter Brustkorb schmerzvoll zusammen. Der letzte bei dem ich diese Gedanken hatte war Er. Auf einmal kommt er mir so vor als würde mich Sebastian erdrücken. Panisch schnappe ich nach Luft. Schwer atmend lässt Sebastian sich vorsichtig auf mir nieder. Gott sei dank.

Galant rollt er sich von mir runter. Zufrieden nimmt er mich wieder in den Arm. Benommen liege ich neben ihm. Meine Gefühle sind nicht zu beschreiben. Ich weiß nicht, was ich fühle, doch ich bin den Tränen nah. Kann kaum atmen.

Sebastian tat mir so gut und ich steh am Abgrund. Schwerfällig schaffe ich es meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Gespannt lausche ich Sebastians Atem, bis ich einschlafe.

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Ein Arm liegt schwer auf meinem Bauch. Sebastian knurrt unzufrieden, als ich seinen Arm von mir wegziehe. Schnell richte ich mich auf, bevor er mich wieder in seinen Fängen gefangen nimmt. Meine Gliedmaßen schmerzen. Völlig verspannt stehe ich auf.

Warmes Wasser regnet auf mich nieder und wischt die Spuren der letzten Nacht weg. Ich shampooniere ich zweimal ein, um wirklich sicher zu gehen. Am liebsten würde ich meinen Kopf an der Wand anschlagen. Was ist bloß los mit mir? Es ist fast so wie damals. Ich falle und niemand fängt mich auf.

Sebastian lässt sich sein Brötchen schmecken, sowie Til, der mir immer wieder zweideutig zuzwinkert. Er hat uns mit Sicherheit gehört. Zum Mittag muss Sebastian gehen und ich kann wieder aufatmen.

Wie ein irre gewordener Volltrottel renne ich einfach drauf los. Schritt für Schritt. Die Stadt zieht an mir vorbei. Haus für Haus. Durch den Park und wieder auf dem Gehsteig. Kühler Wind umhüllt mich, spendet angenehme Kälte. Kein Gedanken geht durch meinen Kopf. Kein Zweifel. Keine verdammte Erinnerung. Schritt für Schritt breitet sich ein Gefühl von Freiheit in meiner Brust aus. Ich kann wieder atmen.

I am his. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt