--- Follower, oder auch Kapitel XIX

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Samstag, 10.07: Ivy

Beauty-Sophie war kaum wieder zu erkennen. Ihre tiefblauen Augen waren das einzige, was im spärlichen Licht der kleinen Stehlampe noch strahlte. Nichts war mehr von der coolen und hübschen Bloggerin geblieben. 

Ich hätte gedacht, sie würde mich mehr faszinieren. Immerhin war sie mein aller größtes Idol. Aber seltsamerweise war ich kein bisschen aufgeregt.

Vor mir saß einfach nur noch ein Häufchen Elend. "Sophie?", fragte ich noch einmal. Die Bloggerin richtete sich langsam auf und schaute sich kurz darauf panisch um. "Wo bin ich hier?", flüsterte sie. 

"Ich weiß es nicht.", erwiderte ich. "Bist du wirklich Beauty-Sophie ?", fragte ich noch einmal. Das Mädchen nickte: "Sophie, einfach nur Sophie, okay?" 

"Okay", gab ich zurück. "Und du bist?", wollte Sophie wissen. "Ivy, Einfach Ivy. So heißt mein Blog.", erklärte ich. "Wie", sie starrte mich verdutzt an, "du hast auch einen Blog?" "Du warst mein größtes Vorbild.", murmelte ich. 

Sophie reagierte nicht. Sie lächelte nicht und bedankte sich auch nicht. Klar, sie hatte den Satz sicher schon an die hundert Mal gehört. Eine Weile blickte sie panisch um sich. Doch dann gab sie es auf. 

"Weißt du", sie drehte sich so zu mir, dass ich ihr verschmiertes Gesicht sehen konnte, "am Anfang ist es ein wahnsinnig tolles Gefühl mit dem Blog. Du denkst, die Welt gehört dir, alle lieben dich, bewundern dich. Und dann kommen die Hater. Am Anfang sind es nur zwei, drei, die schnell in den Fans untertauchen. Doch dann werden es immer mehr und zum Schluss siehst du nur noch die." 

"Wem sagst du das.", seufzte ich. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sich selbst Beauty-Sophie von solchen Menschen fertig machen ließ. Im Grunde genommen war sie so wie ich- ein unsicheres Mädchen, dass auf ihre Fans angewiesen war. 

"Hattest du auch mit Hatern zu kämpfen?" Ich nickte. Es tat gut zu hören, dass jemand das selbe Problem hatte wie ich. Dass ich mich gerade mit der beliebtesten Bloggerin aller Zeiten unterhielt, war völlig in den Hintergrund gerückt. 

Jetzt saßen wir beide in einem dunklen Kellerraum- auf Augenhöhe! "Seit ich den Blog habe, gibt es immer wieder so ein paar fiese Kommentare", erklärte sie mir, "das wurde natürlich mehr, seitdem ich über eine Millionen Follower habe. Mehr Fans- mehr Hater. Aber vor kurzem kam plötzlich ein wahrer Shitstorm auf mich zu. Einfach so. Ohne erkennbaren Grund. Ja und dann..." "

Kam die Agentur 100.000 Likes.", vollendete ich ihren Satz. "Wie? Bei dir auch?", wieder schaute Sophie mich ziemlich erstaunt an. "Erst wollten die nur zweitausend Euro von mir", fuhr die junge Frau fort, "das war eigentlich kein Problem. Aber dann wurde es immer mehr. Fünftausend, sechstausend, zehntausend. Irgendwann wurde mein Geld einfach zu knapp. Aber die wollten immer mehr Geld haben. Diese eine Woche, in der dann wirklich mal Ruhe von dem Hate war, habe ich total genossen, aber ich konnte mir das einfach nicht mehr leisten. Und dann fingen die Drohungen an." 

"Ich frage mich nur, wie die das gemacht haben, dass in dieser einen Woche wirklich keine Hater kamen.", überlegte ich laut. Beauty-Sophie zuckte mit den Schultern. "Mir war egal, wie die das gemacht haben. Ich wollte einfach nur Ruhe. Nicht noch mehr Follower verlieren und vor allem nicht meine Sponsoren." 

Es war bestimmt toll, Sponsoren zu haben. "Ich bin mir fast sicher, dass 100.000 Likes etwas hiermit zu tun hat.", Sophie deutete auf die Mauern um uns herum. "Dachte ich auch schon.", murmelte ich. Wann würden wir erfahren, was mit uns passieren würde? 

"Hast du auch so einen Hunger?", wandte ich mich an die Bloggerin neben mir. Sie nickte nur. Wir mussten hier irgendwie herauskommen- sofort!


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