Donnerstag, 11.06: Karla
„Du wirst was?", ich starrte meine beste Freundin mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen an. Wir saßen bei Ivy zuhause auf dem kleinen Minisofa aus Plüsch, das in ihrem Zimmer stand und erholten uns von einem anstrengenden Schultag.
„Ich werde eine richtige Bloggerin, so wie Beauty-Sophie und all die anderen!", erklärte Ivy nun schon zum dritten Mal. Den Stolz in ihrer Stimme hatte sie dabei kein bisschen verloren. „Wie cool ist das denn", rief ich und jubelte, „und weißt du denn schon um was es in deinem Blog gehen soll?"
„Ja", setzte Ivy an, „ein ganz normaler Blog halt. Mit Schminktipps und Ideen, wie man am besten mit einem Jungen flirtet. Nur werde ich natürlich bessere Tipps geben als die anderen." „Schminktipps?", fragte ich ungläubig und brach kurz darauf in ein schallendes Gelächter aus.„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Erklärte mir Ivy Mosbach wirklich gerade, dass sie demnächst anderen Mädchen Schminktipps geben wollte?
Irritiert und beleidigt zugleich starrte mich meine Freundin an. „Was gibt es da zu lachen?", zischte sie. Ihre Unterlippe war leicht hervor geschoben, was mein Kichern erheblich verstärkte. „Na ja", ich brauchte etwas, um mich von meinem Lachkrampf zu erholen, „das bist doch nicht du. Ich habe noch nie gesehen, dass du dich geschminkt hättest!"
Langsam wurde Ivy wütend. Irgendetwas daran gefiel mir ganz und gar nicht. Ich hatte sie selten so gereizt erlebt. „Dann lerne ich es eben. Und außerdem: auf dem Schulfest im August, da war ich auch geschminkt!", erwiderte sie. Wieder konnte ich mein Kichern nicht unterdrücken, was sie nur noch wütender machte.
„Da hattest du ein bisschen Lipgloss drauf und selbst damit hast du dich schon sehr unwohl gefühlt. Willst du etwa werden, wie alle anderen Mädchen aus unserer Klasse, die sich ohne Schminke nicht mehr aus dem Haus trauen?"
Von Schminke und Diäten hielt ich nicht viel. Um nicht zu sagen gar nichts! Ich war schließlich der festen Überzeugung, dass alle Menschen mit übertrieben viel Schminke gleich aussahen. Im Drogeriemarkt konnte man die Schminke kaufen, die jedes Mädchen zuhause hatte. Mit einem Gesicht ging so etwas nicht.
Sonst wäre Ivy da immer meiner Meinung gewesen, aber vielleicht hatte ich sie einfach unterschätzt – ja vielleicht hatte meine sonst so schüchterne Freundin endlich eine eigene Meinung, das war doch gut, oder? Auch wenn diese Meinung in meinen Augen natürlich völliger Unsinn war.
„Warum machst du mir das alles kaputt?", begann Ivy wieder. „Mensch Ivy, jetzt sei doch nicht gleich so gereizt. Ich mache dir gar nichts kaputt, sondern weise dich lediglich darauf hin, dass du dich gerade auf etwas einlässt, was nicht du bist! Schminken war noch nie dein Ding und wir waren uns doch einig, dass Jungs absolute Vollidioten sind, die nur dazu da sind, uns Mädchen das Herz zu brechen!", erklärte ich und versuchte gleichzeitig, Ivy etwas zu beruhigen.
Vor zwei Jahren hatte ich in der Hip- Hop AG der Schule Marko aus der achten Klasse kennengelernt, und war für mehr als drei Monate mit ihm zusammen gewesen, bis ich herausgefunden hatte, dass er gleichzeitig mit zwei anderen Mädchen zusammen war.
Es war nicht mehr, als eine dieser stinknormalen Händchenhaltenundsichüberwhatsappherzchenschicken-Beziehung gewesen, aber seitdem hatte ich mir geschworen, nie wieder einen Freund zu haben und Ivy hatte mir traurig zugestimmt.
„Vielleicht habe ich mich ja verändert", maulte Ivy und bestätigte damit meine Theorie, „wenn ich die Chance habe, so toll auszusehen wie Beauty-Sophie und ein Mädchen sein kann, dem alle Jungs hinterherlaufen, dann muss ich sie auch nutzen. Ab heute höre ich auf mit dem dämlichen Hockeyspielen und konzentriere mich nur noch aufs Joggen und die Diät. Ich färbe mir die Haare hellblond und erstelle meinen ersten eigenen Blog."
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Roman pour AdolescentsVirtuelle Freunde sind toll! Sie loben und bewundern dich, sie sind dir für jede Antwort dankbar und füttern dich mit Selbstbewusstsein. Aber sind sie auch noch da, wenn du gerade mal nicht perfekt gestylt bist? Trösten sie dich, wenn du nicht mehr...