Freitag, 09.07: Karla
Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug fühlte ich mich, als hätte ich eine Droge genommen. Doch das, was ich gestern Nacht erlebt hatte, war tausendmal besser gewesen, als jede Droge auf der Welt. Und es gab keine Nebenwirkungen. Zumindest noch nicht.
Sobald ich an Silas funkelnde Augen zurückdachte, musste ich unwillkürlich verdächtig breit grinsen, was mir ziemlich unangenehm war. Ich hatte mir doch geschworen, mich nie wieder in einen Jungen zu verlieben. Aber war ich überhaupt schon verliebt? Oder gefiel er mir einfach nur?
Wie auch immer! Seit langem war ich nicht mehr so glücklich gewesen, wie in der vergangenen Nacht. Und das war schließlich das einzige, was zählte. Alessia schlief tief und fest und seufzte zwischendurch immer wieder zufrieden. Ich lächelte und öffnete so leise wie möglich den Eingang zum Zelt.
Dann verdrückte ich mich in die Waschräume und betrachtete mich im Spiegel. Seitdem ich hier war, hatte ich mir kein einziges Mal richtig die Haare gebürstet, was man leider auch überdeutlich sehen konnte. Die haselnussblonden Strähnen standen zu allen Seiten ab und waren seltsam strubbelig.
Eilig durchforstete ich meinen Rucksack nach einer Bürste, doch ich konnte sie nirgendwo finden. Vermutlich hatte ich gar keine dabei. Ich wusste, dass ich diesmal wieder irgend etwas vergessen hatte!
Aber bestimmt hatte Alessia daran gedacht! Mit einen leisen "Sorry, Alessia" zog ich einen kleinen Kamm aus ihrem Kulturbeutel. Es dauerte ein bisschen, bis ich mich durch die gröbsten Knoten gekämpft hatte.
Wenigstens waren meine Haare jetzt nicht mehr ganz so strubbelig. Erneut blickte ich in den Spiegel. Da war noch immer etwas, das mich störte. Als ich den Kamm zurück in Alessias Kulturbeutel stecken wollte, fiel mir eine Gesichtscreme auf.
Meine Zeltnachbarin hatte bestimmt nichts dagegen, wenn ich sie benutzte. Nachdem die klebrige Creme endlich eingezogen war, verstand ich auf einmal gar nicht mehr, warum ich das gemacht hatte.
Schon als Kleinkind hatte ich Cremes gehasst. Ich erinnerte mich noch ganz genau daran, wie meine Oma mich damals durch das gesamte Haus verfolgt hatte, um mir mein Gesicht mit Sonnencreme einzuschmieren.
Und jetzt schmierte ich mir dieses Zeugs freiwillig ins Gesicht? "Du bist verlieeebt!", flötete die eine Stimme in mir. "Quatsch, Du verliebst dich nie wieder. Hörst Du? Nie wieder!", zischte die andere. "Ach hört doch beide auf!", murmelte ich, als mir plötzlich Alessia entgegen kam.
"Womit?", fragte sie neugierig. "Guten Morgen", ich deutete schnell auf die geöffnete Gesichtscreme, "ich hab mir die mal ausgeliehen. Hoffe das war okay." "Ja klar", erwiderte der Fuchs, "du hast dir die Haare gebürstet?"
Sie betrachtete mich von allen Seiten: "Sieht schick aus." "Danke", stammelte ich und lief gleichzeitig knallrot an, "dann äh, gehen wir frühstücken?" "Klaro", Alessia grinste und hielt mir ihre Hand hin wie einer dieser Prinzen im Märchenfilm: "Wenn ich um Eure Hand bitten darf, Eure Hoheit."
(Kurzer Einblick in ein sehr privates Telefongespräch)
"Das darf doch nicht wahr sein! Bist Du dir wirklich sicher, dass er es ist?"
"Mensch ich weiß es doch nicht. Das erkläre ich dir jetzt zum zehnten Mal. Es gibt da etwas, was ich dir noch sagen muss."
"Hast Du denn keine Ahnung, ob da früher noch irgendetwas lief? Ich meine..."
"Hör mir doch mal zu! Selbst wenn ich es wüsste, ich..."
"Ich muss es wissen! Hörst Du? Ich muss! Sag mir die Wahrheit, die ganze Wahrheit! Was lief da damals?"
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Ficção AdolescenteVirtuelle Freunde sind toll! Sie loben und bewundern dich, sie sind dir für jede Antwort dankbar und füttern dich mit Selbstbewusstsein. Aber sind sie auch noch da, wenn du gerade mal nicht perfekt gestylt bist? Trösten sie dich, wenn du nicht mehr...