1. Kapitel

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„Na, dann. Euch noch ein schönes Wochenende“, sagte Mrs White und beendete damit den Unterricht.

Sofort sprang ich auf. Leider so ruckartig, dass mein Stuhl dabei nach hinten umfiel. Stöhnend stellte ich ihn wieder hin und schob ihn brav an den Tisch heran.

Kaum hatte ich das erledigt, rief ich Nelly über die Schulter noch ein „Tschüss“ zu, dann war ich schon aus dem Klassenraum und kurz darauf auch aus dem Schulgebäude.

Ich rannte los zu meiner Hütte. So aufgeregt war ich lange nicht gewesen. Es waren in der Zwischenzeit einige Wochen vergangen, die recht langweilig waren und in denen überhaupt nichts passiert war. Heute war Freitag, was bedeutete dass ich nach Hause zu meinem Vater fahren würde. Heute aber würde mich Grace abholen, wir wollten das Wochenende zu zweit verbringen. Mein Vater musste dieses Wochenende Überstunden machen, weil die Miete für unsere Wohnung gestiegen war.

Den Koffer fest mit der Hand umklammert, rannte ich so schnell man mit einem Koffer rennen konnte. Bald war ich an der Parkwiese angekommen und hörte, wie jemand meinen Namen rief: „Hallo Ayla!“

Es war Grace, die schon da war und gewartet hatte. Schnell lief ich zu ihr und umarmte sie zur Begrüßung. Dann luden wir meinen Koffer in den Kofferraum von Graces Auto und ich sprang auf den Beifahrersitz.

„Na, wie war deine Woche so?“, fragte Grace und schon fing ich an zu erzählen, von Menschenkunde, wie wir über verschiedene Berufe erzählt hatten, vom Tiersprachenunterricht, wo wir jetzt tatsächlich Mäuse durchnahmen und vom Biologieunterricht, in dem Mrs Snowfly angekündigt hatte, dass bald die Zwischenprüfungen stattfinden würden.

Interessiert hörte sie zu und auf ihrem Gesicht wurde das Grinsen immer breiter. Wahrscheinlich war sie einfach glücklich, dass alles so reibungslos ablief und ich gut zurecht kam.

Bald waren wir in ihrer Wohnung angekommen, die auch am Stadtrand von Victoria lag. Ihre Wohnung war aber nur in der zweiten Etage, die von meinem Vater war in der fünften.

Deshalb waren wir auch sehr schnell auf dem Sofa und tranken Ingwertee. Grace liebte Ingwertee. Nebenbei erzählten wir.

Grace war jetzt ihren Gipsarm wieder los und konnte arbeiten gehen. Wir hatten erst Angst gehabt, dass sie ihren Job verlieren würde, weil der Arm so lange zum verheilen gebraucht hatte, aber anscheinend war ihr Chef gnädig und ließ sie weiterarbeiten.

Als etwas Zeit vergangen war, ich meinen Koffer schon ausgeräumt und die dreckigen Sachen in die Waschmaschine geworfen hatte, gingen Grace und ich in den Wald. Ich wollte ihr endlich mal meine Löwengestalt zeigen, dass hatten wir bisher noch nicht geschafft.

Auf einer Lichtung blieben wir stehen. Grace verwandelte sich in Sekundenschnelle und nahm ihre Kleidung in die Krallen. Sie flog ein Stück und warf sie gekonnt in einen alten Dachsbau, der mittlerweile nicht mehr bewohnt war.

Jetzt du!, rief Grace fröhlich in meinen Kopf und ich konzentrierte mich. Ich brauchte etwas länger, aber schlussendlich hatte ich es geschafft, mich zu verwandeln.

Grace machte einen gekonnten Sturzflug und landete genau vor mir. Sie musterte mich einmal und meinte dann: Gut siehst du aus! Ich musste lachen. Du aber auch!

Wir spielten und tobten herum, machten sogar einmal ein Rennen, wer schneller einmal quer über die Lichtung gerannt, oder eben geflogen war. Am Ende war Grace deutlich schneller und ich gab mich geschlagen.

Den Rest des Tages verbrachten wir im Wald, erst spät abends verwandelten wir uns zurück und schlenderten zur Wohnung.

Dort angekommen machten wir uns schnell eine Pizza warm und aßen sie. Dann legten wir uns müde schlafen.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt