8. Kapitel

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Weiter betrachtete ich die Gegend und den Käfig, vielleicht fand ich ja eine Schwachstelle. Leider fand ich genau das nicht. Überall hielt er fest und nirgendwo konnte ich auch nur minimal etwas bewegen. An der Seite befand sich eine große Tür, aber das Schloss war neu und hielt so einiges aus.

Um den Käfig herum fand ich auch nur einzelne Blätter und Stöcker, nichts Brauchbares. Langsam verschwand mein Optimismus. Ich würde nie wieder hier heraus kommen!

Was Nelly wohl gerade machte? Hatte sie bemerkt, dass ich verschwunden war? Wie lange war ich eigentlich schon weg? Bestimmt hatte sie es schnell bemerkt, redete ich mir ein. Bestimmt suchten sie, Lea und Liam schon nach mir. Vielleicht suchte sogar Annabelle mit. Obwohl, warum sollte sie mich suchen? Wir kannten uns erst seit ein paar Tagen. Aber sie hatte uns schon Freunde genannt.

Ich fühlte mich so leer und alleine. Wäre ich in Menschengestalt gewesen, hätte ich jetzt angefangen zu weinen. Ich schloss die Augen. Jetzt ein bisschen zu schlafen konnte nicht schaden.

Ich schlief sogar überraschend schnell ein. Und als ich die Augen aufschlug und wieder versuchte aufzustehen, tat mir die Seite weh. Wahrscheinlich kam das von dem harten Boden. Ich legte mich auf die andere Seite und starrte nach draußen, durch die dichten Stäbe, die mich umringten. Mein Bauch sagte, dass ich mal wieder etwas essen sollte. Leider gab es hier nichts, es sei denn, ich wollte Blätter essen. 

Draußen lag noch immer alles verlassen da. Die zwei schwarz gekleideten Männer waren weg, womöglich waren sie mehr Tiere fangen gegangen oder sie schliefen einfach noch. Ich vermutete eher zweiteres. Die beiden hatten ihren großen Fang doch schon.

Sollte ich warten, bis sie da waren und dann weiter sehen? Oder versuchen, mich trotz der Schmerzen zu verwandeln und versuchen, mich irgendwie zu befreien? Aber was, wenn sie dann ganz auf einmal kamen? Dann würden sie ein unbekleidetes, angeschossenes Mädchen in einem Löwenkäfig ohne Löwen vorfinden. Dann müsste ich mich schnell zurückverwandeln, was mit den Schmerzen bestimmt auch eine Weile dauern würde. Dann würden sie auf jeden Fall meine Verwandlung sehen. Wahrscheinlich war es erst einmal besser, in Löwengestalt zu bleiben, bis ich wusste, wann sie lange weg waren.

Als wenn sie meine Gedanken gelesen hatten, tauchte plötzlich dieser Andy auf. Er hatte einen Eimer dabei und steuerte auf mich zu. Ich fauchte ununterbrochen, als er eine Leiter auf dem Weg mitnahm und an meinen Käfig stellte. Er nahm den Eimer wieder in die Hand, kletterte die Leiter hoch und stieg auf das Dach meines Käfigs. Ich konnte ihn jetzt nicht mehr sehen, da dieses Dach einfach aus einer Metallplatte bestand. Ich hörte nur seine Schritte über mir, was etwas unheimlich war. Hoffentlich hielt das Metall. Ich wollte nämlich nicht gerade einen Wilderer auf den Kopf bekommen. Obwohl ich schon Lust hatte, ihm einmal so richtig die Krallen über das dreckige Lächeln zu ziehen.

Plötzlich knarschte es über mir ohrenbetäubend laut und ich sah hoch. Der Mann hatte eine Klappe über mir geöffnet, die mir bisher noch gar nicht aufgefallen war. Er blickte dadurch auf mich herab.

Dann verschwand sein Kopf wieder und plötzlich fiel ein Stück Fleisch durch das Loch. Beinahe wäre es mir auf den Kopf gefallen, zum Glück war es knapp neben mir gelandet. Mit einem lauten Geräusch fiel es neben mich. So würde ich also mein Essen bekommen. Sehr kreativ.

Dann kam noch ein Eimer, an ein Seil gebunden, herunter. Gefüllt war er mit Wasser. Dann schloss sich die Klappe wieder und Andy kletterte herunter. Die Leiter nahm er mit. Der Drang, endlich das Fleisch zu essen, wurde immer größer, aber irgendwie ekelte ich mich ein bisschen und traute ihm nicht ganz. Langsam streckte ich meine Nase vor und roch daran. Es roch einfach nach rohem Fleisch. Nach was hätte es sonst riechen sollen?

Irgendwann überredete ich mich, doch etwas davon zu essen, um nicht ganz zu verhungern. Es schmeckte scheußlich, aber auch daran würde ich mich wahrscheinlich gewöhnen.

Danach ging ich mühsam zu dem Eimer. Zu meinem Glück war ganz normales Wasser darin, welches ehrlich gesagt nicht mal allzu schlecht war.

Plötzlich tauchte Andy wieder auf, aber dieses Mal, hielt er eine große, grüne Plane in der Hand. Was wollte er damit?

Er blieb vor dem Käfig stehen und betrachtete mich einen Moment. Dann warf er es plötzlich in meine Richtung, auf den Käfig drauf. „So, sonst sieht dich ja noch einer, wenn wir weg sind“, murmelte er, während er das Tuch zurechtzupfte. Im Käfig wurde es dunkel. Bald verdeckte er noch die letzte Lichtquelle.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt