Plötzlich spürte ich jemanden von hinten und drehte meinen Kopf hastig nach hinten. Der Bär war direkt hinter mir! Ich versuchte mein Tempo zu verschnellern, aber ich konnte nicht. Mir fehlte sie Kraft. Mir fehlte der Optimismus. Mir fehlte Mut, um stehen zu bleiben und ehrenvoll zu sterben. Nicht so, wie es gerade war. Er würde mich einfach töten, ohne Gnade, ohne Rücksicht. Sein Hass war zu groß.
Ich stolperte. Er kam näher und blickte auf mich herab. Leise lachte er. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Ich erlaubte mir nicht einmal richtig zu atmen. Wir starrten einander an. Er holte einmal mit der Pranke aus und zog mir die Krallen übers Fell. Leise zischte ich vor Schmerz und blickte mich um. Niemand war da. Wir waren alleine. Er könnte mich töten und niemand würde es bemerken. Ich schloss innerlich schon mit meinem Leben ab. Ich würde nie erfahren, wer meine leiblichen Eltern waren. Ich würde nie wissen, ob es Bella gut ging. Ich würde nie mehr wissen, als in diesem Moment. In diesem Moment, in dem ich dem Bären in die Augen sah und aufgab. Alles aufgab. Meine Hoffnung. Mein Glück. Meine Freiheit. Mein Leben. An nichts davon glaubte ich noch. Ich hatte alles verloren. Alle Chancen verspielt. Was hatte ich mir auch dabei gedacht, einfach mitten im Wald zu schlafen und nicht ansatzweise darüber nachzudenken, was alles passieren könnte?
Wieder spürte ich einen schrecklichen Schmerz. Ich kam gedanklich wieder in die Realität und sah zu dem, der mir diesen Schmerz zufügte. Meinem Feind. Den ich vor ein paar Stunden noch nie gesehen hatte. Den ich nicht kannte. Dessen Namen ich nicht kannte. Über den ich nichts wusste. In seinen Augen sah ich unendliche Wut. Wut, die er an mir ausließ. An der ich aber auch nicht gerade unschuldig war. Ich war es auch gewesen, die die Bären bekämpft hatte. Ich hatte auch mit geholfen, Pläne zu schmieden. Ich hatte mich mit in den Kampf gestützt. Aber ich hatte das zurecht getan. Für einen Freund. Einen Freund, den ich wohlmöglich nie wieder sehen werde. Aber das war mir egal. Ich hatte das alles zurecht getan. Ich bereute es nicht. Plötzlich kam wieder etwas Hoffnung. Bestimmt suchte mich dieser Freund jetzt. Mit allen meinen anderen Freunden zusammen. Und wenn sie mich fanden, wollte ich nicht tot sein. Ich wollte es ihnen nicht antun, mich tot finden zu müssen.
Ruckartig stand ich auf. Ich sah dem Bären in die Augen und stürzte mich auf ihn. Ich bearbeitete seine Flanken ausführlich, bis ich wirklich unter sei. Fell kam. Er war noch zu überrascht, um sich zu wehren. Dann drehte ich mich schnell um und lief. Die Schmerzen, die von meinem Bein und den anderen Verletzungen ausgingen, spürte ich fast nicht mehr. Ich lief einfach. Kalte Luft zog an mir vorbei und ich fühlte mich befreit. Aber diese Freiheit reichte auch nur so lange, bis ich mich umsah und hinter mir den großen, braunen Bären erblickte. Ich verschnellerte mein Tempo und als ich an einem Fluss ankam, sprang ich kurzerhand in das Wasser. Warum ich das tat, wusste ich nicht ganz. Und diese Handlung bereute ich auch sofort, als meine Wunden zu brennen begannen und sich mein Blut mit dem Wasser vermischte. Aber ich hielt nicht an. Ich ging durch den Fluss, welcher zu meinem Glück nicht sonderlich tief war. Ich hörte den Bären in meinen Gedanken fluchen. Vielleicht war er Wasserscheu? Ich hoffte es einfach, obwohl ich wusste, dass Bären das normaler Weise nicht waren.
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»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«
FanfictionGerade war Ayla in ihrem neuem Leben glücklich gewesen. Leider hielt auch diese Glückssträhne nicht lange an. Sie kommt in Schwierigkeiten und niemand weiß, wo sie ist. Langsam verschwindet auch das letzte Körnchen Optimismus und sie denkt, sie würd...