18. Kapitel

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Lange quälte ich mich beim Einschlafen, legte mich von einer auf die andere Seite, hob den Kopf, legte ihn wieder hin und dachte nach. Plötzlich hatte ich das Gefühl, hilflos zu sein. Hilflos den Wilderern ausgeliefert. Ohne Hilfe und auch ohne Chance, Hilfe zu bekommen. Womöglich werden wir später befreit, redete ich mir ein. Leider hatte ich wenig Erfolg. Nein, so schnell kamen wir hier nicht heraus. Nicht alleine. Nicht ohne Hilfe.

Wieder drehte ich mich um. Wieder versuchte ich, meine Gedanken zu vertreiben und einfach zu schlafen. Zum Glück konnte ich schließlich doch einschlafen und mich etwas ausruhen.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem Gespräch geweckt. „Bob! Wo bist du? Ich muss dir was erzählen!“, rief jemand, anscheinend Andy. Langsam wachte ich auf und sah mich um. Andy stand vor dem Transporter und hielt ein Handy in der Hand. War das seins, oder das von Bella? Als ich mich weiter umsah, erkannte ich, dass Bob vor meinem Käfig stand und mich anstarrte.

Wahrscheinlich tat er das schon eine ganze Weile. Jetzt kam Andy, der Bob mittlerweile auch erblickt hatte, und fuchtelte mit der Hand vor Bobs Gesicht herum. „Bob! Ich hab hervorragende Nachrichten!“, rief er dabei. „W-Was?“, fragte Bob verwirrt, nach dem er ein paar mal geblinzelt hatte. Jetzt wand er den Blick von mir ab und sah Andy an. „Da ist jemand, der will uns die Löwin abkaufen!“, rief Andy begeistert und ich schnappte nach Luft. Ich war Geliefert. Endgültig. Für immer. „Für wie viel?“, fragte Bob mit einem bösen Grinsen auf dem Gesicht, das mir gar nicht gefiel. „Äh, das muss ich nachsehen, aber es war wirklich viel!“, meinte Andy und fing an, auf seinem Handy herum zu tippen.

„Es sind... um eine halbe Million Dollar. Natürlich müssen wir Fotos schicken und an dem Preis kann auch verhandelt werden, aber das brauchen wir gar nicht. Eine halbe Million, Bob! Dann sind wir reich!“, sagte Andy schließlich. Ich zuckte zusammen. Ich glaubte einfach nicht, was ich da gehört hatte. Irgendwie war es komisch, wenn ein Preis für einen selbst ausgesucht wurde. Außerdem war eine halbe Million ziemlich viel für einen verletzten, angeschossenen Löwen, auch wenn er ein Albino war und in Kanada lebte.  

Bobs Augen leuchteten, wahrscheinlich stellte er sich einen riesigen Haufen Geld vor. Ich fühlte mich gelähmt. Mich... einfach verkaufen? Wohin? Würde ich in Kanada bleiben können, oder würde ich ans andere Ende der Welt geflogen werden, wo man mich in einem kleinen Käfig einsperrte? So viele Fragen, keine Antworten. Ich wagte einen Blick an den beiden vorbei und sah einmal zu Bella. Auch sie sah geschockt aus.

Momo hatte anscheinend nichts verstanden, denn er sah fragend von mir zu Bella und wieder zurück. So wie es aussah, konnte er Menschen nicht verstehen.

Bob und Andy sahen mich jetzt an. Ich fasste wieder einen klaren Gedanken und fauchte so laut ich konnte. Ich humpelte zu den Stäben und stieß ein noch lauteres Fauchen aus. Die beiden schienen nicht wirklich begeistert zu sein, denn sie zeigten keine Reaktion.

Irgendwann gingen sie dann wieder zum Transporter, womöglich mussten sie noch was besprechen.

Bella und ich standen weiter fassungslos da. Und Momo sah weiter von einem zum anderen. Wahrscheinlich wunderte er sich, warum wir beide verzweifelt und hoffnungslos dastanden.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt