15. Kapitel

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Plötzlich hörte ich ein Auto. Kurz darauf Schritte und dann wurde die Plane vom Käfig gezogen. Bella wachte auf und meine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an das helle Tageslicht gewöhnt hatten. Schnell erkannte ich Andy, der uns jetzt blöd angrinste. Warum grinste er so?

Dann sah ich Bob hinter ihm vorbeilaufen, der einen kleinen Käfig mit einem Polarfuchs in den Händen hielt. Sofort musste ich an Mrs Clark denken, da sie in ihrer Zweitgestalt auch ein Polarfuchs war.

Vielleicht war der Fuchs auch ein Woodwalker. Aber ich spürte nichts, was eigentlich bedeutete, dass er keiner war. Trotzdem versuchte ich später mit einem: Hallo! den Fuchs auf mich aufmerksam zu machen, aber er reagierte nicht. Anscheinend war er wirklich kein Woodwalker. Er tat mir wirklich leid. Er wurde bald in einen etwas größeren Käfig gesetzt, der aber immer noch kleiner war als meiner. Klar, warum sollte der Käfig für einen Fuchs auch größer sein, als der für einen Löwen?

Auch Bella blickte den Fuchs mitleidig an. In freier Natur wäre sie bestimmt in Hasengestalt so schnell wie möglich weggehoppelt, da Füchse bestimmt auch Hasen gerne fraßen. Aber so sah der Polarfuchs so alleine und verängstigt aus, dass man gar nicht anders konnte, als einfach Mitleid zu haben.

Bob und Andy verschwanden bald wieder in ihrem Zelt. Bella und ich sahen uns traurig an, schwiegen aber. Bis mir einfiel, dass wir füchsisch schon in Tiersprachen gehabt hatten und wir mit diesem Fuchs bestimmt reden konnten.

Ich sah zu dem Fuchs und wartete, bis er sah, dass ich ihn beobachtete und dann fing ich an, verschiedene Laute von mir zu geben, die man gar nicht recht beschreiben könnte. Sie sollten so viel heißen wie: „Hallo! Geht es dir gut?“ Verblüfft starrte der Fuchs mich an und schwieg einen Moment. Hatte ich die Betonung falsch gemacht? Hatte ich etwas gesagt, was ich gar nicht sagen wollte?

Bald antwortete der Fuchs aber, mit etwas was ich mit: „Hallo! Ja, mir geht es gut. Komm ich hier wieder raus? Meine Familie wartet auf Essen!“ übersetzte ich. Oh, das war schwer zu beantworten. Seine arme Familie! Was sollte ich sagen? Dass er natürlich heraus kommen würde? Dass das nicht so einfach wäre herauszukommen? Anscheinend bemerkte er, dass ich mir noch sehr unschlüssig war und er fragte stattdessen: „Du siehst nicht so aus, als ginge es dir gut. Was ist passiert?“ - „Ich wurde auch gefangen, aber dabei leider angeschossen. Aber das ist eine lange Geschichte, wie heißt du überhaupt?“, sagte ich und sah ihn interessiert an. Nebenbei legte ich den Kopf etwas schief, als Verdeutlichung meiner Frage. Schnell sagte er: „Momo, du?“ Schnell sagte ich ihm meinen Namen und stellte ihm Bella vor, welche sich mit einem einfachen Fuchsgruß auch begrüßte. Der Fuchs entgegnete diesen Gruß und dann fragte ich ihn natürlich noch: „Wer ist denn alles in deiner Familie?“ - „Oh, ich hab eine wundervolle Gefährtin, Vivi, und zwei Töchter, Lulu und Lala“, sagte er noch immer ganz stolz. „Wie ist es mit eurer Familie?“, fügte er noch hinzu und ich merkte, wie mein Kopf versuchte, diese Frage zu ignorieren, aber trotzdem wurde ich leicht traurig. Aber das wollte ich mir nicht anmerken lassen und sagte einfach schnell: „Ich wohne noch bei meinem Vater, Ben, und seine Freundin Grace gehört irgendwie auch zur Familie.“ - „Und deine Mutter?“, fragte Momo. Ich schluckte einmal und drehte mich leicht weg, als Zeichen, dass ich diese Frage nicht beantworten würde. Wahrscheinlich dachte er jetzt, dass ihr etwas schlimmes zugestoßen sei, aber das war mir jetzt egal. Hoffentlich würde er deshalb dieses Thema nicht mehr aufgreifen.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt