14. Kapitel

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Lange saßen wir beide so da und starrten nachdenklich nach draußen.

Irgendwann kam dann aber Andy mit der grünen Plane und ich stöhnte auf. Wie ich dieses Teil hasste!

Bella blickte mich fragend an, aber ich brauchte gar nichts zu sagen, denn Andy warf die Plane auch schon ohne zu zögern auf den Käfig und augenblicklich wurde es dunkel. Wieder zupfte er alles zurecht, sodass wir überhaupt nichts mehr sahen.

Könntest du dich verwandeln und dann schauen ob du vielleicht eine Schwachstelle findest, wo du durchpasst?, fragte ich Bella, als die Schritte von Andy sich wieder entfernt hatten. Wahrscheinlich hatte Bella als Antwort genickt, was ich natürlich nicht sehen konnte.

Dann hörte ich, wie etwas klappernd auf den Boden fiel. Wahrscheinlich etwas, was Bella getragen hatte und beim verwandeln heruntergefallen war. Ich sah einen kleinen weißen Fleck, der sich von dem schwarz abhob.

Er wackelte mit den Ohren und schüttelte sich einmal. Dann kam Bella zu mir gehoppelt und setzte sich vor mich. Ich betrachtete ihr weißes Fell einen Moment, dann hüpfte sie wieder weg, in Richtung der Stäbe. Davor blieb sie stehen und versuchte anschließend, hindurch zu kommen, was aber nicht funktionierte. Kurz fluchte sie etwas von bescheuerte Stäbe, dann hüpfte sie aber weiter und suchte nach weiteren Schwachstellen.

Leider fand sie aber keine und kam kopfschüttelnd zurück. Ich seufzte nur als Antwort und kurz darauf verwandelte sich Bella wieder zurück.

Sie setzte sich neben mich und legte ihren Kopf auf mir ab. „Wir sind geliefert“, murmelte sie traurig. Eigentlich hätte ich es verneint und ihr Mut zugesprochen, aber mein Optimismus war auch schon verschwunden. So lagen wir da und dachten nach.

Bella hatte Recht, nie würden wir hier aus eigener Kraft herauskommen. Alles war gut befestigt und neu, sodass wir gar keine Chance mehr hatten. Uns müsste jemand zu Hilfe kommen. Obwohl, es müssten mehrere sein, da einer sofort von den Wilderern gefangen werden konnte. Womöglich planten die anderen schon unsere Rettung, da war ich mir sicher. Hatten sie eigentlich mitbekommen, dass Bella auch verschwunden war? Wie Bellas Eltern darauf reagiert hatten? Wussten sie es überhaupt? Bestimmt, es wäre ja dumm gewesen, ihren eigenen Eltern das nicht zu sagen. Leas Eltern hatte die Schule auch von ihrem Verschwinden erzählt, sonst wäre Leas Vater damals nicht da gewesen. Wie hatte Leas Mutter eigentlich reagiert? Von ihr hatte Lea nämlich gar nichts erzählt.

Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen. Erst jetzt wurde mir klar, dass Bella nur wegen mir gefangen wurde. Nur weil ich auf das Rascheln im Wald eingehen musste. Ganz plötzlich fühlte ich mich schlecht. Ich war schuld. Nur ich. Bei Lea und Autumn war Liam nur indirekt Schuld, wenn er überhaupt Schuld hatte, was wahrscheinlich nicht der Fall war. Bella und ich saßen nur wegen mir hier und Nelly und Lea zerbrachen sich wahrscheinlich nur wegen mir gerade die Köpfe, wo wir waren. Vielleicht hatte eine Ameise aus der Familie von Antonia uns gesehen. Oder? Hätte diese Ameise dann nicht gefragt, wer wir sind? Und außerdem: Diese Ameise hätte es sowieso nicht gewusst.

Mit der Zeit verschwand meine Hoffnung komplett. Nie würden wir hier lebendig herauskommen. Ich würde eher verbluten und Bella würde ganz vielleicht noch herausgekauft werden, wenn Andy das mit dem 'Lösegeld' wirklich so durchziehen würde.

Als ich einmal den Kopf hob, um zu sehen was Bella machte, merkte ich, dass sie längst eingeschlafen war. Ich musste ein bisschen lächeln. Wie friedlich sie aussah, als wenn alles gut wäre...

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤•𝟚«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt