Alles war dunkel um sie herum. Dann schimmerte weit in der Ferne ein rötliches Licht auf. Sie spürte eine unangenehme Wärme auf ihrem Körper brennen. Sie wollte weg. Weg von diesem unheimlichen Licht und der unangenehmen Wärme. Sie versuchte sich zu bewegen. Doch sie schaffte es nicht. Das Licht kam immer näher und näher. Es umhüllte sie und fraß sich durch ihre Haut. Sie wollte schreien, doch kein Laut drang aus ihrer Kehle. Sie fiel. Fiel in die Dunkelheit. Um sie herum erschienen Wolken und das Dunkel wurde vom Blau des Himmels abgelöst. Sie wusste was unter ihr war. Die Erde. Sie war sich sicher, dass sie jetzt sterben würde. Sie schloss die Augen und wartete. Der Aufprall kam, doch er war lange nicht so totbringend und schmerzvoll, wie sie ihn erwartet hatte. Sie öffnete die Augen wieder und blickte unter sich. Wieder wollte sie Schreien, doch auch dieses Mal verließ kein Laut ihre Kehle. Sie war auf einem Haufen von faulenden Leichen gelandet! Hastig rappelte sie sich auf und stolperte von dem modrigen Haufen hinunter. Sie drehte sich mehrmals hektisch im Kreis, doch sie sah nichts als Tod und Verwüstung. Diese Fläche, die ursprünglich einmal eine grüne Wiese gewesen sein musste, war nichts weiter außer ein grauer Fleck in der Landschaft. Soweit das Auge reichte, sah sie nichts. Nur Zerstörung. Über das gesamte Feld verteilt lagen Leichen oder auch nur Teile eines Körpers. Der Boden war unter dem ganzen Blut kaum noch zu erkennen. Weit in der Ferne rauchte es und sie meinte Ruinen eines Dorfes erkannt zu haben. Hinter sich hörte sie mit einem Mal ein Wiehern. Blitzschnell drehte sie sich um und sah direkt in die leuchtend roten Augen der zwei Pferde, denen sie schon einmal begegnet war. Hinter ihnen sah sie ihn. Ares. Den Gott des Krieges. Andächtig schritt er über das Feld und betrachtete die Leichen mit einem irren Funkeln in den Augen. Verträumt strich er dem einen Pferd über den Rücken, ehe er sie mit seinen Augen fixierte. "Ich sagte dir doch, ich werde dir die Schlacht zeigen.", hallte seine donnernde Stimme in ihrem Kopf wider, sodass sie zurückzuckte. Dann begann er fanatisch zu lachen, sodass es über der gesamten Ebene zu hören sein musste. Er hörte auf und starrte sie mit rot glühenden Augen an. "Du gehörst mir!", flüsterte er gefährlich ruhig. Plötzlich erschien vor ihr ein riesiger Schatten, der bedrohlich auf sie zu flog und sie zerquetschen wollte. Sie schrie, doch keiner hörte ihren Schrei. Sie wurde vom Dunkel verschluckt.
Schreiend und schweißgebadet fuhr Lina aus dem Schlaf. Hektisch flogen ihre Augen im Raum herum, bis sie an Ares hängenblieben, der mit einer Lampe in der Hand und besorgtem Gesichtsausdruck neben ihr im Bett kniete. Erschrocken schrie Lina auf und fiel rückwärts aus dem Bett. Sie rutschte weg von Ares, der die Lampe auf den Nachttisch stellte und langsam auf sie zu kam. Dabei hob er beruhigend die Hände. "Geh weg!", schrie Lina panisch, als sie die Wand an ihrem Rücken spürte. Ares jedoch hörte nicht auf sie und kam näher. "Geh weg!", schrie sie lauter. "Ich hab dich schreien gehört. Ist alles okay?" Diese Frage machte Lina wütend. Sie wollte ihn anschreien, doch gleichzeitig wollte sie sich in seine Arme werfen und sich bei ihm ausweinen, wie sie es früher immer bei ihrem Vater gemacht hatte, wenn sie einmal schlecht träumte. Sie erinnerte sich wieder daran, was Ares im Traum getan und gesagt hatte und große Angst überkam sie. Sie hielt schützend ihre Arme vor sich und schrie: "Komm nicht näher!" Dann fing sie haltlos an zu weinen. Ares eilte zu ihr und zog sie in seine Arme. Lina schrie und wehrte sich mit Händen und Füßen, doch Ares zog sie nur fester an sich und versuchte sie mit lieben Worten zu beruhigen. Er packte sanft ihr Gesicht und zwang sie ihn anzusehen. Er küsste sie zärtlich auf die Stirn. Sofort ergriff Lina eine gewaltige Ruhe. Sowohl ihr Wiederstand als auch ihre Tränen versiegten und sie ließ sich gegen die nackte Brust des Gottes fallen. Doch es störte Lina nicht, dass Ares nur eine kurze Hose trug. Ihr war in diesem Moment alles egal. "Es wird alles wieder gut.", versprach er ihr. Dann hob er sie vorsichtig hoch und trug sie zurück ins Bett. Er legte sich neben sie, zog sie in seine Arme und breitete die Decke über den beiden aus. "Schlaf.", murmelte er und im nächsten Moment war Lina wieder weggedämmert.
Sie befand sich auf einer wunderschönen Wiese. Überall waren Blumen in den verschiedensten Farben. In der Ferne sah sie ein Dorf und am einen Ende der Wiese war der Beginn eines Waldes. "Gefällt es dir?" Diese Stimme würde sie überall wiedererkennen. Sie drehte sich um und sah Ares. Er hatte nur eine kurze Hose an und stapfte mit einem breiten Lächeln auf sie zu. Seine Haare wurden vom leichten Wind zerzaust. Lina blickte an sich herunter. Sie trug ein weißes Sommerkleid, welches kurze Ärmel hatte und ihr bis knapp unter die Knie ging. Sie schaute wieder nach oben und bemerkte, dass Ares nun direkt vor ihr stand. "Wo sind wir hier?", fragte sie. "In deinem Traum.", antwortete Ares. "In meinem Traum?", hakte Lina nach. "Ja." "Wenn es ein Traum ist, dann kann ich machen was ich will, oder?" "Ja." "Dann will ich einen Hund." Ares fing an zu lachen und blickte hinter sich. Im nächsten Moment hörte Lina ein glückliches Bellen und ein schwarz-weißer Colli kam fröhlich auf die beiden zugesprungen. Lina lachte erfreut und kniete sich dann hin, um den Hund in Empfang zu nehmen. Der Colli warf sich sofort auf den Rücken und Lina fing an ihn zu kraulen. Dabei wurde sie von einem schmunzelnden Ares beobachtet. Lina schaute nach oben direkt in Ares Gesicht und zum ersten Mal konnte sie ein Gefühle erkennen, das wie ein Sturm durch seine Augen fegte. Das Gefühl war Zuneigung.
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Gott des Krieges
FantasyUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?