Lina war nun schon eine Woche im Tempel. Ihr Fuß war schnell wieder verheilt. Sie hatte sich gut an das Leben der Ordensschwestern gewöhnt. Diese mysteriöse Wärme war ihr ständiger Begleiter geworden. Immer, wenn es ihr schlecht ging, war sie da und tröste sie. Immer, wenn sie betete, war sie da und schien sich zu bedanken. Doch Lina konnte sich keinen Reim darauf machen was dieses Phänomen war. Was es zu bedeuten hatte. Sie hatte keine Ahnung. Teresa ging es immer noch sehr schlecht. Sie schlief von Tag zu Tag länger und wurde immer schwächer. Alle aus dem Orden machten sich Sorgen um sie und verloren immer mehr die Hoffnung, dass Teresa noch gesund werden würde. Es war ein frischer Montagmorgen. Man merkte, dass der Sommer langsam zur Neige ging und der Winter sich näherte. Lina lief mit Johanna, die ausnahmsweise mal müde und nicht hoch motiviert war, den Gang entlang zum Frühstück. "Hoffentlich gibt's heute nicht so viel zu tun. Ich will einfach nur in mein Bett und schlafen.", gähnte Johanna. Lina schüttelte grinsend den Kopf. Diese Frau war ihr ein Rätsel. Die beiden betraten den Speisesaal und begannen zu frühstücken. Danach machten sie sich wieder auf den Weg zurück in ihre Hütte.
"Lina! Johanna!", rief ihnen mit einem Mal eine Frau mittleren Alters zu und kam auf die beiden zu gerannt. Sie hatte braune Haare und ebenfalls braune Augen. "Ja?", fragte Lina verirrt. Wer war diese Frau? Und was wollte sie? "Ach so, wir kennen uns ja noch gar nicht. Viviane, Auserwählte des Hermes. Hallo." Viviane nahm Linas Hand und schüttelte sie. "Wir kennen uns ja schon.", meinte sie an Johanna gewandt. "Ja. Also. Was gibt's?", wollte diese wissen. "Marianne hatte heute Dienst am Tor. Da stand plötzlich ein Mädchen davor. Marianne meint, sie wäre erst so um die 14 Jahre alt. Trotzdem will sie in den Orden.", erklärte Viviane. "Und ihr lasst sie diese Prüfungen machen?", rief Lina erschrocken. Wie konnte man das einem so jungen Mädchen antun? Und vor allem, wieso wollte dieses Mädchen in den Orden? Viviane nickte. "Haben die Ältesten beschlossen. Sie soll es versuchen." "Wollt ihr die Kleine umbringen oder was?!", empörte sich jetzt auch Johanna. Viviane zuckte mit den Schultern. "Vielleicht schafft sie es ja. Aber jetzt zum eigentlichen Teil. Ihr beide sollt mir helfen sie auf die Prüfungen vorzubereiten." Dabei zeigte Viviane zuerst auf die beiden jüngeren Frauen und dann auf sich selbst. "Was? Nein! Das mach ich nicht! Ich weigere mich!", rief Johanna, drehte sich um und verschwand schnell in Richtung der Wohnhütten. Viviane seufzte und schaute dann bittend zu Lina. Diese schlang unwohl ihre Arme um sich selbst. "Na gut. Ich mach's.", gab sie sich geschlagen, fühlte sich aber schlecht dabei. Was, wenn dem jungen Mädchen etwas passieren würde? Das könnte Lina sich niemals verzeihen!
"Gut. Ich hole dann halt noch Maja. Die kennst du ja schon. Weißt du noch, wo der Raum für die Vorbereitung ist?" Lina nickte. "Gut. Geh dahin und warte dort vor der Tür auf uns. Wir sind gleich da. Und denk dran: Wenn wir reingehen, dann musst du absolut ernst gucken. Gehört zur Prüfung. Bis gleich." Und schon war Viviane weiter geeilt. Lina konnte verstehen, warum Viviane die Auserwählte des Hermes war. Immer hibbelig und unterwegs. Wie Hermes selbst immer beschrieben wurde. Lina schüttelte den Kopf und machte sich dann auf den Weg den Gang zurück. Ab der Kreuzung geradeaus und die zwei düsteren Türen hinter sich bringend, bis sie vor der vordersten Tür stand und auf die anderen beiden Frauen wartete. Nach kurzer Zeit kamen die beiden dann auch schon mit den verschiedenen Utensilien auf den Armen zu ihr. "Ah, Lina. Dachte ich mir schon, dass du dieses Mal dran bist. Jeder muss das einmal gemacht haben.", wurde sie von Maja begrüßt. Lina nickte unsicher und schenkte Maja ein halbherziges Lächeln. "Also dann. Auf geht's.", meinte Viviane und übergab Lina die Waschsachen und Kleidung, ehe sie die Tür öffnete. Lina, die deutlich überfordert war, bemühte sich um einen halbwegs kalten Gesichtsausdruck, ehe sie den anderen beiden in den Raum folgte. Ihre Augen mussten sich erst an das spärliche Licht gewöhnen. Als sie endlich wieder etwas erkennen konnte, erschrack sie und ihre Maske verrutschte kurzzeitig. In dem Raum stand ein mageres Mädchen mit schmutzigen und zerrissenen Klamotten. Ihr blondes Haar war mit Dreck verklebt und fiel ihr in Strähnen über die Schultern. Ihre grünen Augen schauten die drei Frauen unsicher und leicht ängstlich an.
"Dann wollen wir dich mal fertig machen.", rief Viviane und klatschte in die Hände, wovon das Mädchen leicht zusammen zuckte. "Lina. Du bist dran." Lina nickte und zeigte dem Mädchen mit einem Kopfnicken an, dass es durch die Tür zum Badezimmer gehen sollte. Das Mädchen tapste unsicher zur Tür und erst jetzt erkannte Lina, dass die Kleine keine Schuhe anhatte. Sie folgte ihr durch die Tür und der altbekannte Raum mit der Holzwanne erschien. Lina legte die Sachen, die sie in den Armen hatte, auf den Tisch und hielt dem Mädchen dann einen Schwamm hin. "Zieh dich aus und mach dich sauber.", sagte sie und versuchte gleichzeitig freundlich und kalt zu klingen. Mit zitternden Finger ergriff die Kleine den Schwamm und Lina drehte sich um. Sie wusste noch zu gut, wie unangenehm es ihr vor etwa einer Woche war sich vor einer fremden Person auszuziehen. Nach kurzer Zeit hörte sie ein Plätschern und drehte sich zu dem Mädchen um. "Warum willst du unbedingt in den Orden?", platzte es aus Lina heraus und sie hätte sich am liebsten geschlagen für diese Frage. Sie sollte hart und kalt sein und nicht neugierig! Das Mädchen schaute sie schüchtern an und Trauer und Schmerz zuckten durch ihre Augen. "I-Ich habe i-im Heim gelebt. A-aber unsere Heimleiterin ist g-ganz böse. S-s-sie bevorzugt manche Kinder und bestraft die, die sie nicht mag. I-ich gehöre zu denen, die sie nicht mag u-und sie ist ganz gemein zu mir. Ich wollte da einfach nur weg!", erzählte sie stockend und augenblicklich bekam Lina Mitleid mit diesem armen Kind. "Ich bin mir sicher du schaffst das.", versuchte sie sie aufzubauen, doch man sah, dass dieser Versuch kläglich scheiterte. "Wie heißt du?", wollte Lina dann wissen. "Maria. Mein Name ist Maria."
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Gott des Krieges
FantasíaUm zu überleben, tritt sie in den Orden der Götterdiener ein. Und wird prompt von dem Gott auserwählt, den sie am allerwenigsten mochte. Ihr Leben steht von nun an in seinem Zeichen. Ein auf und ab beginnt. Kommt sie mit alldem klar?